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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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aufspielte, saß draußen ein Mann ganz oben auf dem Sprungturm und klimperte auf einer Ukulele.
    »Weißt du, als du unterwegs warst, um das Essen zu holen, ist hier Joe Thayer vorbeigekommen«, sagte Jadey. »Ich habemir gedacht, vielleicht sollte ich mit
ihm
eine Affäre anfangen.«
    »Jadey, er macht gerade eine Scheidung durch.«
    »Oh, ich liebe verletzte Männer. Ich habe mir immer gewünscht, Arthur wäre etwas mehr vom Leben gezeichnet. Aber was ich mich bei Joe immer frage, ist, warum seine Tochter so verdammt unheimlich ist, ich meine, sie muss das doch irgendwo herhaben, oder?«
    »Megan ist nicht unheimlich«, sagte ich. »Sie ist neun Jahre alt.«
    »Ich kann dieses Mädchen nicht ausstehen.«
    »Jadey!«
    »Ich schwöre dir, letztes Jahr in Halcyon habe ich auf dem Weg zum Bootssteg runter ein riesiges Tablett mit Essen und Getränken fallen lassen. Alles war überall verstreut, und ich fluche also und sammle alles wieder auf, und als ich mich umsehe, steht sie da und hat mich die ganze Zeit beobachtet, ohne ein Wort. Sie hat nicht mal gelacht, sondern mich nur angestarrt.«
    »Sie ist ein Kind«, protestierte ich.
    »Sie ist eine Soziopathin. Außerdem hat Winnie erzählt, Megan hätte ihr ein Pups-Sandwich angeboten.«
    Ich unterdrückte den Impuls, Ellas ähnlich lautenden Bericht zu wiederholen. Die arme Megan schien schon genug Probleme zu haben, ohne dass ich mich über sie ausließ, also sagte ich nur: »Du solltest mit Arthur reden. Ich bin mir sicher, er weiß, dass du wütend bist, und traut sich nur nicht an das Thema heran.«
    Jadey verstellte wieder die Rückenlehne ihres Liegestuhls, diesmal in die Waagerechte, und drehte sich mit einem Grunzen auf den Bauch. Sie lag mir zugewandt mit der einen Gesichtshälfte auf den Plastikstreifen der Lehne und sagte: »Hättest du je gedacht, dass es so verdammt viel Arbeit macht, verheiratet zu sein? Herrgott noch mal.« Bevor sie sich hingelegt hatte, hatte sie ihre Sonnenbrille abgenommen, und jetzt fielen ihr die Augen zu. Schläfrig fragte sie mich: »Machst du dir immer noch Sorgen um Chas und seinen Whiskey?«
    »Vielleicht habe ich überreagiert.«
    »Ich habe vergessen, bei Maj und Pee-Paw auf ihn zu achten, wahrscheinlich weil ich so damit beschäftigt war, mir selbst einen hinter die Binde zu kippen. Hast du deren Merlot mal probiert?«
    »Von dem Chardonnay habe ich ein Glas getrunken.«
    Sie öffnete die Augen und stützte sich auf die Ellbogen. »Ein Glas?«, echote sie. »Meinst du damit genau eins?« Als ich nickte, sagte sie: »Schätzchen, vielleicht geht es gar nicht darum, dass Chas weniger trinken sollte. Vielleicht bist du es, die mehr braucht.«
     
    Als ich Charlie am Montagmorgen daran erinnerte, dass die Suttons zu Besuch kommen würden – Miss Ruby hatte am Abend davor angerufen, um die Verabredung zu bestätigen, und hatte auf mein Angebot, sie abzuholen, geantwortet, dass Yvonne sie fahren würde –, stand er gerade am Waschbecken und rasierte sich, und ich stand in der Tür. »Nicht mit mir«, sagte er. »Ich habe um elf einen Termin mit Zeke und Cliff.«
    »Charlie, ich habe dir vor über einer Woche von dieser Verabredung erzählt.«
    »Lindy, morgen geht unser Angebot an die Reismans raus. Es geht um 84 Millionen, meinst du nicht, dass es da klug von uns wäre, noch ein paar Details durchzugehen?«
    »Ist es das, was ihr auf dem Golfplatz vorhabt?« Ich verschränkte die Arme. »Zwing mich nicht, zur Nervensäge zu werden.«
    Er ließ ein schnaubendes Lachen hören. »Ob du eine Nervensäge sein willst oder nicht, ist deine Sache, aber ich habe einen Termin um elf, und es wäre unprofessionell, ihn zu verpassen.«
    Ich sah ihn den Mund nach links verziehen und mit dem Rasierer an seiner rechten Wange hinunterfahren und spürte eine sehr intime Form der Wut in mir aufsteigen. War es das, was eine Ehe ausmachte, ein anderes Individuum nach und nach viel besser kennenzulernen, als es ratsam war? Manchmal waren mir Charlies Gesten und sein Tonfall so gnadenlos vertraut, alswäre er eine Verlängerung meines eigenen Ichs, ein Teil meiner Persönlichkeit, über den ich wenig Kontrolle hatte.
    Ich sagte: »Wenn du keine Lust hast, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, dann lass es bleiben, aber es ist peinlich für mich und unhöflich anderen gegenüber, wenn du erst zusagst und dann wieder abspringst.«
    Als er mich ansah, wurde mir klar, dass meine Bemerkung ihn überhaupt nicht berührt hatte. Meine Worte waren von ihm

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