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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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dann fährt sie in eine Absteige am Hafen und treibt es dort wie
     eine Sau! Sehen Sie sich die nur einmal genauer an   … Aber uns Angestellte geht es ja nichts an, was die Herrschaft so macht. Also halte ich mich da schön raus und bete zu Gott
     dem Allmächtigen, der ein Auge auf dieses Sündenpack hat. Und das sage ich Ihnen, wenn die mich am Ende des Monats nicht bezahlen,
     bin ich weg! Ich habe mehr als ein gutes Angebot.«
    Heidegast hatte das Gefühl, durch einen übel riechenden Sumpf zu waten. Angewidert von so viel Selbstgerechtigkeit unterbrach
     er sie barsch: »Schluss jetzt! Frau Stokhamer, ich persönlich will Ihnen glauben, dass Sie in Straßburg zu Recht freigesprochen
     wurden, aber ich kann Sie nicht gehen lassen. Sie sind zum zweiten Mal in einen Mordfall verwickelt, Siehatten jede Gelegenheit, und Sie zeigen Ihre Genugtuung über den Tod der Opfer sehr, sehr deutlich. Bis Ihre Unschuld nachgewiesen
     wird, bleiben Sie in Untersuchungshaft.«
    Die Knopfaugen starrten ihn an wie die eines Tieres in Todesangst, und das bösartig zusammengekniffene Gesicht der Köchin
     nahm eine fahle gelbe Farbe an. »Sie verhaften mich? Was habe ich getan?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie etwas getan haben. Ich will es gar nicht behaupten. Aber unter den Umständen muss ich Sie im Untersuchungsgefängnis
     behalten, bis entweder Ihre Schuld oder Ihre Unschuld bewiesen ist.«
    Einen Augenblick lang stand sie da wie Lots Weib, reglos und stumm. Dann, als auf Heidegasts Klingeln hin der Wachmann eintrat,
     erhob sie die knochige Faust, gestikulierte damit wild in der Luft und stieß einen Fluch aus, der ihn in alle Ewigkeit in
     die tiefste Hölle wünschte.
    Drei Tage, nachdem Polizeirat Heidegast die Köchin hatte ins Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis bringen lassen, erhielt
     er Nachricht von dort. Man müsse die Frau in ein Irrenhaus einweisen, da sie offensichtlich den Verstand verloren habe. Sie
     weigere sich, irgendetwas zu essen, da alle Speisen vergiftet seien. Oft sitze sie stundenlang singend und betend in einem
     Winkel ihrer Zelle, um dann plötzlich aufzuspringen und so entsetzlich zu toben, dass man sie in eine Zwangsjacke stecken
     müsse. Vernünftige Aussagen seien von ihr auf keinen Fall zu erwarten.
    Heidegast ordnete die Überstellung der Verdächtigen in die geschlossene Abteilung der Nervenheilanstalt an. Die Frau tat ihm
     leid. Als Kriminalbeamter hatte er bei all den schweren Verdachtsgründen nicht anders handeln können, als sie in Haft zu nehmen,
     aber als Mensch war er keineswegs überzeugt,dass sie irgendetwas mit den Morden zu tun hatte. Ihre Wut und ihre Bitterkeit waren zu echt gewesen.

3
    Ende April meldete Abbé Maxiant, dass er alle Vorbereitungen getroffen habe, um mit seiner Schar von Zöglingen in das Löwenhaus
     zu ziehen.
    Da es nun mit dem Einzug ernst wurde, fiel Louise die unangenehme Aufgabe zu, ihre Verwandtschaft auszuquartieren. Der Tod
     des Barons erleichterte ihr Gewissen; den schwerkranken Mann auf die Straße zu setzen, hätte sie nicht übers Herz gebracht.
     Aber jetzt waren es nur mehr drei, zumindest zwei davon jung und gesund und auch Hermine immer noch rüstig, und sie hatten
     lange genug Zeit gehabt, sich eine neue Wohnung zu suchen – Zeit, die sie nicht genutzt hatten.
    Hermine war empört, als Louise sie aufsuchte, um ihr die endgültige Delogierung mitzuteilen. »Du wirfst deine Verwandten auf
     die Straße, damit ein Rudel Krüppelkinder das Haus verdreckt und ruiniert? Raoul würde sich im Grabe umdrehen!«
    »Es war Raouls letzter Wille, dass Abbé Maxiant hier einzieht. Hermine, ihr habt Zeit genug gehabt, euch nach einer neuen
     Bleibe umzusehen. Dass ihr keinen Finger gerührt habt, ist nicht meine Schuld. Bitte packt eure Sachen und verlasst das Haus.«
    »Ich denke nicht daran!«
    »Dann muss ich dich von der Polizei hinauswerfen lassen.«Louise war selbst erstaunt, wie emotionslos und entschieden sie den Satz hervorbrachte. »Zwing mich nicht dazu. Du hast noch
     die Gelegenheit, in aller Stille auszuziehen, ohne dass es einen Skandal gibt. Übermorgen ziehen hier neue Bewohner ein.«
    »Sollen wir betteln gehen?«
    »Das habt ihr auch bisher nicht getan. Emils Sold und die Zuwendungen der Familie Pritz-Toggenau haben euch über Wasser gehalten.
     Dass du das Haus in Altona aufgegeben hast, war eine Dummheit. Und dass ihr in den vergangenen Wochen so viele Schulden angehäuft
     habt, dafür kannst du wohl nicht mich zur

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