Die Formel der Macht
Entführer gewesen.
Vom Nachbartisch schallte Gelächter zu ihnen herüber. Sie hörte es kaum. Bill Ogilvie berührte ihre Hand, und sie merkte, dass er mit ihr gesprochen hatte, aber sie konnte nichts erwidern, weil sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was er gesagt hatte.
“Ich brauche dieses Foto”, sagte sie. “Könnten Sie es mir wohl für ein paar Tage leihen?”
“Warum?”
“Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber es ist wirklich wichtig.”
“Himmel noch mal, Summer, ich bin Reporter, kein Pfadfinder. Wenn Sie dieses Foto wollen, müssen Sie mir schon was dafür geben. Was haben Sie so Interessantes darauf gesehen?”
Sie zögerte eine Sekunde, dann deutete sie auf den Chauffeur. “Ich erkenne diesen Mann wieder. Ich muss herausfinden, wer er ist und ob er wirklich ein Angestellter der Familie da Pereira ist. Falls ja, könnte der Mord an Fernando eine interne Sache gewesen sein.”
“Gut, Sie können das Foto behalten.” Bill schob es über den Tisch. “Aber nur, weil Sie es sich, wenn Sie es nicht von mir bekommen, von einem Dutzend anderer Stellen besorgen können.”
Sie merkte, dass er wütend war, weil er sie im Verdacht hatte, dass sie log. Dass sie an etwas anderem auf dem Foto interessiert war, nicht an dem Chauffeur. “Ich kann es Ihnen nicht beweisen, Bill, aber ich habe Ihnen nichts anderes als die Wahrheit gesagt.”
Sie stand auf und schob das Foto in ihre Tasche. “Danke für den Wein. Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen und melde mich wieder bei Ihnen. Auch wenn Sie es mir vielleicht nicht glauben, aber ich wünschte, ich hätte Ihnen mehr erzählen können.”
“Ja, klar. Einen schönen Tag noch, Miss Shepherd, und richten Sie Ihrem Daddy meine Grüße aus.”
Darauf hatte sie keine Antwort. Bevor Bill noch mehr sagen konnte, verließ sie die Bar und rannte, noch ehe die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, auch schon los. Sie verschwendete keine Zeit damit, in ihr Apartment zu gehen und eine Tasche zu packen.
Sie musste so schnell wie möglich zum Flughafen, um die Maschine nach Washington noch zu erreichen. Jetzt, da sie Julian Stein das Gesicht eines ihrer Entführer zeigen konnte, war es möglich, die Suche nach Joe auf einen Punkt zu konzentrieren, der eine echte Chance auf Erfolg barg.
Sie winkte einem vorbeifahrenden Taxi. “La Guardia”, sagte sie, während sie einstieg. “Und bitte beeilen Sie sich.”
18. KAPITEL
S ummer rannte den kleinen Treppenabsatz zum Stadthaus ihres Vaters hinauf und klingelte. Da sie davon ausging, dass, selbst wenn Olivia und ihr Vater nicht anwesend waren, zumindest die Haushälterin da sein würde, um ihr aufzumachen, hatte sie ihre Ankunft nicht angekündigt. Aber sie hatte Glück, ihr Vater öffnete ihr selbst.
“Summer, was für eine hübsche Überraschung! Komm rein.” Sein Lächeln machte einem Stirnrunzeln Platz, als sie den Flur betrat. “Aber was tust du in Washington? Ich dachte, du bist in New York und arbeitest wieder. Ich hoffe, es ist nichts passiert? Gibt es irgendwelche neuen Probleme?”
“Nein, mir geht es gut, doch ich habe etwas herausgefunden, das mir zu wichtig erschien, um es bis morgen warten zu lassen. Über meine Entführung.”
“Na, da bin ich ja gespannt. Aber warum stehen wir eigentlich auf dem Flur herum? Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Möchtest du etwas trinken? Ich habe einen exzellenten Cognac, den mir der französische Botschafter …”
“Nein danke, Dad. Für mich nicht.” Summer folgte ihrem Vater ins Wohnzimmer. Sie nahm vor dem leeren Kamin Platz und versuchte, nicht nervös auf ihrem Sitz herumzurutschen, während sich ihr Vater noch einen Drink nachschenkte. Alle Stühle in diesem Raum waren unbequem, vermutlich, weil sie von Olivia aufgrund ihrer antiken Eleganz ausgesucht worden waren, aber dieser, auf dem Summer saß, schien der unbequemste von allen zu sein. Zum ersten Mal fragte sie sich, was für eine fundamentale Unsicherheit ihre Stiefmutter umtreiben musste, wenn sie in ihrem eigenen Heim auf Bequemlichkeit verzichtete, nur um ihren Gästen ihr Stilempfinden zu demonstrieren.
“Wo ist Olivia?”, fragte sie.
“Sie ist schon zu Bett gegangen”, erwiderte ihr Vater, während er ihr gegenüber Platz nahm. “Wir hatten in den letzten paar Wochen schrecklich viel um die Ohren, und dann kam auch noch die ganze Aufregung über den Mord an Fernando und deine Entführung hinzu, sodass sie jetzt am Ende ihrer Kräfte angelangt ist, fürchte ich.”
“Das tut
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