Die Frau des Highlanders
musste rennen, um mit ihm Schritt zu halten, doch das kümmerte ihn nicht. Er schäumte vor Wut. Aber da war noch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl, mit dem er keine Erfahrung hatte.
Angst.
Angst vor dem, was Cate hätte zustoßen können, Angst vor dem, was ihr noch zustoßen könnte.
Inzwischen war das Nieseln in Regen übergegangen, aber Connor merkte es nicht, nahm seine Umgebung erst wieder wahr, als Cate stolperte.
Ohne ihren Arm loszulassen, hob er mit geschlossenen Augen sein Gesicht dem Himmel entgegen, atmete tief und versuchte verzweifelt, den Tumult in seinem Innern unter Kontrolle zu bekommen. Während die Tropfen auf ihn herunterprasselten, durchlebte er wieder und wieder, was sich im Stall zugetragen hatte, sah Blane Cate bedrängen, sah ihr geöffnetes Oberkleid und das nasse Unterkleid, hörte ihren Schmerzenslaut, sah das Blut an ihrer Hand. Ihr Blut.
Er senkte den Kopf, öffnete die Augen und schaute auf Cate hinunter. Auch sie hatte das Gesicht mit geschlossenen Augen dem Himmel zugewandt, der Zopf hatte sich gelöst, und ihr Haar hing in nassen Strähnen auf die Schultern herab. Sie sah zart und zerbrechlich aus, und sein Magen verkrampfte sich, als ihn wieder diese seltsame Angst überfiel.
»Ich bringe Euch in Euer Gemach, und dort bleibt Ihr.«
»Ich will jetzt nicht in mein Zimmer«, protestierte sie. »Ich muss mit Euch reden.«
»Ihr tut, was ich sage!«
»Aber ich …«
»Kein Wort mehr!«, unterbrach er sie.
Die Angst war vergangen, er konnte wieder klar denken.
»Ihr werdet gehorchen. Ihr werdet Euer Gemach in Zukunft nur in Begleitung verlassen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr nicht wieder in Gefahr geratet, solange Ihr hier seid. Das ist meine Pflicht.«
Er sah Rebellion in ihren Augen funkeln, aber er würde sich auf kein Streitgespräch einlassen. Als er sie an sich riss und ihr den zum Protest geöffneten Mund mit dem seinen verschloss, tat er es in der Absicht, sie für ihre Aufsässigkeit zu bestrafen, doch als er ihre weichen Lippen spürte, konnte er an nichts anderes mehr denken als an sein Verlangen nach ihr, und er legte seine Seele in den Kuss.
Als er sich schließlich zwang, von Cate abzulassen, blieben ihre Lippen leicht geöffnet.
Um nicht wieder schwach zu werden, beschloss er, den Gedanken, der ihm oben auf dem Wehrgang gekommen war, in die Tat umzusetzen. Er hob sie hoch, warf sie über die Schulter und trug sie die Treppe hinauf in den Wohnturm. Triumphierend lächelnd hörte er sie vor Überraschung nach Luft schnappen. Er hatte sie zum Schweigen gebracht.
Zumindest für einen Moment.
»Lasst mich auf der Stelle runter!«, fauchte sie und drosch mit den Fäusten auf ihn ein, aber sie hätte genauso gut auf die Steinmauern um sie herum einschlagen können.
Als sie sich gerade so weit gesammelt hatte, um Connor berichten zu können, was sie entdeckt hatte, küsste er sie, dass ihr Hören und Sehen verging, und dann warf er sie sich, ohne ihr Gelegenheit zu geben, zu sich zu kommen, wie einen Sack Schmutzwäsche über die Schulter und schleppte sie durch die Gänge der Burg und die Wendeltreppe hinauf.
»Seid still«, grollte er und umfasste ihre Beine noch fester.
Schließlich blieb er stehen, und sie erkannte, dass sie vor ihrem Zimmer angekommen waren. Er stieß die Tür auf, stampfte zum Bett und ließ Cate darauf fallen.
»Was ist passiert?«, rief Mairi erschrocken und sprang von ihrem Platz am Feuer auf. »Was tust du …«
»Hinaus!« Ohne den Blick von Cate zu lösen, deutete er auf die Tür.
»Aber was …«
»Hinaus!«, bellte er, und Mairi gehorchte.
»Hört zu, Connor – so geht das nicht. Ihr könnt mich nicht …«, begann Cate.
Er ließ sie den Satz nicht beenden. »Ich kann Euch nicht Tag und Nacht bewachen, Frau, und da Ihr nicht in der Lage seid, auf Euch selbst zu achten, muss ich auf andere Weise verhindern, dass Ihr Euch wieder in Gefahr begebt. Ich dulde keinen Widerspruch. Ihr bleibt in diesem Raum, es sei denn, Duncan oder ich begleiten Euch.«
Sein Atem ging stoßweise, und Cate glaubte nicht, dass das von der Anstrengung herrührte, sie hier heraufgetragen zu haben. Der Mann war wütend.
»Ich muss dringend mit Euch reden – über …«
»Ruhe! Ich werde verhindern, dass Ihr noch einmal in Gefahr geratet. Es gibt Menschen, die Euch übelwollen …«
Menschen, die ihr übelwollten? Das versuchte sie ihm doch dauernd zu erklären! »Genau darüber müssen wir unbedingt sprechen …«
»Es gibt
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