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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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kleinen Bleistiftstrichen und fügte dann Schatten und weitere Einzelheiten hinzu. Anschließend blätterte er um und zeichnete noch einmal dasselbe. Er zeichnete dieses Tal, das sie überwachten, so oft, bis er all dessen Senken und Bäume kannte; keiner der trockenen Büsche, die dort seit Jahrhunderten standen, entging ihm. Wenn er die Zeichnungen ganz schnell umblätterte, damit sie sich wie ein Daumenkino vor seinen Augen abspulten, könne er, so sagte er sich, feststellen, ob sich etwas bewegt habe und sie kommen sehen. Der Funker, der neben ihm mit dem Rücken am Baumstamm lehnte, döste unter seinem herabgezogenen Mützenschirm.
    Vignier glitt zwischen den Steinen her, ohne einen einzigen zu verschieben, und tauchte ganz plötzlich neben ihm auf. Salagnon zuckte zusammen, doch der junge Mann beruhigte ihn, indem er seinen Unterarm leicht mit dem Finger streifte, dann legte er den Finger auf die Lippen.
    »Sehen Sie dort, Herr Hauptmann«, flüsterte er. »In der Achse des Baches, in der Nähe der Brücke.«
    Unwillkürlich holte Salagnon das Fernglas hervor.
    »Nein«, fuhr Vignier halblaut fort. »Die könnten die Widerspiegelung sehen. Sie sind da.«
    Salagnon legte das Fernglas weg und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Mehrere Gestalten kamen vorsichtig aus dem dichten Laub der Bäume hervor. Der Schatten der knorrigen Stämme hatte sie bis zum letzten Augenblick verhüllt. Sie bewegten sich in einer Reihe voran. Mit Kisten beladene Esel begleiteten sie. Plötzlich war Motorengeräusch von der Straße zu hören. Eine dichte Staubwolke näherte sich ihnen langsam mit dem Lärm von Militärlastwagen. Diesmal vergaß Salagnon jegliche Vorsichtsmaßnahmen, nahm das Fernglas und stand auf. Ein Jeep fuhr den mit Soldaten besetzten Lastwagen voraus. Sie fuhren auf der Straße das Tal hinauf, hielten direkt auf die Brücke zu.
    »Scheiße, das ist Chambol. Dieser Idiot!«
    Das erste Geschoss eines Granatwerfers, das aus dem Bett des Baches abgefeuert worden war, explodierte vor dem Jeep auf der Straße. Das Fahrzeug kam ins Rutschen und blieb abrupt am Straßenrand stehen. Ein anderes traf den Motor eines Lastwagens, der in Flammen aufging. Die Männer sprangen von den Fahrzeugen, stoben auseinander und legten sich auf den Boden, die Kugeln rings um sie ließen die Steine zerspringen.
    »Diese Idioten, diese Idioten!«, brüllte Salagnon. »Los geht’s!«
    Die Falle, die sie in mehreren Stunden vorbereitet hatten, schnappte im ungünstigsten Moment zu. Die Geschosse der Granatwerfer explodierten im Bett des Baches, die Maschinengewehre, die zwischen den Felsblöcken versteckt waren, begannen zu schießen und erfüllten die Luft mit ratterndem Lärm und einem Hagel von Splittern. Die Abteilungen, die sich hinter Steinen versteckt hatten, robbten näher, und wenn die Männer der katiba zurückwichen, sprangen sie auf und gingen zum Sturmangriff über. Mehrere Esel brachen mit einem sirenenähnlichen, schrillen Geheul zusammen, die Eseltreiber zögerten kurz, ließen sie dann unter ihren Kisten liegen und rannten in den Schutz der Bäume. Anhaltendes Feuer kam aus dem Wald, Dauerfeuer und Feuerstöße aus Gewehren, und die Fallschirmjäger warfen sich auf den Boden, man konnte nicht unterscheiden, ob es sich um einen erlernten Reflex oder die Folge einer Verwundung handelte.
    »Das ist das Letzte«, knurrte Salagnon. »Wirklich das Letzte!«
    Er rief Trambassac über Funk an und ordnete an, das hintere Ende des Tals abzuriegeln, um die Falle zuschnappen und die vorgesehene Abteilung mit den Hubschraubern an den geplanten Stellen absetzen zu lassen. Die Fallschirmjäger rückten von Felsblock zu Felsblock vor und erreichten das Bett des Baches. Für die Soldaten, die auf der Straße gekommen waren, verbesserte sich die Situation. Sie richteten sich vorsichtig auf. In der Ferne waren regelmäßige Schüsse zu hören, wie bei einer Schießübung. Die katiba trat den Rückzug im Tal an und wurde von auf den Kämmen verstreuten Stützpunkten der Fallschirmjäger unter Beschuss genommen. Zwei Hubschrauber tauchten mit lautem Getöse am Himmel auf.
    »Es klappt, trotz allem, mehr oder weniger, aber mit welchen Einbußen!«
    Im ausgetrockneten Bett des Baches lagen tote Männer in der abgenutzten Uniform der nationalen Befreiungsarmee ALN , die sich bemühte, eine reguläre Armee aufzustellen, was ihr nicht ganz gelang. Auf dem Boden liegende Verwundete versuchten jähe Bewegungen zu vermeiden und

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