Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
Vom Netzwerk:
… Pfirsich. Der Apfelzimttee scheint aus zu sein.”
    “Pfirsich wäre nett.” Sie griff nach der Tasse und dem Teebeutel, wobei sie sorgfältig darauf achtete, nicht in Berührung mit seiner Hand zu kommen. Wenn er spürte, dass sie zitterte, würde er sie für den Feigling halten, der sie war, und sie dafür verachten. Sie hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden schon einmal in sein Hemd geheult, und sie hatte nicht vor, ein zweites Mal vor ihm zusammenzubrechen. Bei dem Staatsempfang am Freitagabend hatte er sich von einer etwas menschlicheren Seite gezeigt, aber er war immer noch viel zu perfekt, als dass sie sich in seiner Gegenwart hätte entspannen können.
    Während sie kochendes Wasser über ihren Teebeutel laufen ließ, grübelte sie darüber nach, dass sich Duncan an ihrer Stelle seinen Entführern bestimmt nicht so demütig unterworfen hätte wie sie. Da er fließend Portugiesisch sprach, hätte er natürlich alles verstanden, was die Entführer gesagt hatten, und so dem FBI wertvolle Hinweise liefern können, nachdem er gerettet worden war. Wenn er nicht sogar das Klebeband, mit dem er gefesselt war, durchgekaut hätte und dann, nachdem er die Entführer mit präzise gesetzten Faustschlägen ins Jenseits geschickt hätte, aus eigener Kraft entkommen wäre, bevor ein Rettungsteam ihn finden konnte. Was sie offenbar Julian Steins Meinung nach hätte tun müssen, um zu beweisen, dass sie nicht mit ihren Entführern unter einer Decke steckte.
    Zum Teufel mit Julian Stein und seinem Zwergenhirn, das überschwemmt war mit Misstrauen. Summer atmete tief durch, zog den Teebeutel heraus und warf ihn in den Abfall, dann bedachte sie Duncan mit einem superhöflichen Lächeln. “Willst du auch etwas?”
    “Vielleicht noch ein Bier.” Duncan öffnete den Kühlschrank, holte eine Flasche Heineken heraus und hebelte den Kronkorken mit dem Daumen ab. Alter Macho, giftete Summer im Stillen. Aber sie konnte dennoch den Blick nicht abwenden, als er den Kopf in den Nacken legte und ein Drittel der Flasche in einem einzigen Zug hinunterkippte. Natürlich schaffte sie es nicht rechtzeitig, den Blick abzuwenden, und er ertappte sie dabei, wie sie ihn anschaute. Er blickte ihr eine Sekunde tief in die Augen, dann stellte er die Flasche mit einem leisen Knall auf dem Tisch ab und begann die Papiere, über denen er gesessen hatte, zusammenzuräumen und in einem ledernen Aktenkoffer zu verstauen.
    “Wo ist das Problem?”, fragte er mit dem Rücken zu ihr. “Warum hattest du plötzlich Lust auf Tee?”
    “Ich konnte nicht schlafen”, gab sie kurz angebunden zurück.
    “Hat dir der Arzt nichts zum Schlafen gegeben?”
    “Ich wollte es nicht. Ich denke, dass ich fürs Erste genug Medikamente intus habe. Ich würde meinem Körper gern ein bisschen Ruhe gönnen.”
    Er ließ seinen Aktenkoffer zuschnappen und stellte die Zahlen an dem Zahlenschloss ein. “Du hast während des Rückflugs erwähnt, dass die Entführer dich mit Tranquilizern vollgepumpt haben.”
    “Ja.” In der voll klimatisierten Küche kam es ihr plötzlich sehr kalt vor, deshalb legte sie ihre Hände um die heiße Tasse. “Sie haben mir drei Tage lang nichts zu essen und kaum was zu trinken gegeben, aber mit Medikamenten haben sie nicht gegeizt.”
    Duncan fuhr herum, seine Augen waren hart wie Kieselsteine. “Wir werden sie finden, Summer. Sie werden nicht so einfach davonkommen, das verspreche ich dir.”
    “Ach nein?” Sie war machtlos gegen die Bitterkeit, die in ihrer Stimme mitschwang. “Wie lange wird man nach ihnen suchen? Und wird man an den richtigen Orten suchen?”
    “Julian Stein hat eine sehr gute Nase, und er hat Spitzenagenten, die …”
    “Julian Stein denkt, dass ich meine eigene Entführung inszeniert habe. Dass ich den irrwitzigen Plan hatte, Joe zu befreien, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Zerstörung des Regenwaldes zu lenken.”
    Bevor Duncan antwortete, nahm er einen langen Schluck von seinem Bier. “Ja, das denkt er, aber er ist ein Profi und wird seinen Job machen.”
    “Und was ist mit dir, Duncan?”, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. “Bist du mit dem Direktor einer Meinung? Glaubst du auch, dass ich meine eigene Entführung inszeniert habe, um Joe Malone aus dem Gefängnis freizupressen?”
    “Nein.”
    “Mein Vater aber”, sagte sie und hätte sich am liebsten gleich auf die Zunge gebissen, weil sie ihm damit den Grund ihrer Schlaflosigkeit verraten hatte. Es war nicht die Tatsache,

Weitere Kostenlose Bücher