Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
die Soldaten auf den Flüssen Indochinas transportierten. Man nannte sie hier eher Lastkähne, es waren große Blechkästen, die mit dumpfem, ständig zu ersticken drohendem Tuckern den bräunlichen Fluss hinauffuhren, einem Geräusch, das Mühe hatte, sich in der zu dicken, zu feuchten, zu warmen Luft auszubreiten. Vielleicht erreichte es nicht einmal das Ufer, und vielleicht hörten es die Kinder, die große schwarze Büffel an der Leine führten, nicht einmal; sie sahen die lautlosen Kähne, die mit Mühe den Fluss in einer Brühe aus flüssigem Schlamm hinauffuhren. Die LCT s waren nicht für diesen Zweck gebaut worden. Sie waren in großer Eile auf schlichte Weise konstruiert worden, um Panzer und schweres Kriegsmaterial auf die Pazifikinseln zu transportieren, und falls die Kähne dabei verloren gehen sollten, wäre dieser Verlust leicht zu verschmerzen. Bei Kriegsende war noch eine ganze Menge von ihnen vorhanden. In Indochina wurden kaum schwere Panzer eingesetzt, sie fielen zu oft wegen eines Defekts aus, flogen auf Minen in die Luft und konnten nichts ausrichten gegen im Wald versteckte Männer. Daher wurden die LCT s als Truppentransporter auf den Flüssen eingesetzt, die Soldaten wurden mitsamt Gepäck und Munition in den Laderäumen unter freiem Himmel eingepfercht, über ihnen hatte man leichte Dächer angebracht, um sie vor der Sonne zu schützen, und an langen Stangen waren Netze befestigt worden, um sie vor Handgranaten zu schützen, die vom Ufer oder aus einem ganz nah vorbeifahrenden Sampan geworfen werden konnten. Mit ihrem Schutzdach aus Segeltuch und Bambus, dem Laderaum voller dösender Männer, dem vom Rost zerfressenen Metall, den verbeulten Blechwänden, die zahlreiche Einschusslöcher aufwiesen, nahmen diese amerikanischen Schiffe, die einfach und zweckmäßig waren wie alles, was aus Amerika kam, in Indochina wie alles ein tropikalisiertes, verslumtes Aussehen an, etwas Müdes, schnell Zusammengebasteltes, das durch das feuchte Tuckern des Dieselmotors noch verstärkt wurde; man rechnete jeden Augenblick damit, dass der Motor absaufen könne und das Schiff stehen blieb.
Der Seemann, der den Konvoi der LCT s befehligte und den Salagnon aus Unkenntnis der Marinedienstgrade Kapitän nannte, kam zu ihm und stützte sich neben ihm mit den Ellbogen auf die Bordwand, sie sahen zu, wie das Wasser vorüberfloss. Es führte abgerissene Grasbüschel, Wasserhyazinthen und abgestorbene Äste mit sich, die langsam flussabwärts trieben.
»Wissen Sie, der einzige relativ saubere Weg ist hier der Fluss«, sagte er schließlich.
»Finden Sie, dass er sauber ist?«
Das Wort amüsierte Salagnon, denn das an den Flanken des Lastkahns entlanggleitende Wasser war so schwer vom Schlamm, dass der Bug und die Schiffsschrauben weder Schaum noch Gischt hervorbrachten; das mit Schlick gesättigte Wasser bewegte sich beim Vorüberfahren des Schiffes ein bisschen, wurde aber schnell wieder zu einer glatten Fläche, über die sie glitten, ohne sie zu stören.
»Ich bin Seemann, Oberleutnant, aber ich lege Wert darauf, meine Beine zu behalten. Und dazu wäre es in diesem Land besser, nicht mehr zu Fuß zu gehen. Ich vertraue dem Boden nicht. Es gibt hier kaum Straßen, und wenn es welche gibt, werden sie unpassierbar gemacht; man versperrt sie mit Bäumen, die nachts gefällt werden, man hebt quer verlaufende Gräben in ihnen aus oder verursacht einen Erdrutsch, um sie darunter verschwinden zu lassen. Sogar die Landschaft hat es auf uns abgesehen. Wenn es regnet, verwandeln sich die Straßen in Schlamm, und wenn man den Fuß auf die Straße setzt, fliegt sie in die Luft; oder sie gibt nach, sodass man in ein Loch rutscht, auf dessen Boden spitze Pfeile angebracht sind. Ich betrete das, was man gemeinhin Festland nennt und das nichts Festes mehr hat, nicht mehr, ich fahre nur noch mit dem Schiff, benutze die Flüsse. Und da sie hier keine Treibminen oder Torpedos haben, sind die Flüsse sauber, oder sicher, wenn Sie das besser verstehen.«
Die drei LCT s fuhren hintereinander den Fluss hinauf, die Männer dösten im Schutz des Segeltuchdachs im Laderaum, die Metallplatten vibrierten, man spürte die Reibung des dickflüssigen Wassers an der dünnen Flanke der Schiffe. Es gab keinen Schatten, die Sonne war sengend heiß, die drückende Hitze umgab sie mit Dampf, in dem sich das gleißende Licht widerspiegelte. Die Deiche aus Lehmerde versperrten den Blick auf die Landschaft, Baumgruppen und Reihen von Strohdächern
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