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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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enger um mich.
    „Mutti!“, höre ich eine vertraute Stimme. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Rachel mit unbeholfenen Schritten auf mich zukommt. In ihrem dicken Wintermantel sieht sie aus wie eine kleine Kugel. Gleich hinter ihr ist Paul, der seinen Arm in einer Schlinge trägt.
    „Hallo, mein Schatz.“ Ich bücke mich und hebe Rachel hoch, die jeden Tag ein bisschen schwerer zu werden scheint. Sie plappert munter drauflos und zeigt auf die Möwen, während ich zum zigsten Mal ihr Gesicht betrachte und mich frage, welche Erinnerung sie an das Geschehene haben mag. Zumindest strahlen ihre Augen, und ihr ist nicht anzusehen, dass sie irgendetwas belastet.
    Rachel windet sich in meinen Armen und deutet auf einen verglasten Bereich keine zehn Meter von uns entfernt, wo mehrere Kinder an Tischen sitzen und Bilder malen. „Willst du da spielen?“, frage ich, und sie nickt nachdrücklich.
    „Ich bringe sie hin“, bietet sich Paul an und nimmt mir mit dem freien Arm unsere Tochter ab. Ich sehe ihm nach, wie er mit der Frau spricht, die die Kinder beaufsichtigt, und dann ohne Rachel zu mir zurückkommt. „Sie wird mit den anderen ihren Spaß haben.“
    „Ja, das wird sie“, erwidere ich lächelnd. In den letzten Wochen hat sich Paul zum übervorsichtigen Vater entwickelt, der seine Tochter am liebsten keine Sekunde aus den Augen lassen möchte. Ich muss zugeben, dass ich seit dem Abend auf dem Flugplatz auch viel öfter nach ihr sehe. Oft wache ich mitten in der Nacht auf, dann schleiche ich auf Zehenspitzen zu ihrem Bettchen, um mich davon zu überzeugen, dass sie noch da ist.
    Ich drehe mich wieder zum Wasser um, Paul legt seinen Arm um mich, sein Kinn ruht auf meinem Kopf. Über ein Monat ist vergangen, seit Simon Rachel nach Moskau entführen wollte. Wir haben ihn an einem regnerischen Sonntagmorgen auf einem jüdischen Friedhof im Westen von London beigesetzt – der Rabbi, Rachel und ich, Paul sowie Delia und Charles, die respektvollen Abstand hielten. Zuerst hatte ich gar nicht teilnehmen wollen, schließlich war Simon ein Mörder, zudem hatte er mich vom Augenblick unserer ersten Begegnung an nur benutzt und belogen. Paul überredete mich schließlich, doch hinzugehen. Das erstaunte mich, schließlich hatte Simon seine gesamte Einheit auf dem Gewissen. „Damit du dieses Kapitel abschließen kannst“, erklärte er. „Für Rachel ist er der Mann, den sie bislang als ihren Vater gekannt hat, und irgendwann wird sie Fragen stellen.“
    Also gingen wir hin. Als sein Sarg in die Erde gelassen wurde, kochte ich innerlich vor Wut. Wie hatte er mir das alles antun können? So viele unschuldige Menschen waren seinetwegen gestorben. Er hatte uns alle benutzt wie Spielfiguren, deren Leben nichts wert war. Der Rabbi reichte mir eine Handvoll Erde, und als ich sie in das Grab warf, begann sich meine Verärgerung zu verflüchtigen. Du hast verloren, Simon . Plötzlich spürte ich ein seltsames Triumphgefühl. Es gab so vieles, was ich über die Ereignisse hätte erfahren wollen, vor allem über Simons Motive, doch das waren Fragen, auf die ich keine Antwort bekommen würde. Und dann, auf einmal, bedeutete es mir nichts mehr, was ich wusste und was nicht. „Y’isgadal, v’yis’kadash“, begann der Rabbi. Ich stimmte in sein Klagegebet ein, aber ich betete nicht für Simon, sondern für meine Eltern und für Rose, für Jakub und Alek und alle anderen, die ich in meinem Herzen trug. Meine Stimme wurde kräftiger, als ich Gott dafür dankte, dass er mir Kraft gegeben und mich an diesen Ort geführt hatte. Als das Gebet zu Ende war, kam Paul zu mir und nahm meine Hand, und dann verließen wir langsam die Grabstätte.
    Dava hatte ihre Verletzung überlebt und sich bereit erklärt, mit der Regierung zu kooperieren. Im Gegenzug war ihr ein milderes Strafmaß zugesichert worden. „So ist es besser“, sagte Paul, als wir ein paar Tage zuvor alles für die Reise zusammenpackten. „Auf diese Weise kommt es zu keiner öffentlichen Gerichtsverhandlung.“ Irgendwie war es sogar gelungen, den gesamten Zwischenfall geheim zu halten, sodass keine Zeitung darüber berichten konnte. Allerdings war ich mir sicher, dass man in Diplomatenkreisen noch lange über Simons Tod und meine zeitgleiche Kündigung spekulieren würde. „Hoffentlich werden wir so das ganze Ausmaß der Unterwanderung der Regierung durch die Kommunisten erfahren“, meinte er dann noch.
    Das will ich hoffen, denke ich jetzt mit leichtem Schaudern. Die

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