Die Frau des Polizisten
gesucht, seit sie von Malmö hierhergezogen seien, um das Architekturbürozu gründen. Sie hätten am liebsten neugebaut, aber die interessanten Grundstücke seien so teuer gewesen, dass nichts daraus geworden sei.
Erika bemühte sich, ihre Gedanken nicht abschweifen zu lassen, während sie seiner umständlichen Schilderung lauschte. Nicht zum ersten Mal saß jemand auf ihrem Besucherstuhl, der aussah, als würde er gleich ein Geständnis ablegen wollen, egal ob schuldig oder nicht. Es waren die abgebrühten Verbrecher, die den Eindruck erweckten, nur auf der Durchreise zu sein – was sie nicht selten genug auch waren.
»Schließlich haben wir ein Haus aus den 60er Jahren gefunden, auf Näset, am Meer.«
Stefano breitete die Arme aus und lächelte kurz.
»Es war ein großer und gediegener Bau, ein richtiges Haus aus Backstein. Mit Teakfenstern. Es hatte wirklich Potential – es bot Platz, war solide gebaut und hatte eine gute Lage, war aber heruntergekommen und der Ausgangspreis war unverschämt hoch.«
Mit wachsendem Interesse lauschte Erika der Beschreibung des Hauses, das er und seine Familie gefunden hatten und das damals mit Ausnahme von vier streunenden Katzen leergestanden habe. Ein fetter, übelriechender Mann hätte die Tiere gefüttert, und ihnen sei erst mehrere Wochen, nachdem sie das Haus besichtigt hatten, klargeworden, dass er einer der drei Söhne war, die das Objekt nach dem Tod ihres Vaters verkaufen wollten.
»Als der Besichtigungstermin war, ging es zunächst zu wie im Taubenschlag, aber die Hütte war in miserablem Zustand. Im Grunde musste ausnahmslos alles erneuert werden – elektrische Leitungen, der Heizkessel, die Haushaltsgeräte und die Küche. Der Abzug über dem Kamin hatte keine Abdeckung, so dass es hineingeregnet hatte, und die Katzen hattenden Holzfußboden als Katzenklo benutzt.« Er schüttelte bei der Erinnerung daran angewidert den Kopf.
Sie hätten ein Gebot abgegeben, das weit unter den Vorstellungen gelegen habe, und nach einer anfänglichen hysterischen Auktion und einer Anzahl gutachterlicher Besichtigungen, die die meisten abgeschreckt hätte, sei die Familie Canneto Eigentümer eines Objekts mit erheblichem Renovierungsbedarf geworden.
»Wir haben das Haus ›Bruchbude‹ getauft. Ich hatte es während der Verhandlungen praktisch umgeplant und erhielt sofort die Baugenehmigung.«
Erika war schlagartig wach.
»Sofort?«
Ihr Zweifel war nicht zu überhören. Keiner von Barbros bisherigen Kunden hatte diese Erfahrung gemacht.
»Na ja, vielleicht nicht sofort, aber recht zügig.«
Stefano verstummte, kniff die Lippen zusammen und schien seine Worte abzuwägen.
»Ich habe nichts erwartet, als ich mich wegen des Hauses an Frau Edin Olofsson gewandt hatte, erfahrungsgemäß sind auf den Ämtern Kunden vom Fach nicht gerne gesehen …«, sagte er nachdenklich. »Bei anderen, die keine Ahnung haben, können sie sich ja hinterher immer noch hinter Paragraphen und Regeln verstecken, wenn etwas schiefgelaufen ist. Sie war eine überraschende Ausnahme.«
»Inwiefern?«, fragte Erika neugierig nach.
»Sie war freundlich, entgegenkommend, alles das, womit ich nicht gerechnet hatte«, stellte er fest.
»Ihr gefielen meine Umbauwünsche, und sie versprach, sich schnellstens um meine Angelegenheit zu kümmern. Ich bekam den Mund vor Erstaunen kaum zu, als ich ihr Büro verließ.« Seine Gesten wurden immer ausladender.
»Sie hat mich nie warten lassen, war offen, freundlich und unglaublich dienstbeflissen; ganz einfach ein Profi. Dann schlug sie vor, ein paar Dinge bei einem gemeinsamen Mittagessen zu besprechen. Es kam mir damals nicht seltsam vor, aber mir ist natürlich klar, dass sie das kaum jedem angeboten hätte.«
Stefano seufzte gequält und sah Erika unglücklich an.
»Ich sehe natürlich ein, dass das falsch war, ich hätte etwas sagen müssen, schon damals etwas tun müssen …«
Erika wartete ab und sah den Mann eindringlich an.
»Wir haben uns im ›Fiskekrogen‹ getroffen«, begann Stefano. »Sie war strahlend schön und bezaubernd, und ich bekam allmählich kalte Füße. Ich meine, ich hatte nicht vor, meine Frau mit der Bezirksarchitektin zu betrügen, und ich begann mich zu fragen, auf was sie eigentlich aus war. Ich dachte, sie würde erwarten, dass ich mit ihr ins Bett gehen würde, um meine Baugenehmigung schnell und problemlos zu bekommen.«
Erika hatte Mühe, ihre Gefühle zu verbergen.
»Auch wenn ich ein sogenannter Profi bin, ist es
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