Die Frau des Praesidenten - Roman
Brewers«, sagte er.
Am Samstag darauf, dem Wochenende vor dem Memorial Day, wurde das Schwimmbecken des Country Club wiedereröffnet, und Ella bestand darauf, pünktlich um neun Uhr dort zu sein. Vorher mussten wir allerdings noch Jadey und Winnie abholen. Als die beiden aus ihrem riesigen, im Tudorstil erbauten Haus traten, fiel mir auf, dass Winnie einen roten Bikini trug, dessen Oberteil der Zwölfjährigen flach auf der Brust auflag. Von der Rückbank aus sagte Ella zu mir: »Du hast doch gesagt, dass Bikinis für Mädchen unter sechzehn unpassend sind!«
»Jede Familie hat ihre eigenen Regeln.«
»Aber Winnie
gehört
doch zu unserer Familie!«
»Lass uns später darüber reden«, sagte ich, weil Jadey und Winnie schon fast bei unserem Auto waren. Jadey trug trotz all ihrer Versicherungen, dringend abnehmen zu müssen, auch einen Bikini, wie durch ihren durchscheinenden weißen Leinenüberwurf zu erkennen war –
gut so
, dachte ich. Sie hatte sich eine Sonnenbrille in ihr blondes Haar gesteckt und trug eine große Sporttasche mit marineblauen Streifen und einem marineblauen Monogramm über der Schulter. Beim Einsteigen bemerkte ich, dass sie und Winnie ihre Zehennägel in genau demselben Rotton lackiert hatten.
Gleich begannen die beiden Mädchen auf der Rückbank ein lebhaftes Gespräch – Winnie war immer sehr nett zu Ella undgab ihr das Gefühl, dazuzugehören, und das war eins der Anzeichen, die mich davon überzeugten, dass Jadey und Arthur gute Eltern waren. Vorn im Auto wandte sich Jadey an mich: »Wie war die Beerdigung? Für eine Beerdigung, meine ich.«
»Sie war okay.«
»Deine Großmutter scheint so eine besondere Lady gewesen zu sein.« Jadey kramte eine Dose Diet Coke aus ihrer Sporttasche und öffnete sie. »Ich wünschte, ich hätte sie näher kennengelernt.« Als ich aus ihrer Einfahrt in den Maronee Drive einbog, kurbelte Jadey das Beifahrerfenster runter und wandte sich dann zur Rückbank um. »Ella, ich habe gehört, du wirst dieses Jahr im Schwimmteam sein? Du wirst eure Trainerin
lieben
! Ihr Mädchen werdet den besten Sommer eures Lebens haben.« Wir würden zwar den Juli und einen Teil des Augusts in Halcyon verbringen, aber im Country Club galt es als akzeptabel, die halbe Schwimmsaison zu verpassen, weil so viele der Familien, die dort Mitglied waren, Sommerhäuser besaßen.
Wir waren nicht die Einzigen, die sich vorgenommen hatten, pünktlich zur Pooleröffnung da zu sein: Der untere Parkplatz war ein einziges Chaos aus Kindern, Müttern, vereinzelten Vätern und Teenagern. Der Maronee Country Club war wie ein eigenständiger Staat, wie eins dieser kleinen, etwas lächerlichen Königreiche, Liechtenstein vielleicht. Er erstreckte sich über fünfundzwanzig Hektar, wovon den größten Teil ein Golfplatz einnahm. Das Clubhaus war ein sehr langgestrecktes Gebäude mit einer weißen Stuckfassade – es erinnerte mich immer an eine Hochzeitstorte – mit großen weißen Schaukelstühlen auf der Terrasse am Eingang und einer Kuppel, von der die amerikanische Flagge wehte. Wenn man dort vorfuhr, übergab man das Auto einem Angestellten, was ich immer ein bisschen übertrieben fand; ich hätte mir auch ohne weiteres selbst einen Parkplatz gesucht. Im Erdgeschoss war der große Speisesaal untergebracht, in dem auch Hochzeitsempfänge und Debütantinnenbälle stattfanden und wo im Herbst und Winter jeden zweiten Freitag die Stühle und Tische weggeräumt wurden, um für den Tanzunterricht der Sechst- undSiebtklässler Platz zu machen. Dazu gab es im Untergeschoss noch einen zweiten, weniger formellen Speisesaal, in dem Harold und Ella und ich manchmal Sandwiches zum Mittag gegessen hatten, bevor meine Schwiegereltern nach Washington umgezogen waren. Ein kleineres Gebäude neben dem Clubhaus enthielt den Kraftraum, die Squashhallen und die Lounge zwischen den beiden Umkleiden, in der man genauso gut vier siebzigjährigen Matronen beim Bridge begegnen konnte wie zwei männlichen College-Studenten, die in verschwitzten weißen Sportsachen an der Bar standen (im Königreich des Maronee Country Club gab es keine Altersbegrenzung für den Alkoholkonsum). Die Tennisplätze lagen zwischen dem Clubhaus und der Straße. Es waren mehr als ein Dutzend, und in der Mitte des Areals gab es einen Laden, in dem der Tennistrainer sein Büro hatte und wo man seinen Schläger neu bespannen lassen, Ausrüstung kaufen oder darüber diskutieren konnte, ob Björn Borg der beste Spieler aller Zeiten sei.
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