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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Schuldirektors in Biddle, in dem die Sekretärin arbeitete, und hatte Fenster zum Flur, nicht nach draußen. Die Wände hatteCharlie leer gelassen, und auf dem Schreibtisch lagen nur ein paar Papierstapel. Er saß dort mit einer Aktenmappe auf dem Schoß, hatte die Füße übereinandergeschlagen und auf den Schreibtisch gelegt – er trug schwarze Fullbrogues – und las.
    Die Tür stand offen, aber ich klopfte an den Aluminiumrahmen. »Störe ich?«
    Als er aufsah, wirkte er freudig überrascht, aber auch auf der Hut. Er stand nicht auf, sondern nahm nur die Füße vom Tisch. »Damit hätte ich nicht gerechnet.«
    Nachdem er am Telefon so unverbindlich geklungen hatte, fragte ich mich, ob er es sich anders überlegt haben könnte und keinen Wert mehr darauf legte, dass wir – dass ich – nach Hause zurückkam. »Wie geht es dir?«, fragte ich und fügte, bevor er antworten konnte, hinzu: »Ich finde, es wird langsam Zeit, dass Ella und ich wieder nach Hause kommen. Meinst du nicht auch?«
    Charlie senkte den Kopf. Dachte er über meine Frage nach? Ich fühlte, wie eine wachsende Nervosität von mir Besitz ergriff. Nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, fragte ich: »Charlie?«
    Endlich hob er den Kopf, und er schien den Tränen nahe zu sein. »Du hast mich nur überrumpelt, das ist alles«, sagte er. »Natürlich müsst ihr nach Hause kommen, unbedingt. Ich schulde dir eine ganz große Entschuldigung, Lindy. Ich habe mich als Ehemann einfach schrecklich benommen.«
    »Wie? Ich … Nein, Charlie, das meinte ich nicht. Natürlich wissen wir beide, dass einiges noch besser werden könnte, aber …« Ich wusste nicht weiter, und Charlie schüttelte den Kopf.
    »Der Geist des Herrn hat durch dich gewirkt, Lindy. Der Herr hat es so eingerichtet, dass du mich verlassen hast, damit ich meine Sünden erkennen und bereuen konnte, und ich
habe
gesündigt, daran gibt es keinen Zweifel. Aber ich fange wieder ganz von vorn an. Ich bin wiedergeboren worden, und wenn Gott mir vergeben hat, darf ich hoffen, dass du es auch kannst. Ich möchte, dass du weißt, dass ich seit acht Tagen keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt habe.«
    Ich rechnete schon damit, dass er in Gelächter ausbrechen und sagen würde:
War doch nur Spaß – und du hast mir geglaubt! Gib’s zu, du hast mir alles geglaubt!
Aber er sagte nichts dergleichen; es war kein Witz.
    »Heißt das …« Ich stockte. »Jadey hat mir gesagt, du hättest dich mit einem gewissen Reverend Randy getroffen?«
    »Dieser Mann ist außergewöhnlich, Lindy. Du wirst beeindruckt sein. Er hat über diese Dinge sehr lange und intensiv nachgedacht und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, nicht zu sündigen. Aber dann müsstest du ihn hören, wenn er von dem Lohn erzählt, der dir winkt, wenn du Jesus als Erlöser annimmst, das ist unglaublich inspirierend.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Du wirst lachen, aber Miss Ruby hat ihn mir vorgestellt.«
    »Oh, ist er … ist er ein Schwarzer?«
    Charlie grinste. »Du solltest mal dein Gesicht sehen, Fräulein Aufgeklärt. Nein, er ist nicht schwarz.«
    »Ich sage nicht, dass es schlecht wäre, wenn er es wäre, ich wollte es nur wissen. Nach dem, was du gesagt hast, ist er wohl ein wiedergeborener Christ?«
    Charlie sah mich amüsiert an. »Es kann ja wohl nicht falsch sein, Gott zu lobpreisen, Schatz. Wenn du Reverend Randy begegnest, spürst du wirklich die Gegenwart von Jesus Christus.«
    Als ich in seinem Büro im Stadion auftauchte, hätte ich mir verschiedene Reaktionen vorstellen können, verschiedene Stimmungen, in denen ich Charlie hätte antreffen können – versöhnlich oder schmollend, erfreut oder indigniert –, aber nichts von dem, was ich in all den Jahren mit ihm erlebt hatte, hatte mich auf das hier vorbereitet. Charlie, mein Charlie, war religiös geworden? Ich wusste, dass es immer wieder Leute gab, denen das widerfuhr, und trotzdem – von ihm hätte ich es am wenigsten erwartet. Aber wenn es ihn vom Trinken abhielt und ihn dazu brachte, Verantwortung zu übernehmen … Ich will nicht leugnen, dass ich an jenem Nachmittag sehr skeptisch war, aber ich unterdrückte meine Zweifel und schrieb sie meiner eigenen Ignoranz zu. Die meisten Menschen, die ich kannte, gingen in die Kirche, und es war keiner dabei, der eineWiedergeburt erlebt hatte, aber hatte ich nicht immer wieder gelernt, dass die Welt größer und komplexer war, als ich sie mir zuerst vorgestellt hatte? Und war das nicht eine positive

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