Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
starrten stumm die bewaffneten Fallschirmjäger an, die von Mann zu Mann gingen. Zwischen den Toten und Verwundeten lagen auch Esel, die unter der Last ihrer Waffenkisten zusammengebrochen waren, manche hoben den Kopf und stießen mit offenem Maul das für sie so typische schrille Geschrei aus. Alle litten an furchtbaren Verwundungen, die durch großkalibrige Kugeln und Granatsplitter hervorgerufen werden, die Gedärme quollen ihnen aus dem Bauch, ihr Fell war blutverklebt. Ein Unteroffizier ging mit einer Pistole von einem zum anderen, näherte sich ihnen sanft, setzte ihnen rücksichtsvoll den Lauf an die Stirn und gab einen einzigen Schuss ab, dann richtete er sich wieder auf und entfernte sich, sobald sie nicht mehr schrien und ihre Beine sich nicht mehr krampfhaft bewegten. Er erschoss einen verletzten Esel nach dem anderen, bis Stille eintrat. Bei jedem Schuss zuckten die Verwundeten zusammen. Die Gesetzlosen waren in Uniform und mit Kriegswaffen ausgerüstet. Sie wurden an einer Stelle zusammengeführt. Jene, die ein allzu militärisches Aussehen hatten, wurden ein Stück abseits geführt. Die würde man nicht als Gefangene mitnehmen, denn sie hatten ganz offensichtlich zuvor in der französischen Armee gedient und wurden daher als Deserteure betrachtet. Denjenigen, die man mitnahm, wurden die Hände gefesselt und man befahl ihnen, sich neben den Fallschirmjägern, die die Maschinenpistole schussbereit an der Hüfte hielten, auf den Boden zu setzen. Bei einem Offizier fand man Karten, Papiere und Formulare.
Vignier lag am Hang auf der Erde. Eine Kugel hatte ihn in die Stirn getroffen, an der Stelle, an der sich die Haut in Falten legt und die Brauen sich runzeln. Er muss sofort tot gewesen sein, er war wohl im Stehen getroffen worden und leblos zu Boden gestürzt. Herboteau verharrte eine Weile neben ihm und betrachtete ihn stumm. Dann zog er ein Taschentuch hervor, benetzte es mit Speichel und wischte das Blut rings um das kreisrunde Loch im Schädel seines Kameraden ab.
»Besser so. Wenigstens ist er auf saubere Art gestorben.«
Er richtete sich wieder auf und steckte das Taschentuch sorgfältig wieder ein. Er hob seine Waffe wieder auf und bat um die Erlaubnis, die katiba zu verfolgen; dann entfernte er sich, gefolgt von seinen Männern. In der Ferne, am Oberlauf des Baches, in den schwer zugänglichen Wäldern, gingen die Kämpfe weiter.
Chambol hatte sich beim Sturz aus dem Jeep den Knöchel verstaucht. Er näherte sich humpelnd. Die Typen aus den Lastwagen gingen hinkend auf ihre Fahrzeuge zu, versammelten sich ringsumher ohne jede Ordnung. Sie waren jung, hatten glatte Kindergesichter, ihre viel zu weiten Infanterieuniformen sahen aus, als wären sie aus einem Kostümverleih stibitzt worden. Es waren frisch eingetroffene Wehrpflichtige. Sie hatten große Angst ausgestanden. Salagnon zögerte, ober er sie ohrfeigen oder trösten sollte. Sie hatten die Waffe ungeschickt geschultert. Der Stahlhelm auf ihrem Schädel saß schlecht, wirkte schief und zu groß. Die Fallschirmjäger ziehen sich zum Kampf gut an. Das scheint völlig nebensächlich zu sein, ändert aber alles. Als sie alle angetreten waren, sah er, dass alles in allem nur zwei Unteroffiziere da waren, die den Auftrag hatten, den anderen zu sagen, was sie zu tun hatten. Einer von ihnen roch nach Alkohol und der andere sah erschöpft aus, er lebte vermutlich schon seit Jahrzehnten in diesem aufreibenden Land, schon lange bevor es zum Krieg gekommen war. Sie täten besser daran, im Schutz ihrer Posten zu bleiben, anstatt auf dämliche Weise herauszugehen und sich der Gefahr auszusetzen, erschossen zu werden. Er entdeckte Chambol, der das Gesicht vor Schmerz verzerrte, wenn er den Fuß auf den Boden setzte.
»Was zum Teufel suchen Sie denn hier?«
»Wir hatten vor, einen unserer Posten zu verstärken.«
»So, so, rein zufällig, irgendeinen Posten in Ihrem idiotischen Netz?«
»Ein Informant hat uns den Tipp gegeben, dass der Posten in Kürze angegriffen werde. Wir hatten die Absicht, den Typen dort aufzulauern. Damit sie auf eine Truppe stoßen, die auf den Angriff vorbereitet ist. Wir wollten ihnen zuvorkommen.«
»Und Sie glauben, was Ihr Informant sagt?«
»Er hat im letzten Krieg auf Seiten Frankreichs gekämpft, daher genießt er mein volles Vertrauen.«
»Sehen Sie sich doch nur mal um! Unter all den Typen, die wir getötet haben und die hier tot herumliegen, haben viele im letzten Krieg auf Seiten Frankreichs gekämpft. Hier darf
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