Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
greifen, da traf ihn etwas mit einer solchen Wucht an der Stirn, dass er gegen die Tür prallte. Sterne blitzten in seinem Kopf auf, gefolgt von einem wahnsinnigen Schmerz, der hinter seinem Stirnbein explodierte und durch seinen ganzen Körper schoss. Licht flammte auf, blendete ihn. Seine Knie gaben nach, er sank an der Tür hinunter zu Boden. Seine Hände griffen nach dem schemenhaften Umriss, der auf ihn zukam. Doch er hatte keine Kraft mehr. Ein Springerstiefel sauste auf ihn zu, traf ihn mit Wucht in die Seite.
57
Fuchs befreite Sara von den Handschellen, drehte ihr die Handgelenke auf den Rücken und zog sie auf die Füße. Sie trat nach hinten in Richtung seines Knies, doch sie streifte ihn nur. Er riss ihre Arme hoch. Der Schmerz fuhr in ihre Schultern. Sie schrie auf.
„Wehr dich nicht, draußen stehen meine Jungs. Du kommst nicht weit. Haben wir uns verstanden?“
Sara war sich der Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst und unterdrückte den Impuls, sich mit Händen und Füssen zu wehren. Vielleicht würde sich später eine Gelegenheit ergeben. Also nickte sie.
Er zerrte sie ins angrenzende Badezimmer. Die Wanne war bis oben mit Wasser gefüllt. Schaum schwamm keiner darauf.
Er stieß sie nach vorne, ihre Knie knallten gegen Wannenrand.
„Steig in die Wanne“, sagte er leise.
„Lassen Sie mich los“, keuchte sie. Ertrinken. Was für eine grauenhafte Vorstellung.
Er packte sie grob an den Haaren und zog sie über den Wannenrand. Sie schrie vor Schmerz auf und wand sich. An Körperkraft war er ihr haushoch überlegen. Sie war gezwungen, über den Rand in die Wanne zu steigen. „Dann eben so.“ Er drückte sie in eine sitzende Position.
„Sag es mir.“
Ihre Kleider sogen das kalte Wasser auf. Sie zitterte.
Mit der rechten Hand hielt er immer noch ihre Handgelenke auf ihrem Rücken umklammert, während er mit der Linken ihren Kopf unter Wasser drückte.
Die ersten Sekunden versuchte sie instinktiv, den Kopf nach oben zu drücken. Doch sein Griff war wie ein Schraubstock. Sie widerstand dem Drang, dagegen anzukämpfen und zwang sich dazu, alle Muskeln erschlaffen zu lassen. Versuchte, an nichts zu denken. Sie zählte die Sekunden. Der Drang, einzuatmen, wurde fast übermächtig. Als sie die siebzig erreichte, verschwammen die Zahlen in ihrem Kopf.
Da wurde sie an den Haaren wieder aus dem Wasser gerissen. Hustend entließ sie die verbrauchte Luft aus ihrer Lunge und atmete röchelnd ein.
„Sag es mir“, zischte er ihr ins Ohr.
Sara japste nach Luft. Als ihre Gedanken wieder gehorchten, schüttelte sie den Kopf. Er würde sie so oder so töten. Vielleicht war Ertrinken gar nicht so schlimm. Dieses Gefühl von Watte im Kopf, die davondriftenden Gedanken.
Ihr Kopf wurde wieder unter Wasser gedrückt. Diesmal hielt sie bis sechzig durch, bevor ihr die Sinne schwanden.
Sara erwachte auf dem Bett liegend. Sie war in einen Bademantel gehüllt, ihre Hände ruhten auf ihrem Bauch. War sie tot? Hatte sie das alles nur geträumt? Doch die pochenden Schmerzen an ihrer Wange und das brennende Gefühl in ihrer Lunge brachten sie in die Realität zurück. Sie lauschte in ihren Unterleib, doch sie spürte keine Schmerzen. Wenigstens das schien ihr erspart zu bleiben. Sie griff an ihren Hals und tastete nach ihrem silbernen Kreuzanhänger, den Luke ihr geschenkt hatte. Er war noch da. Sie umschloss ihn mit den Fingern und sandte Luke im Geist einen Hilferuf.
Dann stemmte sie sich auf die Ellenbogen und sah sich um. Das Licht war aus, nur fahles Mondlicht drang durchs Fenster und warf lange Schatten. Sie war allein. Unter der Tür drang das Licht vom Flur herein. Sie sprang auf und lief zum Fenster. Sie wollte es öffnen, doch der Hebel bewegte sich nicht. Sie rüttelte daran.
Da ging die Tür auf und das Licht flammte auf. Fuchs kam herein und ging auf sie zu. „Wie ich sehe, hast du dich erholt von deinem Bad. Zieh dich an.“ Er wies mit dem Finger auf ihre Kleidung, die getrocknet und ordentlich gefaltet auf dem Bett lag.
Sara ließ den Bademantel von ihren Schultern gleiten und zog ihre Sachen an. Fuchs beobachtete sie schweigend.
Es war ihr gleichgültig. Sie fühlte sich unendlich müde. Sollte er die Sache doch endlich beenden. Sie dachte an Luke. Diesmal würde er wohl doch zu spät kommen. Der Gedanke daran, dass er sich vor Schuldgefühlen zerfleischen würde, schmerzte sie.
Als sie fertig angezogen war, packte er ihren Arm. „Nachdem du anscheinend keine Angst vor deinem
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