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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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schon im späten 19. Jahrhundert entstanden sei und in den 30er Jahren auf der Weltausstellung in Stockholm seinen großen Durchbruch gehabt habe, erkannte aber mit einem einzigen Blick auf die selbstgefällige Dame, dass bei ihr Hopfen und Malz verloren war.
    Helene belud die Karre ein letztes Mal, schob sie schnell Richtung Tür und kippte sie schwungvoll um. Der Trick war nicht das Gleichgewicht, sondern die Geschwindigkeit. Als sie die Schubkarre wieder herunterließ, spürte sie, dass sie beobachtet wurde.
    Helene kippte die letzten Bröckchen der Steinmasse aus, bevor sie sich zu den Personen umdrehte, die zu ihr aufsahen. Eine junge Frau ihres Alters, dreißig plus irgendwas, in ausgeblichenen Jeans und langer Sportjacke, mit natürlichen blonden Locken. Sie hatte ebenmäßige Gesichtszüge und klarblaue Augen. War blass. An einer Hand trug sie einen Gips. Und ein Mann im ungefähr gleichen Alter, attraktiv gekleidet mit dunklen Jeans und Lederjacke, von mittlerer Größe, der sich geschmeidig bewegte. Er hatte die dunkelsten Locken, die sie jemals bei einem Mann gesehen hatte.
    »Hallo, sind Sie Helene Christensen?«, fragte die Frau.
    Helene wischte sich die schweißnassen Hände an ihrer Arbeitshose ab.
    »Ja«, antwortete sie zögerlich.
    »Erika Ekman und Per Henriksson, Bezirkskriminalpolizei«, stellte die blonde Frau sich vor. Helene zog fragend eine Augenbraue hoch und zuckte dann resigniert mit den Schultern.
    »Aha. Geht es um die Diebstähle?«, fragte sie zweifelnd.
    »Die Diebstähle?«
    Ein bitteres Lächeln huschte über Helenes Gesicht.
    »Das hätte mich auch gewundert.«
    »Haben Sie denn etwas als gestohlen gemeldet?«, fragte Erika nach.
    Helene nickte zur Antwort.
    »Aber nicht, weil mir etwas gestohlen wurde.«
    Sie zeigte die Straße hinunter, die den einfallslosen Namen Nya Badvägen erhalten hatte, und zu einem der beiden neuen Holzhäuser.
    »Was wurde denn gestohlen?«
    »Sie sind abends gekommen, haben direkt vor dem Haus geparkt, haben ausnahmslos alle größeren Haushaltsgeräte und den Boiler herausgeholt, alles aufgeladen und sind davongebraust. Genau die gleiche Masche, die sie eine Woche zuvor nebenan abgezogen haben.
    »Sie?«, hakte Erika nach.
    Helene gab ein freudloses Lachen von sich.
    »Die Baufirma.«
    Sie sahen sich an, Erika begriff nicht. Helene lächelte und schüttelte leicht den Kopf.
    »Die Baufirma stellt den ganzen Krempel rein, und dann fahren sie hin und holen alles wieder raus, bringen es ins nächste Haus und lassen die Versicherung für den Diebstahl blechen. Tja, und so geht’s immer weiter«, erklärte sie.
    »Du meine Güte, wie abgedroschen!«, stöhnte Erika und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    »Willkommen im Leben«, seufzte Helene und fuhr sich über die Stirn, wo sich schon wieder ein Schweißfilm gebildet hatte.
    »Eigentlich sollte die ganze Bande ›Firma L. UG & B. TRUG‹ heißen. Aber Sie sind wegen etwas anderem gekommen?«
    Erika nickte. Helene seufzte und bat sie zum Haus, während sie einen langen Blick zurück auf den Schotterhaufenund die Mörtelsäcke warf. Egal  – sie brauchte eine Pause, und wie immer gab es ja auch noch die Nacht.
    »Eine Tasse Kaffee oder Tee?« Helene bat sie hinein.
    Erika und Per traten durch die provisorische Türöffnung in  das, was einmal der Eingang des Erdgeschosses werden sollte. Bisher war dort nur ein kahler Raum aus Beton, in dem eine klapprige Leiter, die aus Resten von Baumaterial zusammengezimmert war, statt einer Treppe ins Obergeschoss führte.
    Als Erika sie erklommen hatte, sah sie, dass das Obergeschoss weiter gediehen war als das Untergeschoss. Eichendielen, Türen – an manchen Stellen noch ungestrichen –, aber die Leisten und Klinken waren schon dran, Schränke und Kleiderschränke fertig aufgebaut. Sie zogen ihre Schuhe auf der Plastikfolie aus, die den Dielenboden bedeckte, und tapsten in die Küche.
    Erika staunte nicht schlecht, als sie ins Wohnzimmer blickte  – Küche und Wohnzimmer waren ein einziger riesiger Raum, die Fläche betrug bestimmt an die sechzig Quadratmeter. Ein aufrechter offener Kamin stand zwischen den beiden größten Fenstern, die zum Meer zeigten. Der Ausblick war überwältigend, obwohl das Wetter trist und grau war. Es roch gut nach Holzöl und aromatisiertem Tee. Schleifstaub wirbelte vom Boden auf, kitzelte Erika in der Nase und brachte sie zum Niesen. Helene warf ihr einen müden Blick über die Schulter zu, als sie Tee

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