Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
entsetzt.
„Na und?“, knurrte er.
„Schon gut. Ich bin lieber still, sonst haust du mich wieder. Oder noch schlimmer, du kitzelst mich zu Tode.“
„Immer schön lieb sein“, warnte er sie und sah sie von der Seite an.
Ihr Mund hatte sich zu einem breiten Lächeln verzogen.
16
Am Abend stand Sara nackt im Bad ihres Pensionszimmers und musterte sich in dem bodenlangen schmalen Spiegel, der am Badschrank angebracht war. Besonders ihre Arme und Beine zeigten schon jetzt rötliche Schwellungen. Jeder Zentimeter ihres Körpers schmerzte. Wenigstens hatte sie Luke auch ein paar Mal ordentlich erwischt, stellte sie mit Genugtuung fest.
„Wir müssen schon mit vollem Einsatz trainieren, deine Gegner nehmen auch keine Rücksicht“, hatte er gesagt und ihr beinahe den Arm gebrochen, als er sie zu Boden schleuderte. „Es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit.“
Jaja, dachte Sara. Sie konnte sich im Traum nicht vorstellen, das Trainierte jemals anwenden zu müssen. Aber sie war erstaunt gewesen, wie ihr Körper intuitiv auf die Angriffe reagiert hatte.
Sie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und machte sich mit einer Schere bewaffnet an die von Rick befohlene Umgestaltung. A nscheinend hatte sie in ihrer Schul- oder Studentenzeit auch mal bei einem Friseur gejobbt, denn in den letzten beiden Jahren hatte sie sich öfter selbst die Haare geschnitten, wenn sie keine Lust auf Friseur gehabt hatte.
Aber noch nie so kurz. Die braunen Strähnen füllten schnell das Waschbecken. Traurig sah sie Ihnen hinterher, als sie mit der Toilettenspülung im Kanal verschwanden. Dann blondierte sie die kurzen Haare.
Nachdem sie die Blondierung ausgespült und die Haare mit dem Handtuch frottiert hatte, standen weißblonde Stacheln von ihrem Kopf ab. Entsetzt starrte sie ihr Spiegelbild über dem Waschbecken an. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
17
Es war ein milder Sonntagabend in Starnberg. Die Villa thronte von Scheinwerfern angestrahlt auf einer kleinen Anhöhe nicht weit vom See entfernt.
Heute Abend feierte Reinhard Fuchs seinen siebenundvierzigsten Geburtstag. Er hatte rund zweihundert Leute nebst Begleitung eingeladen, hochrangige Mitarbeiter, wichtige Kunden, Bekannte, regionale Prominente. Eine Nobelkarosse nach der anderen hielt vor dem Eingang. Elegant gekleidete Menschen entstiegen den Autos und schritten die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe zum Eingang hinauf.
Sara zupfte am Saum ihres cremefarbenen Satinkleides, das sie noch am Nachmittag gekauft hatte, und wartete, dass ihr Taxi an die Reihe kam. Sie widerstand dem Drang, an dem winzigen Lautsprecher in ihrem rechten Ohr herumzupulen. Sie erinner te sich, was Peter gesagt hatte: „Dieser Lautsprecher ist nur fünf Millimeter groß. Ich klebe ihn dir ins Ohr. Bohr nicht dran rum, sonst müssen wir ihn operativ entfernen.“
Das Mikrofon war in dem silbernen Kettenanhänger versteckt. Den durfte sie nur nicht verlieren. Sie blickte in die Seitenscheibe des Taxis. An ihr neues Spiegelbild musste sie sich noch gewöhnen. Die wasserstoffblonden kurzen Haare hatte sie zu einer frechen Frisur aufgestylt, blaue Kontaktlinsen überdeckten ihre braunen Augen.
Das Taxi fuhr wieder an und hielt am roten Teppich. Sara atmete tief durch und stieg aus. Hilfesuchend sah sie sich um. In den Schatten hinter Büschen am Rande des Grundstücks versteckte sich Luke, der dort per Funk mit ihr und den beiden anderen im LKW verbunden war. Der LKW stand einige hundert Meter entfernt in einer Seitenstraße.
„Kann ich Ihnen helfen, schöne Frau?“
Sara drehte sich um und sah den Herrn mittleren Alters im Smoking bekümmert an.
„Ich weiß nicht. Ich kann meine Einladung einfach nicht finden. Ich bin mir sicher, dass ich sie eingesteckt habe.“ Sie öffnete ihre Handtasche und kramte zwischen Lippenstift und Taschentüchern herum. Dann zuckte sie die Schultern, sah den Herrn wieder an und machte ein Schmollmündchen.
„Dann seien Sie doch meine Begleitung!“ Er streckte Sara seinen rechten Ellenbogen hin.
Sie hakte sich unter und schritt neben ihm die Treppe nach oben. „Wie kann ich Ihnen nur danken, Herr ...?“
„Ich bin Dr. Michael Hanuschek, ich leite das Labor bei PharmaTec. Und Sie sind?“
„Patrizia Manda, eine Freundin des Hauses.“
Sie erreichten den Eingang. Dr. Hanuschek übergab seine Einladung und sie traten ein. In dem riesigen Foyer und den angrenzenden Räumen mussten einige hundert Leute versammelt sein. Sie standen in
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