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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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Verantwortung ziehen.«
    An dieser Stelle mischte sich Eugenie in die Debatte ein, und während Hermine abwechselnd weinte und schimpfte, kündigte die
     junge Frau an: »Ich sorge dafür, dass ganz Hamburg von deinem Treiben erfährt. Du spielst dich als Wohltäterin auf, in Wahrheit
     aber hast du alles dafür getan, um uns, die rechtmäßigen Erben, auf die Straße zu setzen. Was aus uns wird, ist dir völlig
     egal! Ich hasse dich, Louise Paquin, ich hasse dich zutiefst!« Sie war bleich, und Louise erkannte, dass sie weniger wütend
     als unendlich verzweifelt war. Ihre Hoffnungen, ihre Schönheit und Jugend zu Geld zu machen und reich zu heiraten, schienen
     mit einem Mal zerstört.
    »Spare dir deine Gefühlsausbrüche, Eugenie. Du bist kein kleines Kind mehr und solltest lernen, Haltung zu bewahren«, wies
     Louise ihre Nichte, die gleich alt war wie sie selbst, zurecht. »Wenn dein Plan, reich zu heiraten, nicht aufgeht, schiebe
     es nicht mir in die Schuhe. Ich gehe jetzt und lasse mich auf keine weitere Diskussion mehr mit euch ein. Ihr verschwindet
     hier mitsamt euren Dienstboten! Drei Tage.« Sie hob warnend drei Finger und wandte sich zum Gehen.
     
    Drei Tage später waren Hermine, ihre Kinder und das Personal tatsächlich aus dem Haus verschwunden, während Abbé Maxiant mit
     vier Klosterschwestern und zehn Bediensteten einzog. Mit ihm kamen dreißig Mädchen, die jüngsten fünf, die ältesten sechzehn
     Jahre alt.
    Louise, Frederick und Amy sahen wortlos zu, wie ein Mädchen nach dem anderen vom Wagen gehoben und in das neue Quartier geführt
     oder getragen wurde. Sie trugen braune Kattunkleider mit weißen Kragen und Aufschlägen und hatten das Haar kurz geschnitten,
     weil es so weniger Arbeit machte, sie zu baden und zu frisieren. Von den Neuankömmlingen waren drei blind, mehrere gingen
     auf Krücken, einige sahen schwachsinnig aus, und wieder andere mussten getragen werden, weil sie auf ihren gelähmten Beinen
     nicht laufen konnten. Nur wenige sahen hinreichend gesund aus, um sich selbst helfen zu können.
    Amy flüsterte entsetzt: »Was für unglückliche Kinder!«
    »Sie tun Ihnen bloß leid, weil es Mädchen sind«, murrte Frederick. »Wären es Jungen, könnten sie auf der Straße verrecken.«
    Amy setzte zu einer heftigen und ausführlichen Antwort an, aber Louise unterbrach die Debatte energisch. »Ich habe eure ewigen
     Zänkereien satt. Ich will keinen von euch beiden verlieren, also versucht, so gut wie möglich miteinander auszukommen.«
    Die Kinder, an das karge Ambiente eines geistlichen Waisenhauses gewöhnt, staunten über die prächtige Einrichtung, betasteten
     neugierig die dicken Teppiche und vergnügten sich damit, die türkischen Muster mit den Fingern nachzuzeichnen. In den weitläufigen
     Kellergewölben des Hauses befanden sich trotz des gierigen Zugriffs der Pritz-Toggenaus immer nochmehr als genug Vorräte, um die Kinder eine ganze Weile lang zu ernähren, besser, als es der Geistliche mit seinem schmalen
     Geldbeutel bislang zustande gebracht hatte.
    Louise stellte mit Freuden fest, dass Frederick von der neuen Nachbarschaft ebenso angetan war wie sie. Auch Sigmund Schlesinger
     zeigte Interesse. Er stellte dem Abbé eine Menge Fragen, an welchen Krankheiten und Beschwerden die Kinder vorwiegend litten
     und welche Heilmittel bestellt werden sollten.
    Von allem Anfang an war klar, dass die Apotheke eine bedeutende Rolle bei der Führung des Pflegeheims spielen würde, und zwar
     in doppelter Weise, denn Louise hatte einen Plan gefasst. Alle diese Mädchen wurden, soweit ihre Gebrechen es zuließen, in
     der Hauswirtschaft ausgebildet, lernten nähen, sticken, kochen – warum sollten sie da nicht auch Unterricht in der Hauskrankenpflege
     erhalten? Nicht alle würden diese Kenntnisse auch anwenden können, aber viele würden lernen, ihre eigenen Schmerzen zu lindern,
     und auf jeden Fall würden sie alle Vergnügen daran finden, einen Kräutergarten anzulegen. Sie hatte bereits Pläne gemacht,
     den Garten des Landhauses an der Alster dafür zu nutzen. Bis es warm genug war, mussten sie sich eben damit begnügen, anhand
     getrockneter Kräuter zu lernen.

D ie G iftmischerin
    1
    Am Montagmorgen fand Polizeirat Heidegast bei der Ankunft in seinem Amtszimmer eine Nachricht vor: Man hatte Paula Hahne ertrunken
     aufgefunden. Bootsleuten war ein im eisigen Wasser der Binnenalster treibender Gegenstand aufgefallen, der sich, als sie ihn
     mit dem Bootshaken heranzogen,

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