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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ledergürtel, der den Kittel zusammenhielt, war mit goldenen Einlegearbeiten verziert,
     die große Gürtelschnalle bestand aus einem vergoldeten Hirschkopf mit ausladendem Geweih. Um die Schultern trug der Fürst
     der Cherusker einen Umhang aus Hermelinpelz.
    Auch Hermut hatte nichts Römisches angelegt. Er sah aus wie ein germanischer Bauer an einem Festtag in seinen knielangen blauen
     Hosen und den ledernen Schuhen. Sein grün-rot gemusterter Umhang wurde von einer silbernen Fibel gehalten, ein Geschenk von
     Arminius, das Hermut nur an hohen Festtagen trug.
    Inaja fragte sich, wie Fürst Segestes darauf reagiert hätte, wenn er bereit gewesen wäre, die Tochter mit einem Cheruskerfürsten
     zu vermählen, dem das römische Bürgerrecht verliehen und der sogar zum römischen Ritter geschlagen worden war. Er, der Römerfreund,
     wäre womöglich konsterniert gewesen über die sichtbare Abkehr des Fürsten von seinen römischen Gepflogenheiten.
    Sie beobachtete, wie Thusnelda sich ein letztes Mal umblickte, und sah die Enttäuschung in ihren Augen. Aber Fürst Segestes
     war nicht zur Hochzeit seiner einzigen Tochter erschienen. Niemand wusste so gut wie Inaja, dass Thusnelda bis zum letzten
     Augenblick darauf gehofft hatte.
    »Ich bin glücklich«, hatte sie am Morgen zu Inaja gesagt. »Aber was wird aus meinem Glück werden, wenn mein Vater es nicht
     segnet?«
    Ein letzter Blick über die morastigen Wiesen, auf denen sich kein Reiter zeigte, dann drehte sie sich dem Haus zu, in dem
     sie fortan wohnen würde. Entschlossen richtete sie sich auf und schritt an Arminius’ Seite, gefolgt von Inaja und Hermut,
     auf den Kreis zu, in dem die Priesterin auf sie wartete. Währenddessen warf sie Nüsse unter die Bewohner der Teutoburg, die
     sie begeistert feierten und ihnen Glückwünsche zuriefen. Sie jubelten sogar besonders laut, als wollten sie die Stimmen der |190| anderen Gaufürsten, ihrer Familien und ihrer Gefolge ersetzen, die fehlten. Arminius war dem Wunsch seiner Mutter nicht gefolgt,
     die Führer der benachbarten Stämme einzuladen, wie es unter anderen Umständen selbstverständlich gewesen wäre. Nun hoffte
     er insgeheim darauf, niemandem möge zu Ohren kommen, dass Segestes der Eheschließung ferngeblieben war. Damit hatte Thusneldas
     Vater später die Chance zu verzeihen, ohne sein Gesicht zu verlieren.
    Inaja machte alles genauso wie ihre Herrin. Für sie war die Zeremonie vollkommen. ›Es ist, als wäre ich eine Fürstin‹, dachte
     sie und warf die Nüsse mit besonders großer Geste. ›Ich bin nicht nur die Dienstmagd einer Fürstin, sondern auch deren Freundin,
     ich werde die Ehefrau des besten Freundes eines Fürsten sein und bin die Geliebte eines Fürsten … Ja, ich habe das Leben überlistet!
     Gut, dass ich nicht auf meinen Vater gehört habe!‹
    Die beiden Brautpaare blieben außerhalb des Kreises stehen, die nächsten Angehörigen stellten sich im Innenkreis auf, alle
     anderen bildeten den Außenkreis. Eiliko, der Freund des verstorbenen Fürsten Segimer, war zum Kreiswächter ernannt worden.
     Er sorgte dafür, dass der Kreis geöffnet wurde, wenn es Zeit war, damit die Brautpaare sein Zentrum betreten konnten, wo die
     Priesterin sie erwartete. Eilikos Aufgabe war es auch, dafür zu sorgen, dass der Kreis während der Trauungszeremonie geschlossen
     blieb. Einer Ehe, die in einem beschädigten Kreis geschlossen wurde, gab niemand eine Zukunft. Erst wenn Aelda die Öffnung
     des Kreises freigab, war eine Ehe geschlossen worden, die lange anhalten und mit vielen Kindern gesegnet sein würde.
    Inajas Blick fiel auf Wiete, die neben ihrer Mutter im Innenkreis Aufstellung genommen hatte. Ihre Augen gingen über die Zeremonie
     hinweg, Wiete schien noch immer nicht in die Realität zurückgefunden zu haben. Seit sie in die Teutoburg geflüchtet war, machte
     sie wie ein Kind jeden Schritt an der Hand ihrer Mutter, gehorchte ihren Anweisungen ohne Regung, bewegte sich nur, wenn sie
     dazu aufgefordert wurde. Sie schien keinen eigenen Antrieb mehr zu haben, schien nicht zu wissen, |191| was sie tat und warum sie es tat. Und noch immer hatte sie mit keinem Wort nach dem Kind gefragt …
    Bevor die Brautpaare das Zentrum des Kreises betraten, zündete Aelda ein Feuer darin an, ein großes Feuer, das in dem hochaufgeschichteten
     Reisighaufen schnell Nahrung fand und im Nu emporloderte. Dann öffnete Eiliko den Kreis, und Thusnelda und Arminius schritten
     auf die Priesterin zu, nach

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