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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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melancholische Bluestöne von Gary Moore in der Wohnung aus. Torbjörn und Göran schlürften Whiskey, Grappa und dampfenden Espresso.
    Per stellte sich ans Fenster und betrachtete die beiden Kumpel. Seine Hand mit dem Whiskeyglas befand sich dicht vor dem Fenster; er spürte die Kälte, die durch die Scheibe drang. Geistesabwesend lauschte er der Unterhaltung seiner Gäste.
    Per hatte Göran kürzlich zum ersten Mal auf dem Flur im Polizeigebäude gesehen. Er war groß und muskulös und bewegte sich mit der selbstsicheren Kraft eines Athleten. Seine dichten blonden Haare lockten sich an den Schläfen, an seinem Haaransatz glitzerte ein dünner Schweißfilm. Der Alkohol ließ die scharfen Gesichtszüge weicher und eine Spur gelöster wirken.
    Die Unterhaltung verlief stockend. Per spürte, dass er derGrund dafür war. Er schwieg und beobachtete und beteiligte sich nur wenig am Gespräch der beiden. Er wartete ab, denn die Herren waren sicher nicht zufällig hereingeschneit.
    Göran war dazu übergegangen, seinen Freund Torbjörn aufzuziehen, zu sticheln, dass er wieder in Göteborg, am Arsch der Welt wohnen würde und es echte Bullen sowieso nur in der Hauptstadt gäbe. Aber als Torbjörn rot im Gesicht wurde und offensichtlich einen Krampf in seiner Schulter hatte, fing Göran plötzlich an zu lachen.
    »Ihr habt in diesem verfluchten Kaff solche Minderwertigkeitskomplexe, das ist echt unglaublich! Akzeptiert doch einfach, dass ihr in einem gottverlassenen Nest wohnt und Stockholm Schwedens einzige Hauptstadt ist.«
    Göran gluckste amüsiert. Torbjörn entspannte sich wieder und sank tiefer in die Polster, zog ein Kissen zu sich heran und stopfte es sich mit leicht gequälter Miene ins Kreuz. Per schmunzelte. Doch nicht etwa Muskelkater? Oder aber Torbjörn hatte ein paar Runden in seinem Ringerverein hinter sich und hatte Prügel einstecken müssen.
    »Göteborg, Schwedens Perle; meine Lieben  … also ehrlich!«, ätzte Göran munter weiter. Eine Prachtstraße, die wie ein Straßenstrich in Magaluf mit Ludern in jeder Hotelbar anmutet, rumänische Profibettler, über die man überall stolpert, in jedem Kiosk Kanakenschweine, grünrosa Kaninchen und italienische Straßenbahnen! Bald werdet ihr wohl auch noch ein verfluchtes Riesenrad auf dem Götaplatsen errichten.«
    Torbjörn ließ sich nicht mehr provozieren und musterte abwesend den Alkohol in seinem Glas. Göran schien nach einer Weile zu erkennen, dass er kein Publikum mehr für seine Theorien hatte. Er hielt dem Blick stand. Torbjörn saß mucksmäuschenstill und beobachtete das Ganze, als ob es ihm vor dem Bevorstehenden graute.
    »Ja, wo zum Teufel soll ich anfangen …«
    Göran sah Per an. Mit einem Mal war sein Blick getrübt, und Tränen standen in seinen Augen.
    »Verdammt, man versucht normal zu sein, aber so ist das ja  … keineswegs. Ich  … ich bin hergekommen, um meine Frau zurückzuholen … und mir kommt es vor, als wäre ich ein Bettler oder so. Ich fühle mich so scheiß hilflos.«
    Göran ließ den Kopf hängen und drehte unermüdlich das Glas in seinen Händen. Seine Frau sei immer eifersüchtiger geworden, ihre Ehe hätte am Ende am seidenen Faden gehangen, unter dem sich ein Abgrund aufgetan hätte. Er schilderte, wie sie ihn eifersüchtig bewacht hatte, wie sie immer öfter für vage Beschwerden krankgeschrieben gewesen sei – Migräne, leichtere Sportverletzungen oder weil sie zu Hause gestolpert, gegen eine Tür gelaufen oder beim Spaziergang mit dem Hund ausgerutscht sei.
    Göran warf Torbjörn einen verschämten Blick zu und zuckte entschuldigend die Schultern.
    »Ich hab es noch nicht einmal dir erzählt, Tobbe … verzeih. Aber Erika hat angefangen zu trinken, immer mehr. Anfangs habe ich beide Augen zugedrückt. Ich meine, die Menschen trinken nun mal, man ist zum Abendessen eingeladen, man trinkt auf Partys und hier und da ein Glas Wein oder einen Whiskey, das machen ja heutzutage alle.«
    Göran fuhr sich mit den Händen durch die Haare, stieß einen resignierten Laut aus und stützte seinen Kopf in die Hände.
    »Das Übliche eben  … Dreiliterkartons, so verräterisch und so leicht zu vertuschen. Derselbe Karton stand im Kühlschrank, dieselbe Lieblingsmarke. Aber irgendwann raffte ich, dass sie ihn hier und da gegen einen neuen austauschte.« Er sah auf zu Per, in seinen Augen stand Verzweiflung.
    »Ich hätte ihr Einhalt gebieten müssen, aber  …« Er schwenkte das Glas und betrachtete den Whiskey.
    »Ich

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