Die Frau des Praesidenten - Roman
Basilikum«, sagte ich schnell.
Mrs. Blackwell drehte sich zu Charlie um. »Ich kann mir schon denken, dass dir Marihuana lieber wäre«, sagte sie, und mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme fügte sie, an mich gewandt, hinzu: »Meine Söhne sind unverbesserliche Halunken,bis auf Eddie, der ist grundanständig. Charlie sagte, du stammst aus Riley. Dann kennst du bestimmt die Zurbruggs.«
Ich nickte. »Ich bin mit Fred zur Schule gegangen.« Die Zurbruggs waren die reichste Familie in Riley, womöglich die einzige reiche Familie. Ihnen gehörte eine der größten Milchfarmen des Staates, und natürlich war es Freds Party, zu der ich in der Nacht des Unfalls unterwegs gewesen war.
Mrs. Blackwell fuhr fort: »Der ganze Milwaukee Garden Club beneidet Ada Zurbrugg um ihre Gladiolen. Wir haben keine Ahnung, wie sie das macht. Aber ist das mit Geraldine nicht ein Jammer? Sie war so ein entzückendes Kind.«
»Ist ihr was …?« Ich zögerte. Geraldine war Freds ältere Schwester, und falls ihr etwas zugestoßen war, wusste ich nichts davon.
»Na, sie ist aufgegangen wie ein Hefekloß!«, rief Mrs. Blackwell aus. »Sie hat bestimmt hundertzwanzig Kilo auf den Rippen! Eine Tragödie ist das.«
»Ich habe sie schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen.«
»Sollte der Bikini je verboten werden …« Mrs Blackwell lachte vergnügt. »Alice, du schläfst im Itty-Bitty. Chas, hilf ihr mit ihren Sachen, und erkläre ihr das mit der Toilette.« Sie wandte sich wieder mir zu. »Halcyon kann ein wenig rustikal sein, aber ich bin mir sicher, das primitive Leben macht dir nichts aus. Bist du der Einzel- oder Doppeltyp?«
Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, worauf sie hinauswollte. »Oh, ich spiele kein Tennis.« Ich lächelte reumütig. »Aber Charlie hat mir von dem Turnier erzählt, und es hört sich nach einer guten alten Tradition an.«
»Wenn du kein Tennis spielst, was in aller Welt machst du dann?« Sie tat, als sei sie verwirrt, doch ich war mir sicher, dass sie das in keinster Weise war. Etwas Scharfsinniges ging von ihr aus.
»Nun …« Ich machte eine Pause. War ihre Frage rhetorisch oder ernst gemeint? Niemand sagte etwas, also fuhr ich fort: »Ich lese gern.« Zum ersten Mal während unseres Gesprächs bemühte ich mich nicht darum, einen guten Eindruck zu machenund aufrichtig zu wirken, sondern sagte einfach was. Denn ich wusste bereits jetzt, dass Priscilla Blackwell ein Mensch war, der einen dafür hassen würde, wenn man versuchte, sie davon zu überzeugen, dass man gut genug war. Sie würde einen vermutlich auch dafür hassen, wenn man es nicht versuchte, aber wahrscheinlich weniger.
Charlie legte einen Arm um mich. »Alice ist ein Genie«, sagte er. »Es gibt kein Buch, das sie noch nicht gelesen hat.« Auch wenn seine Behauptung absurd war, sie war auch süß. Dann fügte er hinzu: »Wie ich höre, hat Ginger Migräne?«
Mrs. Blackwell schnaubte. »Ginger ist eine Witzfigur.« Sie sah auf die Uhr. »Um Punkt sechs treffen wir uns auf einen Umtrunk, und um zwanzig nach sieben machen wir uns auf den Weg ins Clubhaus.« Sie begutachtete mich ein weiteres Mal, während sie hinzufügte: »Du wirst dich fürs Abendessen umziehen wollen.«
Im Itty-Bitty befanden sich zwei Doppelstockbetten, ein kleiner Kühlschrank (aus dem sich Charlie, kaum, dass wir den Raum betreten hatten, ein neues Bier nahm) und ein Wandschrank, der bis auf ein paar Drahtbügel leer war; ein Bad gab es selbstverständlich nicht. Von den vier Matratzen war nur eine mit einem weißen Laken bezogen, darauf lagen ein einzelnes weißes Kopfkissen und, zusammengelegt am Fußende, eine kastanienbraune Wolldecke.
Während ich begann, meinen Koffer auszupacken, setzte sich Charlie auf die Decke, wobei er sich nach vorne lehnte, um sich nicht den Kopf am oberen Bett zu stoßen. »Das ist perfekt«, sagte er. »Ich hatte schon Angst, sie würde dich mit ein paar von meinen kreischenden Neffen oder Nichten zusammen in ein Zimmer stecken. Aber so hast du deine Ruhe und kannst lesen, ausschlafen …« Er grinste. »Nächtliche Besucher empfangen.«
»Damit solltest du lieber nicht rechnen.« Ich hängte eine Bluse auf einen Bügel. »Ich will nicht das Risiko eingehen, von deiner Mutter erwischt zu werden. Du hast schon andere Freundinnen mit hierhergebracht, oder?«
»Steckt dahinter die Frage, mit wie vielen Mädchen ich schon geschlafen habe? Du kannst ganz offen sein.«
»So war das eigentlich nicht gemeint, aber wenn wir schon mal
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