Die Frau aus dem Meer
Pippina. Für ein gutes Hochzeitshemd.
«Wollt Ihr heiraten?»
«Weiß ich noch nicht.»
Drei Hemden, ja, genau so welche. Vier Unterhosen. Sechs Paar Socken. Drei Schiebermützen, eine schwarze, eine graue, eine braune.
Dann kaufte er im Geschäft von Signor Ciotta noch vier Paar große handbestickte Laken für ein Ehebett.
«Wollt Ihr heiraten?»
«Weiß ich noch nicht.»
Ein Kissen und acht Kissenbezüge. Vier Handtücher.
Die letzte Station war das Magazin von Trisino Fava. Ein Kopfteil für ein Ehebett, mit einem Motiv von Blumen und Früchten, die ganz echt aussahen.
«Wollt Ihr heiraten?»
«Weiß ich noch nicht.»
Einen großen Spiegel. Einen kleinen Tisch mit einer Marmorplatte und zwei kreisrunden Aussparungen, in denen Platz für eine Waschschüssel und eine Wasserkanne war. Einen Sitz in Form einer Gitarre, in den ein gleichermaßen geschwungenes Becken eingelassen war, zum Waschen der Schamteile. Zwei Schüsseln für die Notdurft. Einen kleinen Schrank. Zwei zierliche Stühle.
Er kehrte nach Hause zurück, lud ab, schaffte das Kopfteil des Bettes nach oben, dazu den Schrank, das Tischchen mit der Marmorplatte, den Sitz in Form einer Gitarre, den Spiegel, die Stühle. Schlagartig veränderte sich das Schlafzimmer. Jetzt konnte Maruzza kommen. Er legte die Hemden, die Handtücher, die Betttücher, die Kissenbezüge, die Unterhosen, die Socken und die Schiebermützen in den Schrank. Es blieb noch genügend Platz für Maruzzas Sachen übrig.
Er fühlte sich überhaupt nicht müde, im Gegenteil. Am liebsten hätte er jede Menge Dinge angepackt. Doch was? Ach ja! Er konnte mit dem Bau des Klosettraums beginnen, zwei Mal zwei Meter, in der Nähe der Vorratskammer, wo er die Schüsseln für die Notdurft aufstellen würde. Steine hatte er noch genügend, auch gewölbte Dachziegel, und an Brettern für die Tür mangelte es ebenfalls nicht. Er begann mit der Arbeit, als es noch zwei Stunden bis zur Dämmerung war. Doch kaum hatte er mit dem Bauen angefangen, kam es ihm vor, dass die Maße mit den anderen Räumen nicht in Einklang standen. Also beschloss er, den Klosettraum drei auf drei Meter zu bauen.
Er arbeitete wie besessen, bis es dunkel wurde. Plötzlich hörte er eine Stimme, die nach ihm rief.
Donna Pina war’s, die ihr Kommen verkündete. Und sie machte ein zufriedenes Gesicht. Er spürte, wie seine Beine weich wurden wie frischer Ricotta.
«Was hat sie gesagt?», wollte er fragen, doch seine Stimme gehorchte ihm nicht.
«Wie?», fragte die Alte.
«Was hat sie gesagt?»
«Kriege ich denn gar kein Gläschen Wein?»
Er ging ins Haus und kam mit einem Krug Wein und zwei Gläsern zurück. Donna Pina hatte sich unter den Olivenbaum gesetzt, und er, den seine Beine nicht tragen wollten, setzte sich auf die Erde. Sie tranken.
«Kann ich erfahren, was sie Euch gesagt hat?»
«Sie hat weder ja noch nein gesagt.»
«Und was bedeutet das?»
«Das bedeutet, dass sie Euch persönlich kennenlernen will.»
«Wie kann man diese Bekanntschaft denn bewerkstelligen?»
«Wann kommt Ihr wieder in den Ort?»
«Am Mittwoch der nächsten Woche muss ich wieder hin, weil der Schneider mir eine Anprobe macht.»
«Ihr seid zu Don Filippo Greco gegangen?»
«Ja.»
«Dann stellt Euch Mittwoch, Punkt elf Uhr, vor die Tür des Schneidergeschäfts. Und ich und Maruzza werden an Euch vorübergehen.»
«Und dann?»
«Dann sagt mir Maruzza, ob es ein Ja oder ein Nein ist. Und dann, wenn es ein Ja ist, kommen wir Euch hier besuchen, Maruzza, ich und ihre Urgroßmutter Minica.»
Wo kam denn diese Minica plötzlich her?
«Sie hat eine Urgroßmutter?»
«Ja, väterlicherseits. Habe ich Euch das nicht gesagt?»
«Nein. Und sie lebt bei Maruzza?»
«Aber wo denkt Ihr hin! Minica will allein leben.»
«Und wie alt ist sie?»
«In einem Jahr wird sie hundert.»
«Oje, tatsächlich? Und wie schafft Ihr das, sie hierherzubringen?»
«Bringen?! Ihr wollt wohl, dass ich mich schieflache! Die kommt zu Fuß! Minica läuft besser als ich oder Ihr. Sie wird hier hochkraxeln wie eine Bergziege. Aber seid bloß vorsichtig, wie Ihr mit ihr redet!»
«Wieso?»
«Weil Maruzzas Ja überhaupt kein Gewicht hat, wenn ihre Urgroßmutter nein sagt. Wenn Ihr Minica nicht gefallt, gibt’s keine Hochzeit, die könnt Ihr dann vergessen! Verstanden?»
«Verstanden!»
Aber wie sollte er es nur aushalten, noch eine ganze Woche zu warten, bis er Maruzza endlich sehen würde?
Am besten baute er den Klosettraum in der Zwischenzeit
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