Die Frau aus dem Jenseits!
Notarzt untersuchte Dagmar Böhm, als sie auf der Bahre lag.
„Diese Frau liegt in einer außergewöhnlichen tiefen Ohnmacht“, sprach der Arzt. „Sie macht den Eindruck, als hätte sie tagelang fürchterliche körperliche Strapazen auf sich nehmen müssen. Was ist eigentlich mit ihr geschehen?“
„Schwebt sie in Lebensgefahr?“, wich David aus.
Der Arzt schüttelte verneinend den Kopf.
„Das nicht, aber die Ohnmacht kann unter Umständen tagelang andauern. Wir bringen sie jetzt ins Krankenhaus.“
„Danke, Doktor, wir erledigen alles weitere, Angehörige und so weiter“, erklärte der Kommissar. Er schaute dem Krankenwagen nach, bis dieser aus der Sicht war, dann wandte er sich an David Buchmann, mit dem er allein auf dem Zufahrtsweg stand.
Von der Familie Bartenstein ließ sich niemand sehen.
„Also, David?“, sagte der Kommissar zu David, „wachen sie auf! Schlafen sie schon mit offenen Augen?“
„Nein, nein, ich habe nachgedacht“, murmelte der Privatdetektiv zusammenzuckend.
„Ich sagte vorhin, damit wäre nun alles geklärt“, fuhr Schubert fort. „Sie machen aber ein Gesicht, als wären sie gar nicht zufrieden. Ich weiß nicht, was sie noch wollen. Wir haben die Frau gefunden, die sich Aurelius von Bartenstein gegenüber als seine tote Ehefrau ausgegeben hat. Wir wollen einmal annehmen, dass ihre Theorie stimmt, nämlich das Dagmar Böhm besessen ist. Nichts einfacher, als diese Frau unter Kontrolle zu halten, bis dieser seltsame Zustand wieder vergangen ist. Oder stimmen sie mir nicht so zu?“
David schien nicht so recht zu wissen, was er antworten sollte.
„Auf den ersten Blick scheinen sie recht zu haben“, stimmte er endlich zu. „Nur, wie sollen wir Dagmar Böhm helfen, wieder ein normales Leben zu führen?“
„Bewusstseinsspaltung ist ein Fall für die Psychiater“, wandte Schubert ein. „Damit haben wir nichts zu tun.“
David wollte ihm erklären, dass Besessenheit durch den Geist einer Toten absolut nichts mit einer Geisteskrankheit zu tun hatte, doch er ließ es sein.
Hier kam wieder die nüchterne Ader der Polizisten durch, gegen die David nicht ankonnte.
Der Hausarzt der Familie Bartenstein verließ das Gebäude und ging zu seinem Wagen. Er nickte den beiden Männern beruhigend zu und wollte damit zeigen, dass es dem Architekten wieder besser ging.
„Wir haben eigentlich die einzelnen Familienmitglieder auf den Anblick der Doppelgängerin von Selina Bartenstein reagiert?“, erkundigte sich Schubert.
„Desiree, Aurelius jetzige Frau, hat sie gar nicht zu Gesicht bekommen“, berichtete David. „Die Besessene hat zwar einen Fluch gegen Henri und Louise, die Kinder aus zweiter Ehe, ausgesprochen, doch auch diese beiden haben die Frau nicht gesehen. Nur Clara, Selinas Tochter...“
David brach ab. Sein Gesicht wurde plötzlich bleich, dann schlug er sich an die Stirn. „Mein Gott!“, rief er erschrocken. „Clara!“
Die junge Frau litt unter Depressionen wegen des frühen Todes ihrer Mutter. Für sie musste der Anblick der Doppelgängerin noch viel schrecklicher gewirkt haben als für Aurelius. Wer weiß, was sie in ihrem Zustand tun mochte.
Ohne sich um die ratlosen Rufe des Kommissars zu kümmern, rannte David auf das Haus zu. Er hatte keinen blassen Schimmer, wo die einzelnen Zimmer lagen, doch in der Halle traf er den Butler.
„Wo ist Clara?“, schrie David den verdutzten Dienstboten an.
„Im ersten Stock in ihrem Zimmer, zweite Tür links, aber...“
Weiter kam der Butler nicht, da David bereits die Treppe hinaufhetzte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Ohne anzuklopfen, riss er die bezeichnete Tür auf und prallte entsetzt zurück.
„ Schubert! “, brüllte David, während er mit einem Satz an dem schlaffen Körper war, der an einem Strick von der Decke herunterhing.
Clara von Bartenstein pendelte sanft hin und her.
Neben ihr lag ein umgekippter Stuhl auf dem Boden.
David sah das alles mit einem einzigen Blick, nahm es nur unterbewusst wahr. Instinktiv packte er Clara an den Beinen, hob sie ein Stück hoch und stützte ihren Körper ab.
Schwere Schritte polterten auf der Treppe, kamen scheinbar unendlich langsam näher, bis der Kommissar ins Zimmer stürmte. Er handelte ebenso geistesgegenwärtig wie der Privatdetektiv.
Trotz seiner schwerfälligen Gestalt bückte er sich blitzschnell, stellte den Stuhl wieder aufrecht, stieg darauf und schnitt die Frau mit seinem Taschenmesser ab.
Gemeinsam legten sie sie auf den
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