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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Bericht über die Zustände
     in den rheinischen Kastellen erstatten.«
    Arminius zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Macht er sich Sorgen?«
    »Du solltest dir Sorgen machen, Bruder«, entgegnete Flavus und betonte das erste Wort so heftig, dass Thusnelda zusammenzuckte.
     Dann schwieg er und blickte sie auffordernd an.
    Arminius verstand den Blick seines Bruders eher als Thusnelda und griff nach ihrer Hand. »Sie ist meine Frau, ich habe keine
     Geheimnisse vor ihr.«
    Flavus schüttelte den Kopf. »Frauen verstehen nichts von den großen Problemen, sie sind für die kleinen zuständig.«
    »Was du mir nicht in Thusneldas Gegenwart sagen kannst, interessiert mich nicht.«
    Flavus verbeugte sich mit einem spöttischen Lächeln vor Thusnelda, seine Miene veränderte sich, als er Arminius wieder anblickte.
     Jeder Spott war daraus verschwunden, eiskalt war sein Blick. »Dann darf ich mich verabschieden. Wenn du vom Thing zurückkehrst,
     werde ich vermutlich schon aufgebrochen sein. Varus erwartet mich am Morgen. Ich freue mich auf ein üppiges Frühstück.«
    Er wandte sich um und ging ins Haus. Thusnelda bemerkte, |214| dass sich in der Nähe des Schobers etwas bewegte. Ein scharrendes Geräusch, ein Schatten, dann wieder Stille! Ein Tier? Oder
     jemand, der sie belauscht hatte? Sie wäre dem Geräusch gern nachgegangen, aber die Frage, die sie Arminius stellen musste,
     hielt sie zurück. »War es richtig, wie du reagiert hast? Wäre es nicht besser gewesen, du hättest dir Flavus’ Antwort angehört?«
    Arminius schüttelte ärgerlich den Kopf. »Was hätte er mir schon sagen können? In den römischen Kastellen kann nichts geschehen,
     was für mich von Bedeutung ist.«
    Im Schein des Feuers, das aus der geöffneten Tür herausschimmerte, sah Thusnelda, dass sein Gesicht sich in Sorge verzogen
     hatte und er die Augen zusammenkniff, als wollte er etwas erkennen, was in der Dunkelheit nicht auszumachen war.
     
    Der reiche Pollio war ein großer, fetter Mann, der stolz auf seine Leibesfülle war, zeigte sie doch, dass er in der Lage war,
     viel Geld für gutes Essen auszugeben. Pollio stellte gern seinen Reichtum zur Schau, so trug er über seiner Tunika stets eine
     kostbare Toga, die mit Gold- oder Silberfäden bestickt war. Er wohnte mit seiner Familie in einem zweistöckigen Haus in der
     Nähe des Amphitheaters. Da Pollio ein geschäftstüchtiger Mann war, hatte er seinen eigenen Räumen viele weitere angefügt,
     die er als Läden oder Wohnräume vermietete. Sie alle waren zur Straße hin angebaut, überragten die Gehwege sogar und wurden
     von schweren Pfählen abgestützt, die in den Rinnstein gerammt worden waren, durch die die Abwässer sickerten. Die Fußgänger
     waren mit den überbauten Gehwegen sehr zufrieden, denn alles, was Räder hatte, fuhr sehr schnell, so dass der Schlamm aufspritzte.
     Hinter den Säulen konnte man sich in Sicherheit bringen, wenn man sauber an seinem Ziel ankommen wollte.
    Als Severina die Vorhänge beiseiteschob, die ihre Sänfte verschlossen hatten, bereute sie, dass sie selbst hergekommen war.
     Hätte sie geahnt, dass der reiche Pollio in einer so hässlichen Gegend wohnte, wäre sie niemals auf die Idee gekommen, ihm
     einen Besuch abzustatten. Bisher hatte sie nur seine große Villa |215| in der Nähe von Ostia, direkt am Strand des thyrrenischen Meeres, kennengelernt, die von einem riesigen Garten umgeben und
     komfortabel eingerichtet war. Etwas Ähnliches hatte sie erwartet, als sie den Sänftenträgern befahl, sie ins Stadthaus des
     reichen Pollio zu bringen, der mit Bordellen und Theatergruppen zu einem Vermögen gekommen war.
    Die Straße, in der er wohnte, war so eng, dass die Balkone der gegenüberliegenden Häuser beinahe aneinanderstießen. Pollios
     Nachbarn hatten ihre Häuser, vermutlich aus Profitgier, sehr hoch gebaut, um möglichst viele Leute darin unterbringen zu können,
     von denen sie Miete bekamen. Severina wurde angst und bange, als sie das sah. Kannte hier denn niemand die Gesetze, die eine
     Beschränkung der Gebäudehöhen vorsahen?
    Sie wollte gerade aus der Sänfte aussteigen, als ihr ein Lastkarren entgegenkam, der von zwei starken Ochsen gezogen wurde.
     Schnell zog sie sich wieder zurück und wartete, bis er vorübergerumpelt war. Währenddessen dachte sie nach. War es besser,
     umzukehren und einen Sklaven zu Pollio zu schicken? Aber es gab keinen in ihrem Haushalt, dem sie genügend vertraute, um diese
     delikate Angelegenheit

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