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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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wiederholt hausgemachte Speisen mitgebracht hatte und dass
     sie Pilze, Kräuter und Beeren selbst im Wald zu pflücken pflegte. Sie tat sich viel zugute auf ihre Kenntnisse und wischte
     alle Warnungen, sie könne sich einmal irren, beiseite. Nun, die Geschworenen glaubten dem Verteidiger und sprachen Jakobine
     Stokhamer frei.«
    Er richtete seine wässrigen grauen Augen flehentlich auf den Polizeibeamten. »Verstehen Sie mich? Mein Geschäft ist die Barmherzigkeit.
     Niemand mochte die Frau, und ich war überzeugt, dass sie das Opfer unglücklicher Umstände geworden war. Sie beteuerte mir
     gegenüber – mehr zornigals verzweifelt   –, dass sie unschuldig sei   … Ach, hätte ich es nur nie getan! Wenn ich nun am Tod meines besten Freundes mitschuldig bin?«
    Heidegast zögerte. Der alte Herr mit seinen Selbstvorwürfen tat ihm leid, aber es mochte gut sein, dass er wirklich eine Mitschuld
     am Tod seines Freundes trug. Vorsichtig sagte er: »Wir ermitteln noch. Zurzeit können wir nichts Genaues sagen. Sie bleiben
     in den nächsten Tagen und Wochen doch in Hamburg? Sobald wir konkrete Anhaltspunkte haben, erfahren Sie davon.«
    »Die Köchin!«, murmelte Heidegast, nachdem der Abbé gegangen war. »Was halten Sie davon, Gützlow? Wissen Sie Näheres?«
    »Persönlich habe ich sie weder gesprochen noch gesehen, aber der Schutzmann, der mit allen Dienstboten an der Alster auf Du
     und Du ist, hat mir von ihr erzählt. Die ehrenwerte Jungfer Jakobine Stokhamer! Was für ein schönes Motiv: Eine bösartige
     Kirchenwanze ermordet den sündigen Dienstherren zur Strafe, weil er eine blutjunge schöne Frau geheiratet hat.«
    »Eben!«, knurrte Heidegast. »Und genau diese bösartige Kirchenwanze möchte ich sehen.« Er ordnete an, einen Wachmann ins Löwenhaus
     zu schicken und die Köchin zu ihm zu bringen.

2
    Jakobine Stokhamer erschien in einem Cape aus grauem Wachstuch und einem altmodischen kleinen Hut, der schief auf ihrem dichten
     Haar saß. Die hochgewachsene, magere Frau mit den finsteren Zügen weigerte sich, Platz zu nehmen, und stand stattdessen in
     feindseliger Haltung vor dem Schreibtisch. Ihr welliges schwarzgraues Haar war in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einem
     strengen Knoten gebunden. Ein kobaltblau gemustertes Kattunkleid verhüllte ihre Gestalt bis hinunter zu den Knöpfelschuhen.
     Sie betrachtete mit kleinen, harten Knopfaugen und zusammengekniffenem Mund den Kriminalbeamten.
    Heidegast begann das Gespräch ohne jede Einleitung. »Frau Stokhamer, wie kann es einer erfahrenen Köchin passieren, dass sie
     Champignons mit Knollenblätterpilzen verwechselt?«
    Die Frau fuhr hoch wie eine wütende Tarantel. Urplötzlich verlor sie jegliche Haltung. »Diese Kuh!«, kreischte sie. »Diese
     dämliche Kuh! Was musste sie die Pilze selbst pflücken, wenn sie sich damit nicht auskannte? Und ich, ich wurde beschuldigt,
     mich schleppte man ins Gefängnis, niemand scherte sich um meinen guten Ruf   …« Bleich und zitternd vor Wut brach sie in eine atemlose Tirade aus, mit einer solchen Wucht, dass keiner der beiden Beamten
     sie zu unterbrechen wagte.
    Der Polizeirat kannte den Klang der Wahrheit, und er spürte, dass diese unansehnliche, unliebenswürdige Frau die Wahrheit
     sprach: Die Dummheit einer anderen hatte sie ins Gefängnis und vor Gericht gebracht, und der schlechte Ruf hatte sie verfolgt,
     sodass sie bei dem Gedanken zitterte, ihrer Herrschaft könnte einmal eine Mahlzeit schlecht bekommenund irgendjemand könnte sich an das Unglück der Familie Corbière und den Mordprozess in Straßburg erinnern   …
    »Aber Sie freuten sich damals über den Tod Ihrer Herrschaft, und versuchen Sie nicht, mich zu täuschen: Sie haben sich auch
     über den Tod von Herrn Paquin gefreut.«
    »Und wenn?«, rief sie, den faltigen Hühnerhals weit vorgestreckt, mit dem Kopf nickend. Ein goldenes Kettchen mit einem Kreuz
     daran war unter ihrem Schal zum Vorschein gekommen und baumelte jetzt unruhig hin und her. Sie holte kurz Atem, dann ergoss
     sich ein Strom übler Nachrede aus ihrem Mund, wie schmutziges Wasser aus dem Maul einer Brunnenfigur sprudelt. Der Reihe nach
     bekamen auch noch der verstorbene Baron, die Baronin, Frederick und der Magister Schlesinger ihr Fett weg. »Und Fräulein Hahne   … Sie können sich gar nicht vorstellen, was diese Hure nachts treibt! Sie hat was mit dem Oberleutnant, aber der ist beileibe
     nicht der Einzige. Alle paar Wochen packt sie der Teufel,

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