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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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wiederholte sie und bemühte sich, nicht auf seinen Bart zu starren. “Ich glaube nicht, dass ich das schon mal geh…”
    Sie brachte ihren Satz nicht zu Ende. Sie verspürte einen Stich an ihrem Oberarm und riss instinktiv den Arm weg. Oder hätte ihn weggerissen, wenn nicht zwei starke Arme sie von hinten gepackt hätten. Gleich darauf wurde ihr eine Kapuze über den Kopf geworfen, und wenig später hörte sie hinter sich eilige Schritte auf sie zukommen, während man ihr schnell und geschickt die Arme auf den Rücken fesselte.
    Sie wurde entführt.
    Der Gedanke war so irre – warum sollte irgendwer sie entführen? –, dass es ein paar Sekunden dauerte, bis er in ihr Bewusstsein einsickerte. Als sie ihren Mund öffnete, um zu schreien, war es bereits zu spät. Man hatte ihr das Tuch so fest um den Kopf gezurrt, dass sie keinen Ton herausbekam.
    Das konnte nicht wahr sein! Auf dem Campus waren doch noch viel mehr Studenten gewesen, als die fünf oder sechs Leute, die auf dem Mäuerchen gehockt hatten. Irgendwer musste doch mitbekommen, dass sie hier gegen ihren Willen weggezerrt wurde.
    Summer versuchte sich zu wehren, aber das Mittel, das man ihr gespritzt hatte, begann bereits seine Wirkung zu entfalten. Ihr wurde ganz flau im Magen und schwindlig. Obwohl es hinter ihrer Kapuze praktisch dunkel war, schloss sie instinktiv die Augen, weil sich alles um sie herum drehte.
    Sie stieß mit dem Fuß gegen etwas Hartes. Ein Autoreifen vielleicht. Sie hatte die Information noch nicht verdaut, als sie einen Schlag auf den Kopf verspürte und vorwärtsgestoßen wurde. Ihre Stirn krachte gegen einen anderen harten Gegenstand. Eine Karosserie? Es tat so weh, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Schmerz und eine grauenhafte Übelkeit explodierten in ihrem Kopf, breiteten sich aus und drückten gegen ihre Schädelwände.
    Sie würgte, und für einen Moment tanzten grellbunte Lichter vor ihren Augen. Dann senkte sich Schwärze wie eine schwere Decke über sie, unter der sie fast zu ersticken glaubte. Ihre Angst wuchs sich zu einem riesigen Monster aus, das sie in seiner tödlichen Umklammerung gefangen hielt.
    Sie verlor schnell das Bewusstsein, aber – verdammt – sie würde es nicht stumm verlieren. Sie versuchte zu schreien, doch alles, was sie herausbekam, war ein leises Wimmern.
    Summer kämpfte bis zum Schluss verbissen gegen ihre Ohnmacht an, aber schließlich stürzte sie doch in das gähnend schwarze Loch, das sich vor ihr auftat.

3. KAPITEL
    D uncan rieb sich sein unrasiertes Kinn und streckte sich genüsslich, dann rückte er mit seinem Stuhl ein bisschen aus der Sonne, die durchs Küchenfenster hereinschien. Das Leben konnte kaum besser sein als an einem Frühlingsmorgen in Washington, wenn man einen Becher Kaffee und seinen Lieblingsteil der Tageszeitung neben sich hatte. Es war Wochen her, seit er zum letzten Mal einen ganzen Sonntag freigehabt hatte, und er hatte vor, jede faule Minute davon zu genießen. Er kaute den letzten Bissen seines Zimtbagels, leckte sich Quark vom Daumen und langte nach dem Sportteil.
    Er hatte sich gerade die zweite Tasse Kaffee eingeschenkt, als das Telefon klingelte. Er ignorierte es und durchforstete die Zeitung nach den neuesten Fußballergebnissen aus Europa, die irgendwo auf den hintersten Seiten ein trauriges Dasein fristeten. Er hatte während seines letzten beruflich bedingten Aufenthalts in Portugal eine gänzlich unamerikanische Leidenschaft für Profifußball entwickelt und sich eine Liste von internationalen Mannschaften zusammengestellt, die er unterstützte.
    Als das Telefon zum zweiten Mal klingelte, registrierte er es kaum. Er hörte nur mit einem Ohr seinen Anrufbeantworter klicken, dann blieb es ein paar Sekunden still, bevor es wieder klickte, ohne dass jemand eine Nachricht daraufgesprochen hatte. Vielleicht jemand, der dir eine andere Telefongesellschaft aufschwatzen wollte, dachte Duncan und beglückwünschte sich, dass er den Anruf nicht entgegengenommen hatte.
    Endlich fand er die europäischen Fußballergebnisse vom Samstag, aber er hatte die erste Tabelle noch nicht ganz überflogen, als das Telefon erneut läutete. Während er gähnte, hörte er, wie sich der Anrufbeantworter ein weiteres Mal einschaltete, mehrere Sekunden lief und sich dann wieder ausschaltete.
    Duncan runzelte die Stirn, legte die Zeitung hin und hob nachdenklich den Kopf. Da war jedes Mal, bevor der Anrufer aufgelegt hatte, eine seltsam erwartungsvolle Stille gewesen, die

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