Die Formel der Macht
als seine Zunge begierig in ihren Mund eindrang.
Sie hatte wissen wollen, wie Duncan war, wenn er die Kontrolle verlor. Jetzt wusste sie es. Er war aggressiv, leidenschaftlich, fordernd – und der aufregendste Mann, den sie je geküsst hatte. Sie stand in Flammen, in ihrem Kopf regierte ein Chaos, das jeden logischen Gedanken auslöschte, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie ihn dazu gebracht hatte, die Beherrschung zu verlieren. Endlich, endlich. Gott sei Dank.
Sein Mund passte perfekt auf ihren – so perfekt, dass sie sich fragte, warum sie so lange gebraucht hatte, um zu begreifen, dass Duncan die Verkörperung ihrer geheimsten Fantasien war. Seine Hände wühlten sich in ihr Haar, zwangen sie, den Kopf in den Nacken zu legen, sodass er ihren Hals mit Küssen überschütten konnte, aber sie fühlte sich nicht gedrängt, weil sie begierig war, sich zu ergeben. Sie erschauerte vor Lust, als er ihr den Morgenmantel über die Schultern schob und ihre Brust küsste. Begierig darauf, seine Haut zu berühren, fuhr sie ihm mit der Hand über die nackte Brust nach unten zu seinem Hosenbund. Jetzt endlich konnte sie sich eingestehen, dass sie darauf lange gewartet hatte, und es war genauso erregend, wie ihr Unterbewusstes es sich erträumt hatte.
Wären sie nicht im Haus von Olivia und ihrem Vater gewesen, wäre sie sicher innerhalb kürzester Zeit mit ihm im Bett gelandet und hätte sich erst später über die Konsequenzen Gedanken gemacht. Aber schließlich brach sich die Erkenntnis Bahn, in wessen Küche sie hier waren. Keuchend raffte sie die letzten Reste ihres gesunden Menschenverstands zusammen, beendete den Kuss und löste sich aus seinen Armen.
Duncan protestierte heiser und streckte verlangend die Hände nach ihr aus, als sie jedoch keine Anstalten machte, seiner Aufforderung zu folgen, trat er einen Schritt zurück und lehnte sich keuchend mit zu Fäusten geballten Händen gegen den Türrahmen. Er sagte nichts und schaute sie auch nicht an, und sein Profil war unbewegt, aber diesmal ließ sie sich nicht täuschen. Duncan wollte sie, und er hatte große Mühe, sich das, was er wollte, nicht zu nehmen. Seine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem seidenen Faden.
Obwohl es ganz einfach gewesen wäre, zu ihm hinzugehen und dem Unvermeidlichen seinen Lauf zu lassen, kämpfte Summer ungeachtet der Tatsache, dass ihr Körper vor unerfülltem Verlangen bebte, gegen diese Versuchung an. Bis jetzt hatte sie sich für eine Frau gehalten, die schwer erregbar war. Sie fragte sich, warum von allen Männern auf der Welt ausgerechnet Duncan einen solchen Sturm der Begierde in ihr entfachte.
In der Hoffnung, dass ihre Stimme halbwegs normal klang, wartete sie eine volle Minute, ehe sie das Wort ergriff. “Entschuldige, Duncan. Das war meine Schuld. Ich habe dich provoziert.”
Er lächelte gezwungen. “Ich brauchte nicht groß provoziert zu werden. Für das, was eben passiert ist, suche ich schon seit dem ersten Tag unseres Kennenlernens nach einer Ausrede.”
Sie war einen Moment sprachlos. “Das kann unmöglich dein Ernst sein!” Sie lachte verunsichert. “Mein Gott, es ist dein Ernst.”
“Kling nicht so entsetzt.” Duncan griff nach der leeren Bierflasche und warf sie in den Müll. “Zum Glück habe ich eine Menge Erfahrung darin, so zu tun, als ob mich dein Charme völlig kaltließe. Du hast also nicht den geringsten Grund, vor mir davonzulaufen. Ich bin dir zehn Jahre lang nicht an die Wäsche gegangen, deshalb werde ich es heute bestimmt auch nicht tun.”
Selbst wenn er die Wahrheit sagte, war die Tatsache, dass Duncan seit zehn Jahren scharf auf sie war, wahrscheinlich alles in allem weniger sensationell als die, dass sie von Terroristen entführt, hundert Fuß über dem Erdboden in der Luft gebaumelt und überlebt hatte. Aber es war nah dran, ebenso sensationell zu sein. Verdammt nah.
Sie machte eine verlegene Geste, seltsam wehrlos nun, da sie Duncan nicht mehr in die Schublade zurückstopfen konnte, in der sie ihn das letzte Jahrzehnt über verstaut hatte. “Ich will aber, dass du weißt, dass ich dich nicht …” Sie verhaspelte sich, hielt inne, atmete tief durch und versuchte es noch einmal. “Mir fiel plötzlich ein, dass mindestens ein Secret-Service-Agent im Haus ist. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn er zufällig in die Küche stolpert und sieht, wie wir uns nackt auf dem Küchenboden wälzen.”
Duncan lächelte wieder, diesmal aufrichtig amüsiert. “Nicht auf
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