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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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ganz andere Möglichkeiten, um einen größeren Handlungsspielraum auszunutzen – es geht auch nicht ohne Prestige, nun, mit Autos und so –, und sie hatten keine Nachkommen, da hat man einen ganz anderen Betrag zur Verfügung. Und dann würde es mich nicht wundern, wenn ein Teil der goldenen Löffel von Barbros Vater gekommen wäre. Er hatte immer eine Schwäche für seine Tochter, und sie entstammt keiner armen Familie. Papa Edin ist einer der erfolgreichsten Unternehmer von Alingsås.« Ingemar verzog vielsagend das Gesicht.
    Etwas ratlos stand Erika auf dem Marktplatz, nachdem sie die Kanzlei verlassen hatte. Wenn jemand über Jan Olof Bescheid wusste, dann sein Partner, aber die Unterredung hatte nicht viel ergeben, an das sich anknüpfen ließ. Nichts an Jan Olofs Verhalten deutete darauf hin, dass etwas nicht stimmte, dass er besorgt gewesen oder die Ehe nicht in Ordnung gewesen wäre.
    Sie sah über den vernachlässigten winzigen Platz, mit dem schmuddeligen Lebensmittelladen und seinen durchweichten Pappschildern, mit einem Fischhändler, einem Süßwarenladen und einem Ärztehaus. Und natürlich einer Pizzeria und einem Stadtteilrestaurant, das sich wahrscheinlich nur mit dem Bierkonsum der Bevölkerung über Wasser hielt.
    Erika ging zu ihrem Wagen und versuchte sich an den Rückweg zu erinnern. Frust flammte erneut in ihr auf. Die ganze Zeit schon hatte sie das Gefühl, einen Schritt hinterherzuhinken  – nie fand sie etwas auf Anhieb, kannte ihre Kollegen kaum, kannte die ungeschriebenen Codes nichtund hatte ganz einfach keinen Plan. Anna hatte sie beschwichtigt und ihr erklärt, dass sie ja gerade erst seit drei Wochen in Göteborg wohnen würde und Geduld mitbringen müsse, aber das Gefühl der Unterlegenheit, das sie verspürte, wollte nicht weichen, trotz der wohlmeinenden Aufmunterungen ihrer Freundin.
    Und jetzt war sie auch noch davongeschlichen und hatte im Alleingang eine Person verhört, ohne ihren Kollegen zu informieren. Sie würde Per ihr seltsames Verhalten erklären und ihm klarmachen müssen, dass sie immer noch alle fünf Sinne beisammen hatte.

Kapitel 18
    »Hallo, Erika, du hast Besuch!«, verkündete ihr Astrid am Empfang, als sie außer Atem das Gebäude betrat. Erika erstarrte, schon auf das Schlimmste gefasst.
    »Meyer, Ingrid und Carl«, soufflierte Astrid und zeigte auf ein Paar, das angespannt und sich mit großen Augen umsehend in der Nähe des gläsernen Eingangs saß. Erika atmete erleichtert aus. Das ordentliche Ehepaar, Jan Olofs und Barbros engste Freunde, wirkte nervös, als Erika sie freundlich zu den Fahrstühlen geleitete. Vorsichtig nahmen Herr und Frau Meyer Platz in ihrem Büro.
    »Also, wir haben den Zettel in unserem Briefkasten gefunden und dachten, dass wir ebenso gut gleich herfahren könnten«, sagte Carl schnell und atemlos. Erika nickte freundlich und sah sie interessiert an, da sie offenbar eine der wenigen Personen waren, die das Paar Olofsson näher gekannt hatten. Beide waren blond und sonnengebräunt und trugen sportliche Freizeitkleidung. Carl erklärte, dass sie soeben von einer Golfreise aus Spanien zurückgekommen seien.
    »Ja, das war ein bisschen spontan, wir haben eine preiswerte Reise gefunden und zugeschlagen. Wenn man nicht gerade am Wochenende fährt, ist das sehr günstig.« Er lächelte entschuldigend.
    »Schön, dass Sie so schnell hergekommen sind. Sie wissen ja vielleicht, dass Jan Olof Olofsson seine Frau als vermisst gemeldet hat?«, begann Erika. Das Paar nickte einvernehmlich.
    »Jan Olof hat uns angerufen«, gab Carl bereitwillig Auskunft. »Wir waren gerade am Packen und wollten zum Flughafen.« Er warf seiner Frau einen hastigen Blick zu. »Ja, wirwaren, ehrlich gesagt, ziemlich schockiert. Jan Olof war vollkommen außer sich, beinahe schon aggressiv. Und er hatte getrunken. Meine Frau und ich haben im Urlaub kaum über etwas anderes gesprochen. Wir haben ihn jeden Tag angerufen, aber er wollte nicht reden, behauptete, dass er in Ordnung sei.«
    »Sie kennen die beiden gut?«
    Sie nickten.
    »Ja, das kann man so sagen.«
    Erika sah Ingrid Meyer erstaunt an. Sie konnte also auch sprechen. »Als Sie sich das letzte Mal getroffen haben, war Barbro da anders als sonst? Wirkte sie niedergeschlagen oder so, als stünde sie unter Druck?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte Ingrid. Sie warf ihrem Mann einen schüchternen Blick zu, er räusperte sich.
    »Nein, sie haben überhaupt nicht anders gewirkt. Sie hatten Champagner und

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