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Die Frau aus dem Meer

Die Frau aus dem Meer

Titel: Die Frau aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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die Zisterne hinunter, hielt es eine Weile so und wusch es, und als sie es wieder herauszog, waren Resina Beine und Füßchen gewachsen. Gnazio sah, dass sie langes blondes Haar hatte.
    Am selben Tag, als Resina geboren wurde, hatte Urgroßmutter Minica beschlossen, dass es Zeit für sie sei zu sterben.
    Die Nachricht von ihrem Tode überbrachte Donna Pina Maruzza, während Gnazio und Cola auf dem Feld arbeiteten. Da stieg Maruzza weinend ins Schlafzimmer hinauf, nahm die Muschel, ging auf den Balkon und fing an zu singen.
    Ihre Worte gelangten trotz der Entfernung zu Gnazio.
    «O Meer, schick meiner Urgroßmutter eine gute Strömung, sie kehrt zu dir zurück, schick ihr eine warme, liebliche Strömung, die sie zu unserer geheimen Grotte trägt, in der die Delphine mit den Walen spielen …»
    Gnazio kam angelaufen, er sah Donna Pina unter dem Olivenbaum sitzen.
    «Wie ist sie gestorben?»
    «Im Ort erzählte man mir, dass Minica heute Morgen, zur selben Stunde, als Resina auf die Welt kam, das Haus verließ, zum Strand ging, sich auszog und sich ins Meer warf. Ein Fischer hatte es bemerkt und stürzte sich ebenfalls ins Meer, um sie zu retten. Doch es gelang ihm nicht. Minica schwamm ihm davon. Irgendwann sah der Fischer sie nicht mehr.»
    «Doch als sie letztens zu uns kam, ging es ihr gut, sie wirkte, als wäre sie noch jünger geworden.»
    «Das wollte auch der Fischer nicht glauben, als man ihm erzählte, dass sich eine über Hundertjährige ins Meer geworfen habe. Er sagte, sie wäre ihm wie eine Zwanzigjährige vorgekommen, als er sie da nackt sah. Und er sagte noch etwas anderes.»
    «Und was?»
    «Er hätte gehört, dass sie sang, während sie ertrank.»
    In der ersten Zeit schliefen sie zu viert im Schlafzimmer. Resina legten sie im großen Bett zwischen sich. So konnte Maruzza, wenn die Kleine hungrig wurde, sich ihr zudrehen und sie säugen.
    Doch mit der Kleinen zwischen ihnen und Cola, der nur einen halben Meter von ihnen entfernt in seinem Bett lag und beim kleinsten Geräusch aufwachte, setzte die Zeit der Enthaltsamkeit für Maruzza und Gnazio ein, denen auch nach zwei Kindern die Lust nie verging, sich in den Armen zu liegen und sich der Liebe hinzugeben.
    Eines Tages hielten sie es nicht mehr aus und machten es in der Backstube, wie beim ersten Mal, als sie einander fleischlich erkannten. Sie mussten es hastig tun, weil Cola in der Nähe spielte.
    Und so kam Gnazio zu dem Entschluss, das Haus zu vergrößern.
    Rechts vom Esszimmer errichtete er in drei Metern Entfernung und in Übereinstimmung mit den Ecken des Hauses zwei quadratische Säulen von drei Metern Höhe, die durch eine gleich hohe Mauer miteinander verbunden waren.
    Das Gleiche tat er auf der linken Seite.
    Dann zog er eine Decke aus Holzbalken ein, die auf der einen Seite auf den Säulen und auf der sie verbindenden Mauer auflagen, wohingegen sie auf der anderen Seite in das Mauerwerk des Schlafzimmers eingelassen waren.
    Das Gleiche tat er auf der linken Seite.
    Und so waren die Böden der beiden neuen Zimmer fertig. Danach begann er die vier Wände des ersten Zimmers hochzuziehen und danach die des zweiten.
    Die Türen dieser beiden Räume öffneten sich in ihr Schlafzimmer. Die Fenster der neuen Zimmer lagen sämtlich zum Land hin.
    Als alles fertig war, sah das Haus, wenn man es vom Meer aus von rechts nach links betrachtete, folgendermaßen aus: ein Raum von drei Metern mit einer Tür, aber ohne Fenster, wo die Fässer standen; drei Meter entfernt ein Gehege von drei Metern für die Hühner, Kaninchen und Ziegen; das Gehege grenzte an einen Raum von drei mal drei Metern, und das war der Stall für die Tiere; drei Meter entfernt eine dreieinhalb Meter hohe Zisterne mit einem inneren Umfang von drei Metern; sechs Meter entfernt das Haus, das im Erdgeschoss aus einem drei mal drei Meter großen Zimmer ohne Fenster bestand, das auf beiden Seiten jeweils so etwas wie einen Portikus hatte; über diesem Zimmer befanden sich drei Zimmer von jeweils drei mal drei Metern in einer Reihe, ohne Fenster; über dem mittleren Zimmer befand sich ein weiteres drei mal drei Meter großes Zimmer mit einem Balkon; neben dem Haus, in einer Entfernung von sechs Metern, eine weitere Zisterne von der gleichen Art wie die erste; drei Meter entfernt ein Raum von drei mal drei Metern, wo man sich erleichtern konnte; dann, drei Meter weiter, ein Raum von drei mal drei Metern, wo sich der Backofen und die Vorratskammer befanden.
    Wenn man es dagegen von der

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