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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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fest das Auge auf ihn geheftet; – »Squire, mich soll der Teufel holen, wenn ich nicht glaube, – nein, wenn ich es nicht fast gewiß weiß, daß Sie jener Wharton sind. – Ich habe mir die Züge des Advokaten damals zu deutlich eingeprägt.«
    »Mr. Cook«, sagte der Richter jetzt lachend, »ich habe das Vergnügen, Ihnen hier Mrs. Dayton, meine Frau, vorzustellen. Der werden Sie doch wenigstens glauben, daß ich nicht der Advokat Wharton, sondern George Dayton, Friedensrichter hier in Helena und dem County bin.«
    Cook machte eine etwas verlegene Verbeugung gegen die ebenfalls lächelnde Dame und sagte dann, jedoch immer noch wie halb zweifelnd: »Eine merkwürdige Ähnlichkeit aber bleibt es, eine Ähnlichkeit, wie sie mir noch gar nicht vorgekommen ist. Selbst die kleine Narbe da auf der Stirn hatte jener Wharton.«
    »Und was war es, was mir die Ehre Ihres Besuches heute verschaffte?«
    »Kann ich ein paar Worte mit Ihnen allein reden?« fragte Cook, durch solche direkte Frage rasch auf die Ursache seines Kommens zurückgeführt. »Es ist etwas von höchster Wichtigkeit und betrifft nicht allein die Sicherheit Helenas, sondern die des ganzen Staates, des ganzen Mississippi.«
    Dayton wandte sich, als ob er mit dem Gaste das Zimmer verlassen wollte, nach der Tür, in welcher zu gleicher Zeit Nancy erschien, und Mrs. Dayton sagte rasch: »Wir wollen gehen, Adele; Marie wird erwacht sein. – Nicht wahr, Mr. Cook, Sie bleiben doch zu Mittag bei uns?«
    »Ich weiß nicht, Madame, ob ich Ihre freundliche Einladung werde annehmen können«, erwiderte der Farmer; – »es hängt wohl ganz davon ab, wie sich hier unsere Maßregeln gestalten.«
    »Nun gut, Sie sollen sich nicht binden; sind Sie zu der Zeit noch in Helena, so finden Sie sich hübsch ordentlich ein; um ein Uhr wird gegessen.« Und ohne weiter eine Antwort abzuwarten, verließ sie, von Adele gefolgt, rasch das Zimmer.

Kapitel 32
    »Squire Dayton«, sagte Cook, als sich die Tür hinter den Frauen schloß, »Mr. Hawes verließ gestern nachmittag unsere Farm, und zwar einzig und allein in der Absicht, ja sogar mit dem ganz besondern Auftrage, Sie zu sprechen und Ihnen wichtige Mitteilungen zu machen. Wie ich aber eben gerade höre, hat er sich hier in Helena nicht einmal sehen lassen. Mrs. Dayton –«
    »Sie irren sich«, entgegnete ihm ruhig der Squire; – »er war hier, und wenn Sie in derselben Absicht hierherkommen wie er selbst, so sehe ich allerdings Ihre Eile und Aufregung gerechtfertigt.«
    »Er war hier?« fragte Cook erstaunt. – »Mrs. Dayton sagte aber doch –«
    »Ich traf ihn unten in der Stadt«, fiel ihm der Squire ins Wort, »und weil mir die Sache zu wichtig schien, auch nur eine Sekunde zu verzögern, so sandte ich ihn, damit er nicht durch einen bloßen Höflichkeitsbesuch die kostbare Zeit vergeuden sollte, augenblicklich nach Sinkville, während ich selbst das zu besorgen übernahm, was hier zu tun blieb. Wie er mir sagte, wollten Sie im Lande oben an Männern aufbieten, was Sie in der Eile zusammenbekommen könnten, damit wir, sobald er zurückkehrte, den entscheidenden Streich führen könnten. Ist das geschehen?«
    »Ich sollte es meinen«, rief Cook schnell, »der Alte und Bill mit noch ein paar anderen Drapers sind mit einer tüchtigen Schar im Anzuge.«
    »Gut, dann wollen wir uns wenigstens jetzt so lange ruhig verhalten, bis wir von Sinkville Nachricht bekommen. Mr. Hawes hatte ganz recht, daß er mir besonders ans Herz legte, die Verbrecher nicht vor dem entscheidenden Schlage gegen das aufsteigende Unwetter zu warnen. Auf jeden Fall möchte es geraten sein, die Farmer nicht früher nach Helena selbst hereinzulassen, bis wir nicht auch ungesäumt gegen den Feind aufbrechen können.«
    »Mr. Hawes mochte damals recht haben«, fiel ihm hier Cook in die Rede; – »die Sache hat sich jetzt aber geändert. Allerdings waren wir ebenfalls der Meinung, nicht alle auf einmal in die Stadt zu rücken; denn jene Bande hat ganz gewiß ihre Spione in Helena. James und ich ritten deshalb sogar voraus, und die übrigen lagern etwa eine Meile von hier in der ›Skalpprärie‹, Ihr kennt ja wohl den Platz, Squire, wo vor zwei Jahren die beiden Männer beraubt und skalpiert wurden. Der entscheidende Streich wird auch verschoben werden müssen, bis wir eine hinreichende Macht gesammelt haben; es sind aber unterdessen andere Vorbereitungen nötig geworden, und zwar hier in der Stadt selbst.«
    »Hier in Helena?«
    »Ja, – Hawes

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