Die Frau des Polizisten
verflucht schwer, objektiv und professionell zu sein, wenn es um die eigenen Träume geht. Als Architekt steht man unter enormem Leistungsdruck, es muss schließlich unglaublich gut und kreativ sein, darunter geht es nicht.«
»Was ist passiert?«, drängte Erika.
»Sie hätte wohl nicht nein gesagt, falls ich mein Interesse bekundet hätte, sie hat sich ordentlich feilgeboten. Ich saß also da und betrieb Smalltalk, war furchtbar freundlich und fühlte mich wie ein Regenwurm an der Angel.«
Er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht zu einer bitteren Grimasse.
»Und dann passierte es«, stöhnte er leise.
Er fuhr sich mit der Hand durch die dichten schwarzen Haare und starrte hinaus.
»Sie sagte es so beiläufig, als ob sie über das Wetter spräche«, sagte Stefano bedächtig. »Wir hatten für meinen Umbau ein paar kleinere Abweichungen vom Bebauungsplan diskutiert. Es war nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Sie sagte, dass ich mir deshalb keine Sorgen machen sollte, und versprach mir, dass die Bearbeitung schnell und unkompliziert vonstatten gehen würde – wenn ich ihr die richtige Summe bieten würde.«
Stefano sah Erika an, er war sichtlich betreten. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Wie haben Sie reagiert?«
»Tja, wie reagiert man darauf?«
»Ich war stocksauer und beschloss, das Spiel mitzuspielen. Ich bot ihr an, fünfzigtausend Kronen zu zahlen. Ich wollte meine Baugenehmigung und alles fertig haben, bevor ich mit meinem Wissen zur Polizei ging.«
»Haben Sie gezahlt?«
»Nein.«
Stefano sah Erika ernst an.
»Sie tat alles, was sie mir zu tun versprochen hatte. Ich fing an, zu renovieren und umzubauen, und als ich die Baugenehmigung erhalten hatte, besuchte sie mich auf der Baustelle, gratulierte mir und verlangte ihr Geld. Ich machte ihr klar, dass ich nicht vorhätte zu zahlen. Ich drohte ihr sogar mit einer Anzeige und dem Staatsanwalt. Und wissen Sie, was Sie da gemacht hat? Sie hat mich ausgelacht und gesagt, dass ich eine Woche Zeit hätte, um wieder zur Vernunft zu kommen. Dann hat sie sich auf dem Absatz umgedreht und ist gegangen.«
Es schauderte ihn bei dem Gedanken daran.
»Und ist sie wiedergekommen?«
»Nein. Sie hat mich nur angerufen und war so kalt wie ein Eisblock. Sie hat mich freundlich daran erinnert, dass ich meinen Verpflichtungen noch nicht vollständig nachgekommen sei. Ich entgegnete leichthin, dass wir wohl nicht dieselbe Sicht der Dinge hätten, und sie antwortete nur, dass es an mir wäre, das zu entscheiden, ich meinen Entschluss aber noch bitter bereuen würde. Dann hat sie den Hörer aufgeknallt – und ich bekam ihre Rachsucht zu spüren.«
»Wie?«
Erika sah Stefano gespannt an. Er stöhnte und rieb sich die Stirn. »Sie hat alle Nachbarn aufgehetzt; es könnten durch das Bauvorhaben Nachteile für sie entstehen, und sie hätten das Recht, meine Baugenehmigung anzufechten, wie es so schön heißt. Familie Ahlström musste man beispielsweise nicht lange bitten, und gegen meine Baugenehmigung wurde von fast allen, bis auf einen, Klage eingereicht.«
»Carl Erik Djurberg«, sprudelte es aus Erika heraus.
»Ja«, bestätigte Stefano und schaute misstrauisch. Erika lächelte schnell.
»Und, was ist dann passiert?«
» Ist passiert? Passiert immer noch, meinen Sie wohl. Ich befinde mich nach wie vor im Auge des Sturms. Die Nachbarn halten mich für einen verfluchten Betrüger, der durch seine berufliche Position versucht hat, Privilegien zu erschleichen, die niemand sonst genießt, und jetzt haben die Klagen das Gericht für Grundstücks- und Umweltsachen erreicht. Jede Minute kostet mich Geld, eine Stange Geld. Mein Darlehen läuft nicht, weil das Haus noch nicht abgenommen wurde, und es wird nicht fertig, weil gegen meine Baugenehmigung Klage erhoben wurde und bis in alle Ewigkeit geklagt werden wird. Und einige der Abweichungen, die Barbro genehmigthat, muss ich womöglich zurückbauen. Das Ganze kann Jahre dauern …«
Stefano Cannetos Blick wurde leer, und er starrte zu Boden.
»Und wo sind Sie nun zwischen dem 2. Weihnachtsfeiertag und dem 6. Januar gewesen?«
»In unserer Bruchbude«, antwortete er tonlos.
Er richtete sich auf, in seinen Augen lag plötzlich ein feuchter Glanz.
»Und ich kann nicht mit einem Alibi oder wie immer das heißt dienen, ich habe ziemlich viel Zeit allein im Haus verbracht. Man versucht ja, die Kosten zu senken …«
Er zuckte resigniert die Schultern.
»Was, glauben Sie, ist Barbro
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