Die Frau des Polizisten
zustimmend nickte. »Ein Stadtteilrestaurant mit vielen Stammgästen, gutem Essen. Jan und Barbro gehen öfters dorthin.« Er verstummte, sein Blick blieb an etwas auf dem Tisch hängen. Nach einem Augenblick sammelte er sich wieder und begegnete Erikas Blick.
»Dann rief er mich an, um mir zu sagen, dass seine Frau nicht nach Hause gekommen und er besorgt sei. Er hätte abends seine Schwiegereltern angerufen und war ziemlich schockiert, als er erfuhr, dass Barbro gar nicht bei ihnen aufgetaucht war, bedeutete das doch, dass sie schon seit ein paar Tagen verschwunden war. Und ans Handy ging sie auch nicht.« Ingemar schüttelte sorgenvoll den Kopf.
»Hat er gesagt, ob er versucht hatte, seine Frau schon früher zu erreichen?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass er das getan hat. Sie wollte ja nur für ein paar Tage zu ihren Eltern.«
Erika nickte. Vielleicht waren sie ein Paar, das sich nicht ständig gegenseitig kontrollieren musste. Trotzdem kam ihr das Ganze seltsam vor.
»Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, wollte bei ihm bleiben, ihm mit was auch immer zur Hand gehen, aber er hat abgelehnt. Sagte, dass er zurechtkäme, dass es ihm gutgehe und er zu Hause sein wolle, wenn seine Frau wiederkäme.«
Ingemar ließ den Kopf sinken. Erika nickte und wartete ab. Nach einer Weile richtete er sich auf, seine Augen waren rotgerändert.
»Ja, ich muss sagen, dass mich das sehr getroffen hat. Wirklich sehr getroffen. Jan Olof ist seither natürlich nicht im Büro gewesen. Ich versuche, ohne ihn alles irgendwie am Laufen zu halten, ich weiß ja, wie schlecht es ihm geht. Und dadurch, dass die Presse in seinem Garten herumtrampelt und versucht, durch die Fenster zu glotzen, wird es nicht besser. Und dann noch die Nachbarn, die jede Menge Unfug reden. Man hört ja so manches, dass immer der Ehemann der Schuldige ist und …« Sein liebenswürdiges Gesicht überzog eine Blässe, er wirkte abgekämpft. Jan Olofs Partner ballte die Hand zur Faust.
»Welchen Eindruck hat Jan Olof vor Barbros Verschwinden auf Sie gemacht?«, wollte Erika wissen.
»Mir fällt dazu nichts ein«, erwiderte Ingemar ernst. »Er war so wie immer. Freute sich auf den Restaurantbesuch und auf die Rückkehr seiner Frau. Und jetzt … nun, ich hoffe wirklich, dass er nicht seine Gesundheit ruiniert, so wie er sich grämt. Er trinkt hemmungslos und hat sich hinter zugezogenen Gardinen in seinem Haus verschanzt. Aber ich mache ihm keine Vorwürfe, ich weiß nicht, ob ich an seinerStelle nicht genauso gehandelt hätte. Er kann ja auch nichts tun, nur abwarten und auf das Beste hoffen.«
Erika fand keine Worte. Sie starrte auf ihre Notizen, fühlte sich leer und ausgelaugt. Sein Kummer nahm sie stärker mit, als gut für sie war. Sie räusperte sich und fuhr fort.
»Wie würden Sie die Ehe der beiden beschreiben?«
»Als gut, würde ich sagen.« Die Antwort war aufrichtig und direkt, ohne falschen Unterton. »Natürlich haben sie darunter gelitten, keine Kinder bekommen zu haben. Aber sie hatten so viel gemeinsam, sind so lieb miteinander umgegangen. Vielleicht haben sie sich ein bisschen zu sehr eingeigelt, so kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Ein bisschen zu viel Zweisamkeit, Sie wissen, was ich meine? Obwohl Barbro ja auch noch ihre Katzen hatte. Sie waren ihre Kinder, denke ich mir.« Er lächelte leicht verlegen.
Erika nickte verständnisvoll. Vielleicht war es so für kinderlose Paare, dass sich alles auf die Beziehung konzentrierte, auf die Zweisamkeit. Und dass Haustiere ein Ersatz waren, die man mit Liebe überschüttete. Das war an und für sich ja auch nicht verboten. Nichts in Ingemars Gesicht deutete darauf hin, dass er nicht gemeint hätte, was er soeben gesagt hatte.
»Ihre finanzielle Situation scheint sehr gut zu sein?« Erika versuchte, ihre Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen, aber da war etwas am Lebensstil des Paares, was sich nicht mit ihren Einkünften in Einklang bringen ließ. Vielleicht war es das Gerede über Bestechungsgelder und Mauscheleien, die sie auf diesen Gedanken gebracht hatte. Barbros Steuerveranlagung wies auf ein durchschnittliches Einkommen hin, während ihre Kleidung, ihr Schmuck, die Autos und Reisen den Eindruck von luxuriösem Überfluss entstehen ließen.
Ingemar runzelte die Stirn und schien zunächst nicht zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Dann kaute er auf der Unterlippe herum und überdachte ihre Bemerkung.
»Hm, ich verstehe. Nun, zum einen hat man als Selbstständiger ja
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