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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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wiederholte er. “Ich habe heute schon fast zwei Stunden Sport gemacht, habe Müsli gegessen, bin spazieren gegangen, ich fühle mich gut.”
    Sie schien nicht ganz überzeugt zu sein, aber fast.
    “ Gut, wenn es so ist...Vielleicht bilde ich mir ja tatsächlich nur etwas ein. Und schließlich habe ich auch einiges um die Ohren. Womöglich ist das ja das Problem, dass wir uns zu selten sehen. Meinst du, wir sollten häufiger zusammen sein?”
    “ Ich finde es so, wie es ist, völlig in Ordnung”, beeilte er sich ihr zu versichern.
    “ Gut, okay, ich dachte ja auch nur. Aber eines musst du mir versprechen, Robert, bitte lass es in aller Ruhe angehen, lade dir nicht zuviel auf, mach dir keinen unnötigen Stress, nicht wegen dieses Buchs oder überhaupt wegen irgendetwas – und auch nicht meinetwegen.”
    Worauf sie mit “auch nicht meinetwegen” anspielte, meinte er in ihren Augen und an ihrem Gesichtsausdruck ablesen und aus dem Tonfall heraushören zu können, mit dem sie es sagte. Sie hatten über sein Missgeschick vom Sonntagabend im Bett kein Wort mehr verloren, weder am Telefon noch beim Essen in dem angeblich empfehlenswerten thailändischen Restaurant.
    “ Bitte, mach dir keinen Stress”, sagte sie später an diesem Abend ein weiteres Mal, nachdem sie vom Essen zurück waren und in ihrem Bett lagen. “Lass uns nur einfach so liegen und aneinander kuscheln. Ich fühle mich heute ohnehin nicht danach.”
    Am nächsten Morgen ließ er sich Zeit mit der Rückfahrt nach Berlin. Sie wollte, wie immer am Freitag, abends zu ihm kommen, um übers Wochenende bei ihm zu bleiben. Sie sagte, sie habe sich bereits einiges überlegt, was sie diesmal unternehmen könnten.
     

12.
    “ Bitte, verzeih mir, es tut mir leid, dass ich so die Nerven verloren habe. Ich verspreche dir, es wird nicht wieder vorkommen.”
    “ Warum rufst du nicht zurück? Mein Gott, nun sei doch nicht so stur.”
    “ Ruf nicht zurück, komm einfach bei mir vorbei, so schnell du kannst.”
    “ Warum meldest du dich nicht? Weshalb quälst du mich so? Macht dir das etwa Spaß?”
    “ Du blödes Miststück, ich hasse dich. Du steigst mit einer Frau ins Bett und sprichst anschließend nicht mal mehr mit ihr. Was bist du nur für ein kaltherziges Monster.”
    “ Lass mich wenigstens einmal deine Stimme hören, bitte.”
    “ Ich halte das nicht mehr aus.”
    “ Du bist ein richtiges Schwein, weißt du das eigentlich?”
    “ Entschuldige, das war nicht so gemeint. Ich hoffe, du bist deswegen nicht böse.”
    “ Mensch, Robert, bitte. Ich werde ab sofort auch ganz vernünftig sein, wirklich. Aber nun ruf doch endlich zurück.”
    Seine Mailbox quoll förmlich über von ihren Nachrichten, die sich zu einer wirren Kakophonie aus Flehen und Unflat, Betteln und Beschimpfungen gemischt hatten, angereichert mit gelegentlichem Schluchzen ebenso wie mit schäbigen kleinen Lachern. Es war kaum anzuhören. Das einzig Positive an diesem bedenklichen akustischen Sammelsurium war, dass es vom Vortag stammte und am späten Donnerstagnachmittag ein Ende gefunden hatte, da der Speicher voll war. Nachrichten vom neuen Tag gab es nicht. Er löschte alles. Eigentlich hatte er ein kleines zweites Frühstück zu sich nehmen wollen, doch der Appetit war ihm vergangen.
    Als er etwas später hinunter in den Eingangsflur ging, um wie immer um diese Zeit in seinen anderen, den physisch existenten Briefkasten zu schauen, steckte Herr Bergheim seinen grauen Kopf zur Tür heraus. Herr Bergheim lebte allein in einer der beiden Wohnungen im Parterre. Und wenn es im Haus jemanden gab, der stets bestens über sämtliche Vorgänge dort informiert war, dann war er es. Er selbst pflegte seine fundierten einschlägigen Kenntnisse bei Bedarf damit zu erklären, dass er „rein zufällig“ dieses oder jenes gehört oder sonst wie mitbekommen habe. Dabei konnte es kaum einen vernünftigen Zweifel daran geben, worauf seine informelle Wissenssammlung in Wahrheit beruhte – nämlich auf schlichter, kaum verhohlener Neugier. Ständig lag er hinter dem Fenster oder lauerte hinter der einen Spalt breit geöffneten Wohnungstür.
    Er war noch zu Bonner Zeiten als Ministerialdirigent im Bundespresseamt beschäftigt gewesen, aber bald nach dem Regierungsumzug pensioniert worden und mittlerweile weit über siebzig. Aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit fand er es offenbar naheliegend, verstärkt das Gespräch mit dem namhaften Journalisten zu suchen – was zur Folge hatte, dass

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