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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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dort setzte er alles daran, ihr das Leben schwerzumachen.
    »Vielleicht solltest du dir Hilfe holen?«, schlug Per vor.
    Erika starrte auf seinen lockigen Nacken, das glattrasierte Kinn, an dem die dunklen Bartstoppeln erkennbar waren, die breiten Schultern unter der Lederjacke. Wut und Frustration wallten in ihr auf.
    »Und wer wird mir wohl zu Hilfe kommen wollen, denkst du?«, zischte sie und war von der Härte in ihrer Stimme selbst überrascht.
    Per drehte sich langsam mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen zu ihr um. Ihre Blicke trafen sich für eine gefühlte Ewigkeit. Erika schloss die Augen, um seinem durchdringenden Blick zu entgehen und fluchte innerlich. Sie bereute ihren harten Ton und spürte, wie ihr schon wieder die Tränen kamen.
    Per erwiderte nichts auf ihren aggressiven Ausbruch, zog die Jacke enger um sich, machte auf dem Absatz kehrt und schlug den matschigen Weg zu einem der Häuser ein, die sich gerade im Bau befanden  – dem unfertigen Haus von Toni Christensen und seiner Frau.

Kapitel 26
    Die Sonne fühlte sich warm auf der Haut an. Helene Christensen sah misstrauisch zu der gelben Scheibe hoch, die sich zwischen den Dunstwolken zeigte, und spürte, wie der Schweiß zwischen ihren Brüsten hinunterrann. Einen flüchtigen Moment Sonnenwärme auf der Vorderseite des Hauses; aber nur ein paar Schritte entfernt, auf der Rückseite, würde sie die gespeicherte frostige Kälte des Bodens erschauern lassen. Das Frühjahr war noch weit entfernt.
    Sie streckte den Rücken durch, verzog schmerzhaft das Gesicht und stützte eine Hand ins Kreuz. Sie nahm ihr Werk in Augenschein. Bald würde sie vor der Tür die Platte gießen und die verfluchten Klinkerplatten legen können, dann fehlten nur noch das Schrägdach und natürlich die Lampen. Und die Farbe. Sie musste besser darin werden, sich für das, was sie erreicht hatte, selbst auf die Schulter zu klopfen, statt immer nur das zu sehen, was noch nicht erledigt war. Um die Planierung des Bodens sollte sich allerdings jemand anderes kümmern, da würde sie drauf pfeifen!
    Sie riss sich den Pulli herunter, wischte sich den Schweiß von der Stirn und zwischen den Brüsten ab, schmiss den Spaten in die Schubkarre, fuhr zurück zum Schotterhaufen und belud die Schubkarre erneut. Das prasselnde Geräusch hallte von den Hauswänden wider und wurde in die Bucht hinausgetragen. Die Akustik im Tal war irgendwie seltsam, so als ob sie sich in einem Resonanzkörper befanden. Jeder Laut wurde verstärkt, das war ihr bewusst geworden, als ihr Nachbar Kai Andrée seine Einweihungsparty auf seinem riesigen Anwesen gefeiert hatte – das Planschen imJacuzzi zu nächtlicher Stunde war im ganzen Tal zu hören gewesen.
    Helene hatte damals in eine Daunenjacke und eine Wolldecke gehüllt mit einem Glas guten Chablis’ an der Hauswand gesessen, wo sie nicht zu sehen war, und dem Treiben gelauscht. Bekannte Personen waren durchgehechelt worden, und natürlich war auch der Name ihres Mannes – und sogar ihr eigner – gefallen. Man hatte sie nicht sonderlich positiv beschrieben. Dumme Bemerkungen über das Stadtbauamt und hohe Tiere bei der Stadt waren gefallen. Gewagte Drohungen, Prahlerei. Interessant im Detail, aber insgesamt nur ein Haufen besoffenes Gefasel.
    Danach hatte sie aufgepasst, was sie sagte, wenn Handwerker oder Freunde vorbeigeschaut hatten. Vor dem Haus kamen immer Spaziergänger vorüber, vor allem an den Wochenenden, da uferte es in die reinste Völkerwanderung aus. So manche blieben stehen und unterhielten sich über die Häuser, die hier im Entstehen begriffen waren. Viele der Spaziergänger waren gegen die Veränderung – oder gegen Veränderungen im Allgemeinen. Andere wiederum fanden es gut, dass einer alten alteingesessenen Siedlung neues Leben eingehaucht wurde und dass die schicken Häuser, die auf den Grundstücken entstanden, auch den Marktwert der benachbarten Häuser steigerten. So manche rühmten spontan das Haus der Christensens, während andere mit Beleidigungen nicht sparten. Eine ältere Dame hatte Helenes Haus eine ganze Weile betrachtet und war dann extra näher gekommen, um ihr zu sagen, dass dies das hässlichste Haus sei, das sie jemals gesehen habe.
    »So ein neumodischer Kram hätte hier draußen niemals gebaut werden dürfen, soll wohl mal eine Freikirche werden, oder was?«, hatte sie gesagt und war hämisch grinsend mitihren Freunden davonspaziert. Helene hatte entgegnen wollen, dass Funkis als Architekturstil

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