Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
Fuchs genoss den guten Wein und die ausgelassene Stimmung. Während sein Chef-Buchhalter gerade versuchte, einen Witz zu erzählen, lächelte er vor sich hin. Die Treppe ließ er nicht aus den Augen. Da endlich kam sie wieder. Das hatte aber lange gedauert. Sie hatte sich für ein kurzes Schwarzes mit einem Seidenschal entschieden, der ihren schlanken Hals betonte. In der Tüte in ihrer Hand war wohl ihr Satinkleid, das sie eher unschuldig hatte wirken lassen, aber in dem Schwarzen sah sie einfach nur hinreißend aus. Schon eine ganze Weile war ihm keine Frau mehr wie sie begegnet. Amüsant, sexy und intelligent. Eine seltene Mischung. Mit einem halben Ohr achtete er auf die Gespräche, um nichts Wichtiges zu verpassen.
Sie hatte den Treppenabsatz erreicht und sah sich um. Sie musste ihn doch gesehen haben. Aber sie steuerte die andere Richtung an. ‚Na warte!‘, dachte er und verließ seinen Tross. Er umrundete das Buffet, so dass sie ihm direkt in die Arme lief.
Mit einem feinen Lächeln trat sie auf ihn zu. „Vielen Dank für das Kleid! Es ist sehr schön. Und es passt.“
„Es steht Ihnen ausgezeichnet! Kommen Sie, ich stelle Sie ein paar Leuten vor.“ Er griff nach ihrem Ellenbogen, doch sie entwand sich ihm. Zorn wallte in ihm hoch. Er versuchte, sich zu beherrschen. Ein Blick in ihre traurigen Augen versöhnte ihn wieder.
„Es tut mir leid, ich muss leider schon gehen. Ich habe gerade einen Anruf erhalten. Meine Katze ist vom Balkon gesprungen und hat sich verletzt. Eine Nachbarin hat sie gefunden. Sie verstehen das doch?“
Er tätschelte ihren Arm. „Aber natürlich! Da will ich Sie doch gar nicht weiter aufhalten. Darf ich Sie anrufen?“
Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Nicht nötig.“ Sie zwinkerte. „Ich komme in den nächsten Tagen vorbei und bringe Ihnen das Kleid zurück.“
In seiner Brust zog sich etwas zusammen. „Ich wollte Ihnen anbieten, dass Sie das Kleid gerne behalten können. Aber so freue ich mich jetzt schon auf Ihren Besuch. Dann sehen Sie mal nach ihrer Katze. Kommen Sie gut nach Hause. Soll ich Ihnen einen Wagen holen lassen?“
„Danke, aber ich habe ein Taxi bestellt. Das müsste schon draußen stehen. Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Bis bald!“ Sie reichte ihm die Hand.
„Ja, bis bald. Dann zeige ich Ihnen auch das restliche Anwesen.“
„Ja gerne!“ Dann ging sie.
Ein kühler Wind wehte durch die weit geöffnete zweiflüglige Eingangstür herein und bauschte ihr Kleid. Der Seidenschal flatterte sanft hinter ihr her.
Er fröstelte.
19
Erleichtert trat Sara aus dem Haus. Sie sah schon ihr Taxi in der Einfahrt. Endlich geschafft. Gerade wollte sie die Treppe nach unten eilen, da hörte sie eine Stimme hinter sich. „Frau Manda! Sie wollen doch nicht schon gehen?“
Sara drehte sich um.
Michael Hanuschek trat auf sie zu. „Sie haben mir ja noch gar keine Gelegenheit gegeben, Sie näher kennen zu lernen.“ Er sah tatsächlich traurig aus.
Sara trat auf ihn zu. „Dr. Hanuschek. Ach, das tut mir leid. Ich hätte mich so gerne mit Ihnen unterhalten, aber Herr Fuchs hat mir Champagner über mein Kleid gekippt. Dann musste ich mich umziehen und gerade habe ich erfahren, dass meine Katze verletzt ist.“
„Ich dachte mir doch, dass Sie jetzt irgendwie anders aussehen. Nun, dann will ich Sie nicht weiter aufhalten. Aber nehmen Sie doch meine Karte, Sie können mich gerne einmal anrufen.“
Sie nahm die gereichte Karte und schob sie in ihre Handtasche. Den fragenden Blick nach ihrer Karte ignorierte sie. „Danke! Jetzt muss ich aber wirklich los. Auf Wiedersehen und viel Spaß noch auf dem Fest.“
„Auf Wiedersehen!“
Sara eilte die Treppe hinunter und sprang in ihr Taxi. Sie lotste den Taxifahrer zu einer Adresse ein paar Straßen weiter. Sie zahlte und stieg aus. Die schmale Gasse war dunkel, in den Fenstern der umliegenden Häuser war nur das flackernde Licht der Fernseher zu sehen. Da dröhnte schon Lukes Motorrad heran. Er hielt vor ihr.
20
Da stand sie im Licht seines Scheinwerfers. In dem kurzen schwarzen Kleid mit dem im Wind flatternden Seidenschal um den Hals sah sie einfach umwerfend aus. Er schaltete die Maschine aus und nahm den Helm ab. Bei ihrem Anblick spürte er, wie sich die Beklemmung in seiner Brust langsam löste. Er hatte wirklich Angst um sie gehabt. Wie sollte er nur jemals wieder normal mit ihr zusammenarbeiten können. Würde er sich je verzeihen können, dass er ihr damals nicht hatte helfen
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