Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
Vom Netzwerk:
verlief ein schmaler Metallzaun. Als sie näher kamen, erkannte sie verschieden große Tore in der Mauer. Sie zeigte darauf, und Krister rief ihr etwas von Marstall und Pulverkammer zu. Erika blieb stehen und betrachtete eine breite Steintreppe, die an der Befestigungsmauer nach oben führte. Zwischen dichtem Regen hindurch fiel ihr Blick erneut auf die Öffnungen im Mauerwerk, die mit dicken Eisengittern verrammelt waren, und auf einen weiteren gewölbten Torbogen aus Holz mit einem großen rostigen Schloss, der,wie sie annahm, zu einem der Räume innerhalb der Festungsanlage führte.
    Sie folgten der Straße. Ein Stück weiter hinauf blieb Krister an einem breiten Hoftor stehen und schloss eine Metallpforte auf. Schnell huschten sie hinein, um Schutz vor dem Regen zu suchen. Hinter dem Durchgang erstreckte sich vor ihnen ein schmaler, langer Hinterhof zwischen hohen Stein- und Backsteinhäusern. Die Häuser am anderen Ende des Hofs standen auf einem Felsrücken, der zu einer Seite steil abfiel und so hoch war, dass die Erdgeschosse auf selber Höhe mit den obersten Stockwerken der Häuser waren, die an der Straße lagen. Erika musste den Kopf in den Nacken legen, um bis zum obersten Stock hinaufsehen zu können. Hier unten kam es einem so vor, als stünde man in einer Grube. Stinkende Mülltonnen waren vor den Häusern im Hof aufgereiht, daneben standen Gerümpel und ein paar rostige Fahrräder – düster, eng und klaustrophobisch.
    Krister deutete auf etwas vor ihnen, und Erika folgte seinem Blick. Am äußersten Rand des Felsens führten steinerne Treppenstufen zu einem Absatz, an den sich ein winziges Häuschen aus schmutzigen Ziegelsteinen klammerte. Zwei kleine Fenster gingen zum Hof hinaus, die Rückfront des Hauses schmiegte sich direkt an den Fels. Auf der Mitte des Dachs saß ein Schornstein. Erika schloss die Augen. Ach du lieber Gott, sie würde in einem dunklen Loch wohnen! Krister tätschelte tröstend ihre Schulter. Ihre Blicke trafen sich.
    »Ja, das ist nicht gerade das Grand Hotel. Wir müssen da drin ordentlich einheizen und ein paar Sachen wegräumen. Ich gehe mal davon aus, dass die liebe Eva die Bude vollgestopft hat.«
    Krister sollte recht behalten. Das Häuschen war bis oben hin voll mit Künstlermaterialien  – Werkzeugen, Rahmenohne Leinwand, Nägeln, Farbe, Eimern mit Lösungsmitteln, Linolöl und alten Pinseln. Erika entfuhr unwillkürlich ein Stöhnen. Krister schüttelte ungläubig den Kopf, zog rasch die Jacke aus, begann die Sachen einzusammeln und Müll vor die Tür zu stellen. Schnell waren ein paar Säcke gefüllt. Er überprüfte, ob Wasser, der Ofen und der kleine Zwei-Platten-Herd funktionierten, bevor er sich verabschiedete und durch den dichten Regen nach Hause stiefelte.
    Erika setzte sich auf einen mit Farbklecksen übersäten Sprossenstuhl und sah sich um. Der Raum war ausgekühlt, aber bald würde es warm werden, der Ofen war schnell heiß geworden. Was für eine Unterkunft, und das im Zentrum von Göteborg, innerhalb des Wallgrabens! Ein winziges Häuschen in einem schmalen Hinterhof, als ob ein böser Zauberer es mit einem Schwung seines Zauberstabs hatte schrumpfen lassen.
    Erika schloss die Augen. Die Wärme des Ofens breitete sich allmählich in dem kleinen Zimmer aus. Sie erwachte, als sie beinahe vom Stuhl gekippt wäre. Zerschlagen und mit einem stechenden Schmerz, der ihren Körper durchfuhr, angelte sie das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Schwester. Diesmal nahm Mia ab.
    »Hallo, Schwesterchen! Ich habe gesehen, dass du angerufen hast, es tut mir leid, aber hier ging alles drunter und drüber, es gab wahnsinnig viel zu tun.«
    Mia klang kein bisschen zerknirscht, sondern vielmehr so, als ob sie sich in einem Glückstaumel befände, und Erika vernahm eine Vielzahl seltsamer Laute im Hintergrund, die ihr sagten, dass ihre Schwester noch in ihrer Tierarztpraxis war.
    »Wie geht es dir?«, fragte Mia.
    Erika überlegte kurz und gab die Geschehnisse der letzten Tage wieder, erzählte von der Arbeit, der vorübergehendenUnterkunft, erwähnte aber nicht, dass sie in einem Loch, passend für Gollum, statt in einem Atelier hauste. Dann nahm sie allen Mut zusammen und berichtete, dass Göran sie in Göteborg aufgespürt habe, er geradewegs ins Polizeigebäude spaziert sei und seine miese Show abgezogen habe. Bewusst entschied sie sich dagegen, ihr etwas von den internen Ermittlungen zu erzählen. Mia stöhnte laut auf und gab eine Reihe saftiger

Weitere Kostenlose Bücher