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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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herumzuschlendern und vielleicht irgendwo einen Kaffee zu trinken – was auch wieder eine Art Flucht bedeutete, er machte sich da gar nichts vor. Denn insgeheim war er sich seiner Kraft zur Konsequenz keineswegs sicher. Prompt nahm er dann auch den Umweg durch die Kolbestraße, nur um einen Blick auf ihr Haus zu werfen, rein sicherheitshalber, wie er sich einredete.
    Es regte sich nichts dort. Ihr BMW parkte am Straßenrand und die Einfahrt zur Garage war frei, vermutlich, damit ihr Mann später seinen Wagen darin abstellen konnte.
    Er hatte auch, entgegen seiner ursprünglichen Absicht, sein Handy mitgenommen. Sollte sie ihn doch anrufen, er würde schon mit ihr fertig werden. Das war immer noch besser, als wenn sie wieder bei ihm in der Grünewaldstraße auftauchte. Bei all dem konnte er nur hoffen, dass Bergheim nicht zu viel herumerzählen würde und vor allem Eva nichts davon zu Ohren kam, mit der er sich besonders gern unterhielt und die er jedes Mal abzupassen schien, wenn sie ihn am Wochenende besuchte. Ob er ihn noch einmal darauf ansprechen und um Diskretion bitten sollte? Aber nein, das würde die Sache für ihn erst recht interessant machen. Das Beste würde sein, über den Vorfall gar nicht mehr zu reden oder ihn möglichst gleichmütig abzutun, sofern noch einmal die Rede darauf kam. Und falls Eva ihn tatsächlich fragen sollte, würde er einfach sagen, es sei eine aufdringliche Haustürvertreterin oder Spendensammlerin gewesen oder es habe sich um eine Verwechselung gehandelt.
    In Kreuzberg in der Bergmannstraße setzte er sich in ein Straßencafé, um einen Kaffee zu trinken. Er mochte diese Gegend wegen ihrer bunten, munteren Atmosphäre, der ungezwungenen Multikulturalität, die sich hier als ganz alltägliche Selbstverständlichkeit zeigte. Gerade als er bezahlen wollte, ertönte sein Handy – und es war Eva. Sie wollte ihm mitteilen, dass sie sich ausnahmsweise früher von ihrem Job loseisen könne und wohl schon gegen 18 Uhr bei ihm sein werde. Er machte sich auf und kaufte ein paar Lebensmittel und zwei Flaschen Wein für sie ein, fuhr dann bald zurück, um nicht in den Feierabendverkehr zu geraten und bereitete etwas zu essen vor. Den Umweg durch die Kolbestraße vermied er diesmal.
    Kaum hatte er die Wohnungstür hinter sich geschlossen, da klingelte das Telefon im Flur und im selben Moment läutete es an der Tür. Das musste Eva sein; sie besaß zwar einen eigenen Schlüssel, benutzte ihn aber nie, wenn sie wusste, dass er zu Hause war.
    “ Moment, Moment”, sagte er, erst zu sich selbst, dann in den Apparat und dann in die Gegensprechanlage, während er den Summer drückte, um die Haustür zu öffnen.
    “ Er hat wieder angerufen, dieser Mann, der mich schon mal bedroht hat. Ich bin außer mir vor Angst! Kannst du nicht wenigstens mal kurz vorbeikommen? Oder kann ich zu dir kommen? Nur für ein paar Minuten?”, drang es aus dem Hörer in sein Ohr.
    Julias Stimme überschlug sich fast.
    “ Jetzt beruhige dich erst mal”, sagte er instinktiv und verfluchte sich dafür, dass er es nicht über sich brachte, das Gespräch einfach zu beenden. Während sie weiterredete, ging er in die Küche, um die Einkäufe abzustellen. Er wollte eben die Küchentür schließen, doch da hörte er schon die Wohnungstür klappen und Eva kam herein.
    “ Beruhige dich,“ wiederholte er ins Telefon, „ich komme”. Eva schaute ihn sichtlich irritiert an, er hob entschuldigend die Schultern.
    “ Eva, es tut mir leid”, sagte er und streifte flüchtig mit dem Mund ihre Wange, “aber ich muss noch mal schnell weg.”
    “ Oh bitte, lass dich nicht von mir aufhalten”, meinte sie etwas pikiert. “Sicherlich wirst du deine triftigen Gründe haben”.
    “ Das ist wieder dieser Kollege, von dem ich dir erzählt habe. Ihm ist etwas ganz Dummes passiert. Ich erzähle es dir nachher. Ach, jetzt komme ich gar nicht dazu, mich um das Essen zu kümmern. Ich wollte einen Auflauf und einen Bauernsalat machen und habe noch nicht mal ausgepackt. Könntest du vielleicht …?”
    „ Ja, sicher“, sagte sie leise und schüttelte den Kopf und hatte dabei einen verwunderten, aber auch besorgten Gesichtsausdruck.
    Er griff nach seinem Autoschlüssel auf der Kommode und schob sich an Eva vorbei durch die Tür, ohne sie anzusehen.
    Diesmal fuhr er bis fast vor das Haus, um Zeit zu sparen, was gewiss unvorsichtig war, aber er verdrängte das ungute Gefühl, das er dabei hatte. Ärgerlicherweise kam auch noch ein älteres Paar

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