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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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auf seinem Kopf.
    Instinktiv tastete er mit zwei Fingern nach der Halsschlagader und überzeugte sich davon, dass sie nicht mehr schlug. Kein Zweifel, es handelte sich um jenen Mann, der vor ihrem Haus gestanden und von dem er sich verfolgt gefühlt hatte, auch wenn sein Gesicht jetzt ein wenig anders aussah, nicht mehr so spitz und mausähnlich, statt dessen leicht verquollen.
    Julia hatte sich geweigert, näher zu kommen und zuzusehen. Plötzlich stieß sie ein halb ersticktes Schluchzen aus und schlug die Hände vors Gesicht und all ihre Gefasstheit und unnatürliche Ruhe fielen von ihr ab.
    “ Mein Gott, ich halte das nicht mehr aus. Dabei habe ich ihn....habe ihn nicht einmal angerührt...nichts, gar nichts habe ich getan. Er war auf einmal einfach.....Das gibt es doch alles gar nicht...”
    Sie taumelte ein Stück, und er musste sie festhalten.
    “ Beruhige dich erstmal”, sagte er mit belegter Stimme. “Und dann erkläre mir bitte, was das hier zu bedeuten hat.”
    Flüchtig schoss ihm die irre Hoffnung durch den Kopf, dass er ja womöglich gleich aufwachen und feststellen würde, dass er in seinem Bett lag und immer noch mit den Nachwirkungen seines alkoholischen Fehltritts zu kämpfen hatte. Aber der Druck ihrer Finger, die sich schmerzhaft um seinen Arm krampften, belehrten ihn sofort eines anderen. Sie zog ihn in das Zimmer nebenan.
    “ Los, komm, ich kann das nicht ansehen!”
    Sie sackte in einen Sessel. Er wollte sich nicht setzen, sondern blieb in der Nähe der Tür stehen.
    “ Wer ist das? Wieso ist er hier? Und was hast du, verdammt nochmal, mit ihm angestellt?”
    “ Angestellt? Ich mit ihm? Gar nichts, ich schwöre es dir. Es ist einfach so passiert, ganz plötzlich. Ich war nur kurz aus dem Zimmer, und als ich zurück kam...”
    “ Wo ist übrigens dein Mann? Ich wäre ihm kürzlich schon mal fast über den Weg gelaufen und habe nicht die geringste Lust, hier von ihm überrascht zu werden. Da stand ein schwarzer großer Wagen bei eurem Haus,” sagte er und öffnete die Tür. ”Und ich habe vor allem keine Lust, mich ein zweites Mal mit so einer.....einer Geschichte zu beschäftigen.”
    “ Nein, halt! Bitte bleib, geh nicht weg!”, schreckte sie hoch. “Bitte bleib und bitte hilf mir. Mein Mann, der ist mal wieder unterwegs, er kommt erst Anfang nächster Woche zurück. An den brauchst du jetzt nicht zu denken. Und wieso ein großer schwarzer Wagen? Frank fährt einen Porsche..“
    Er kam nicht dazu, darüber nachzudenken. Sie redete hastig weiter.
    „ Und..und...du musst mir glauben, ich habe nichts getan, gar nichts. Es war ein Unglück, vielleicht ein Herzinfarkt oder so etwas. Ich konnte wirklich nichts dafür.”
    “ Es war ein Unglück” – das hatte sie auch gesagt, nachdem sie Oliver Rensing ein Küchenmesser in die Brust gestoßen hatte, ging ihm durch den Kopf. Er öffnete die Tür noch ein Stück weiter und wandte sich zum Gehen. Sollte sie doch toben und sogar einen Nervenzusammenbruch bekommen, selbst einen echten, oder sollte sie doch noch mehr von ihren verdammten Tabletten schlucken - was ging ihn das an? Was hatte er mit dieser Verrückten zu schaffen und mit irgendwelchen Toten, die sich in ihrem Haus befanden?
    “ Wenn du jetzt gehst, wirst du das noch bitter bereuen”, zischte sie mit einer plötzlich ganz anderen Stimme, die ihm durch und durch ging, und zugleich sprang sie auf und trat auf ihn zu.
    “ Ach, hör auf, hör einfach auf mit diesem ganzen Zirkus! Ich will damit nichts mehr zu tun haben”, knurrte er. “Ich gehe jetzt. Mir reicht das alles, es reicht mir schon lange, und jetzt ist endgültig Schluss.”
    “ Wenn du jetzt gehst, werde ich der Polizei sagen, dass du es warst. Ich habe mir das genau überlegt”, sagte sie.
    “ Dass ich was war? Was meinst du denn damit?”
    “ Ich werde ihnen sagen, dass du es warst, der Oliver Rensing umgebracht hat. Ich werde ihnen sagen, dass wir beide, du und ich, eine Affäre hatten und immer noch haben, und dass du Oliver aus Eifersucht umgebracht hast, nachdem du ihn zufällig hier bei mir angetroffen hast, und ich werde dazu sagen, dass er ein alter Bekannter war, der mich ganz harmlos besucht hat, und dass du völlig durchgedreht bist, dass du Streit mit ihm angefangen und dann zu diesem Küchenmesser gegriffen hast. Genau das werde ich sagen.”
    “ Und du glaubst, damit würdest du durchkommen?”, entgegnete er, während er vergeblich nach einem Mittel suchte, um den Wirbel aus Fetzen von Wut und

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