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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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konnte. Aufgestört wurde sie erst von Paula Hahne, die, ebenfalls
     auf der Suche nach Kaffee, dort gelandet war.
    Louise klingelte nach dem Dienstmädchen, das ein weiteres Tablett brachte. Paula füllte ihre Tasse mit Kaffee, reichlich Sahne
     und vier Stück Würfelzucker. Das Brötchen rührte sie nicht an. Sie aß für gewöhnlich nur wenig, trank aber Unmengen Kaffee
     und Schokolade. Etwas verlegen erklärte sie: »Ich konnte nicht länger schlafen. Die Beerdigung macht mich vollends nervös.
     Hoffentlich habe ich bloß nichts vergessen   …«
    »Die Leute von der Entreprise de pompes funèbres haben sicher an alles gedacht«, versuchte Louise Paula zu beruhigen. Sie
     wollte die Hand, die Paula ihr mit ihren Worten zur Versöhnung gereicht hatte, nicht wegschlagen und war bemüht, eine harmonische
     Unterhaltung zu führen. Auch wenn sie niemals Freundinnen werden würden – sie mussten zusammenhalten, wenigstens heute, um
     den Tag gut hinter sich zu bringen.
    »Wir brauchen noch frische Blumen in der Halle und   …«, sie warf einen Blick durchs Fenster, »…   ich hoffe nur, es fängt nicht an zu regnen. Wir können ja einen Schirm aufspannen,aber ein Leichengespann in Trauergala, dem das Wasser in Strömen aus den Schabracken rinnt   …«
    »Paula, ich bitte dich, mach dich nicht wahnsinnig. Das Wetter kannst du nicht ändern.«
    Bald schloss sich auch Hermine der kleinen Frühstücksgesellschaft an. Emil und Eugenie folgten ihr. Dr.   Thurner, der sich selbst eingeladen hatte – um einen prüfenden Blick auf den Leichnam zu werfen, wie er sagte   –, setzte sich an den Tisch und begrüßte die Gesellschaft mit einem kurzen Nicken. Er riet dringend an, den Sarg zu schließen,
     wenn man von Peinlichkeiten verschont bleiben wolle. »Wir sind reichlich knapp dran«, erklärte er. »Ich habe schon Begräbnisse
     erlebt, bei denen das geringste Holpern des Leichenwagens dazu führte, dass die Gase im Inneren des Leichnams in Bewegung
     gerieten und dieser ein ganz schauderhaftes Ächzen, Kollern und Furzen hören ließ.«
    Nachdem er sie damit – was ihm ein boshaftes Vergnügen bereitete – in Empörung versetzt und ihnen den weiteren Appetit am
     Frühstück verdorben hatte, suchte er Frederick auf, der sich von den Familienmitgliedern fernhielt. Auch wenn alle darüber
     Bescheid wussten, dass Louise und er seit Raouls Tod das Bett miteinander teilten – in der Öffentlichkeit und vor den Familienmitgliedern
     begegneten sie sich distanziert. Er war stolz, der neue Mann an ihrer Seite zu sein, und er begehrte sie grenzenlos. Er rechnete
     fest damit, dass es nicht mehr lange dauerte, und er wäre der rechtmäßige Nachfolger von Raoul Paquin an Louises Seite. Bis
     dahin freilich würde er sich diskret verhalten.
    Gleich würden die Zeremonien beginnen, und Louise überlegte noch, wie sie den heutigen Tag durchstehen sollte, die erniedrigende
     Qual, dass sie sich beim Begräbnis ihres eigenenGatten verstecken musste, als vor dem Haus ein lebhafter Lärm zu hören war. Louise ging in die Halle, und als sie einen Schritt
     vor die Tür machte, fand sie sich inmitten von zwei Dutzend Damen in ausgesucht luxuriöser Trauergala, die sie an den Händen
     fassten und ihr in einem Stimmengewirr versicherten, dass sie sie auf Schritt und Tritt begleiten würden.
    Amy umarmte und küsste Louise und strahlte sie mit spitzbübischer Begeisterung an. »Meine Liebe, ist das nicht großartig?«
     Ihre Miene wurde schlagartig ernst, als sie fortfuhr: »Justament wirst du deinen Platz als Gattin des Apothekers Raoul Paquin
     einnehmen, und wehe dem, der es wagt, sich dir in den Weg zu stellen! Ganz Europa ist da, um dich zu beschützen.« Sie stellte
     in aller Eile die Damen vor. Viele waren Angehörige von Vertretern des diplomatischen Korps und trugen stolz die Fahnen ihrer
     Herkunftsländer am Mantelkragen, andere repräsentierten ausländische Mädchenschulen oder künstlerische Vereinigungen. Allen
     gemeinsam war die selbstbewusste, durchaus rauflustige und dabei doch vornehme Haltung; man merkte ihnen an, dass sie einer
     Konfrontation nicht ausweichen würden, auch wenn dies einen Skandal bedeutete.
    »Warte ab, bis du erst unsere Kutschen siehst«, flüsterte Amy ihrer Freundin mit einem Augenzwinkern ins Ohr. »Ich habe einen
     Blumenstrauß für dich mitgebracht.« Sie rief ihre Zofe, und diese brachte einen üppigen, in Spitzenpapier gehüllten Strauß
     aus weißen Rosen und

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