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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schließlich hatte die Sklavin zu tun,
     was ihr gesagt wurde. Dass sie plötzlich an ihr vorbei auf die Lichtung lief, überraschte niemanden mehr als Severina.
    »Sie lebt«, schrie Gaviana Arminius zu. »Thusnelda lebt.«
    Das Gefecht wurde für einen winzigen Augenblick unterbrochen. Arminius zuckte zurück, Hermut blickte auf, ihre Gegner sahen
     kurz in Gavianas Richtung … das reichte, um dem Kampf einen neuen Verlauf zu geben. Arminius fing sich als Erster wieder und
     verschaffte sich damit einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil. Auch Hermut konnte die kurze Unaufmerksamkeit seines Gegners
     nutzen und ihm die Waffe aus der Hand schlagen. Zwar musste Arminius im nächsten Augenblick einen gewaltigen Hieb vom Schwert
     eines Römers hinnehmen, doch obwohl sein Kopf im nächsten Moment blutbesudelt war, konnte er sein Pferd wenden und es in den
     Wald hineintreiben. Die Römer machten noch den Versuch, ihn zu Fuß zu verfolgen, aber Severina wusste, dass es sinnlos war.
     Arminius’ Pferd war schnell, und er kannte diesen Wald wie kein anderer. Hermut, der Arminius nachreiten wollte, wurde von
     einem Römer aufgehalten, der wütend sein Pferd attackierte, um ihn wenigstens an |395| der Flucht zu hindern. Tatsächlich brach das Pferd bald unter Hermut zusammen, den Zweikampf jedoch, der darauf folgte, gewann
     Hermut, der kurz darauf im Wald verschwand.
    Mit wutverzerrtem Gesicht wandte Severina sich Gaviana zu.
     
    Inaja wartete. Was sonst konnte sie tun? Es blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten. Nachdem Hermut ihr plötzlich gegenübergestanden
     hatte, gab es keine Rückkehr für sie in die Teutoburg. Hermut wusste nun, dass sie ihn betrog, er hatte gesehen, dass sie
     Flavus liebte. Und die Wut in seinem Blick hatte ihr Angst gemacht. Nein, sie konnte nicht zurück. Hermut würde ihr diesen
     Ehebruch niemals verzeihen. Vielleicht würde er sogar das Thinggericht anrufen, und wie man dort über Ehebrecherinnen urteilte,
     wusste sie. Sie wollte nicht im Moor versenkt werden, sie wollte leben – in Rom!
    Das Mindeste, was sie erwartete, war, dass Hermut sie verstieß. Sie würde dankbar sein müssen, wenn ihre Strafe nur darin
     bestand, dass sie ihr Hab und Gut packen und gehen musste. Sich als Bettlerin durchschlagen! Von einem Hof zum anderen ziehen,
     um Arbeit bitten, um eine Schüssel Brei, um einen Platz zum Schlafen. Aber das würde Flavus nicht zulassen, er liebte sie
     doch. Sie war sicher, dass es keine Frau gab, die seine Liebe so genoss wie sie, keine, die ihn so lieben konnte. Ja, er würde
     sie mitnehmen. In Rom konnten sie zusammengehören. Niemand wusste dort, dass sie nur eine Dienstmagd war. Flavus würde sie
     heiraten und aus ihr eine Fürstin machen. Und Gerlef würde ihnen bald folgen und als Sohn eines Fürsten ein wunderbares Leben
     führen.
    Sie lauschte auf das Kriegsgeschrei. Was bezweckte Flavus mit diesem Kampf? Ging es auch diesmal nur darum, Arminius aus dem
     Weg zu räumen?
    Inaja sah sich um. Die römischen Krieger hatten hier gelagert und alles zurückgelassen, als der Ruf der Römerin ertönte. Sie
     griff nach einer Decke und schlang sie sich um, auch das Stück Brot, das daneben lag, nahm sie an sich. Wer wusste schon,
     wie lange das Warten dauern würde?
    |396| Das Kriegsgeschrei entfernte sich, verstummte plötzlich. Nicht, weil der Wald es verschluckte, nein, Inaja spürte ganz deutlich,
     dass ein Ziel erreicht worden war. Arminius und Hermut waren geschlagen worden, oder … oder ihnen war die Flucht gelungen.
    Nach und nach kehrten die Männer zurück. Inaja verbarg sich im Unterholz und beobachtete sie, soweit die Dunkelheit es zuließ.
     Zwar sickerte das helle Mondlicht auch in diesen Teil des Waldes, aber den moosbedeckten Boden erreichte es nicht. Inaja konnte
     nur ein paar große Gestalten ausmachen, einige stützten sich gegenseitig, einer wurde von zwei anderen getragen. Was sie redeten,
     verstand sie nicht, aber als sie sich erneut an diesem Platz niederließen, sah sie, dass jemand seine Decke suchte und ein
     anderer sein Brot.
    Wo war Flavus? Zitternd drängte sie sich tiefer ins Gebüsch. War er etwa in diesem Kampf gefallen? Aber nein, das konnte nicht
     sein! Er hatte ihr erklärt, dass er sich zurückhalten, dass er den Kampf beobachten und nur im Notfall eingreifen wolle. »Auf
     ein Gefecht zwischen Brüdern will ich es nicht ankommen lassen«, hatte er gesagt. »Arminius muss sterben, aber nicht von meiner
     Hand.«
    Inaja

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