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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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genau, dass Ihr nicht nur einen Sohn
     habt. Und wenn Ihr seine Existenz noch so oft zu leugnen versucht.« Sie machte eine Geste, die Gaviana sofort verstand. Eilig
     trug die Sklavin den Kleinen zum Planwagen zurück. »Und wenn Ihr noch so oft versucht, unsere gemeinsame Nacht zu leugnen«,
     fügte Severina an.
    In Arminius’ Augen wuchs Verstehen heran. Severina hätte ihn schlagen mögen für diese umständliche Erkenntnis, die sich so
     langsam und zögerlich in seinem Blick breitmachte.
    »So wenig es Euch gefällt, dass diese Nacht nicht ohne Folgen geblieben ist, so müsst Ihr nun doch dazu stehen.«
    »Warum wusste ich nichts davon?«, fragte Arminius. »Und warum erfahre ich es ausgerechnet heute?«
    Nur der Gedanke daran, dass ihre Rache sich in wenigen Augenblicken erfüllen würde, hielt sie davon ab, in sein erstauntes
     Gesicht zu schlagen. »Ihr habt es gewusst! Und heute ist der Tag der Rache. Sie kommt spät, ich weiß. Aber Ihr hättet Euch
     denken können, dass ich nicht die Frau bin, die sich zurückweisen lässt, ohne Rache dafür zu nehmen.«
    Arminius warf einen langen Blick zu dem Planwagen, als würde er Silvanus nun gerne noch einmal betrachten. »Wir haben uns
     nie wieder gesehen. Wie also hätte ich von Eurer Schwangerschaft erfahren sollen?«
    »Ich habe Euch eine Nachricht geschickt.«
    »Ich habe nie eine Nachricht erhalten.«
    Sie schob sich so dicht an ihn heran, dass sie die Kälte seiner Waffe und seine angespannten Muskeln spüren konnte. »Lügner!«,
     spie sie ihm ins Gesicht. »Widerwärtiger, feiger Lügner! |393| Flavus selbst hat mir Eure Antwort überbracht. Er hat mir mitgeteilt, dass Ihr weder an mir noch an meinem Kind interessiert
     seid.«
    »Flavus?« Plötzlich trat ein wachsamer Ausdruck in Arminius’ Augen. Er stieß Severina von sich und wich zurück zu seinem Pferd.
     »Ist mein Bruder auch hier? In diesem Wald? Habt Ihr ihm die genauen Ortskenntnisse zu verdanken?«
    Severina antwortete nicht auf seine Frage. »Ich will Rache!«, stieß sie hervor. »Und heute bekomme ich sie. Die Rache an Eurem
     Eheweib hat mich eine Weile entschädigt. Nun endlich seid Ihr selbst dran.«
    Arminius starrte ihre Hand an, die unter den Umhang griff und einen Lederbeutel hervorholte, der um Severinas Hals hing. Aufreizend
     langsam öffnete sie ihn, dann holte sie etwas hervor, was Arminius in der Dunkelheit nicht sofort erkennen konnte. Erst als
     es vor seinen Füßen lag, begriff er, worum es sich handelte. Als er sich bückte, um die Liebesrune aufzuheben, höhnte Severina:
     »Die habe ich ihrer Leiche abgenommen. Möglich, dass meine Nachricht, die der Händler überbracht hat, ungenau war. Nicht Thusnelda
     bringe ich Euch zurück, sondern das, was von ihr übrig geblieben ist. In einem jedoch war die Nachricht korrekt: Euren Sohn
     habe ich Euch gebracht. Euren ältesten Sohn! Den anderen könnt ihr in zwanzig Jahren als Gladiator im Amphitheater sterben
     sehen. Wenn Ihr Euch traut, nach Rom zu kommen!«
    Sie lachte, während Arminius die Liebesrune anstarrte und unfähig schien, auf Severinas Hohn zu reagieren. Er erwachte erst
     aus seiner Erstarrung, als Severina rief, so laut sie konnte: »Rache!«
    Im selben Augenblick brachen Krieger aus dem Wald hervor. Zwanzig Mann etwa, die auf Arminius zuhielten. Von einem Moment
     zum anderen war die Stille des Waldes mit Kriegsgeschrei erfüllt. Arminius zückte sein Schwert, noch bevor er aufs Pferd sprang.
     Mit einem Blick hatte er die Übermacht erkannt und beschlossen, dass es keinen Sinn hatte, es auf einen Kampf |394| ankommen zu lassen. Hastig sah er sich um. Wo war Hermut? War er den römischen Kriegern schon zum Opfer gefallen? War er beim
     Aufspüren des Hinterhalts in die Falle geraten?
    Doch noch bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, kam auf der gegenüberliegenden Seite ein Reiter herangeprescht.
     Hermut! Er sah gleich, dass Arminius der Fluchtweg abgeschnitten worden war. Auf drei Angreifer gleichzeitig stieß er sein
     Schwert hinab.
    Severina wich nicht zurück, während der Kampf tobte. Sie kümmerte sich auch nicht um ihr weinendes Kind. Dies war der Augenblick,
     auf den sie jahrelang gewartet hatte. Sie wollte Arminius in seinem Blut vor sich liegen sehen. Mit Füßen wollte sie ihn treten,
     so wie er sie mit Füßen getreten hatte. Sie hoffte, dass er ihren Hass noch spüren würde, ehe er starb.
    Es war Gaviana, die den Kampf entschied. Severina hatte nicht mehr auf sie geachtet.

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