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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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wir sonnenverbrannt nach Hause zurückkamen, und die Spiele, bei denen wir uns unter Regenjacken zusammenkauerten und darauf warteten, dass sie abgepfiffen wurden. Wir aßen Hotdogs und Pommes frites und plauderten mit unseren Sitznachbarn, und manchmal setzten wir uns auch auf weniger teure Plätze, damit Charlie sich unter die Leute mischen und Autogramme geben konnte. Er freute sich jedes Mal, wenn er darum gebeten wurde, besonders wenn er einen Baseball signieren sollte (damals dachte ich, Zeke Langenbacher hätte ihn auf die Idee gebracht, gelegentlich in der Tribüne zu sitzen, und erfuhr erst später, dass es Hank Ucker gewesen war), und selbst mir wurden die Siege und Niederlagen der Mannschaft immer wichtiger. Das neue Stadion wurde 1992 fertig, an derselben Stelle, an der das alte abgerissen worden war. Zu der neuen Ausstattung gehörten VIP-Logen und ein ausfahrbares Dach. Dass beide Stadien in Ed Blackwells Kongresswahlbezirk lagen, überraschte mich wenig. Da das neue Stadion aus öffentlichen Geldern finanziert wurde, gab es in der Planungsphase erhebliche Kontroversen, und ich kann ehrlich sagen, dass ich fand, dass Charlie sich den Herausforderungen mit viel Selbstbeherrschung undVernunft stellte. Er hatte noch nie so hart gearbeitet wie in jenen Jahren, und bei dem Eröffnungsspiel im neuen Stadion war ich sehr stolz auf ihn.
    Im Jahr 1993 beschloss Charlie, für den Gouverneursposten zu kandidieren – natürlich war es Hank Ucker, der ihn dazu drängte –, und 1994 wurde er gewählt. Auch das änderte unser Leben von Grund auf, wenn es auch nicht so ein bedeutender Wendepunkt war wie das Jahr 2000.
    Damals konnten wir noch nicht ahnen, welch erheblicher Vorteil Charlies Religiosität später sein sollte. Das Wichtigste war seine Ehrlichkeit. Sie scheint noch immer den größten Eindruck auf seine Wähler zu machen: Charlie mag manchmal launisch oder prahlerisch sein, aber er verstellt sich nie. Selbst wenn er sich einmal staatsmännisch benehmen muss, macht er kein Hehl daraus, dass er dabei nur eine Pose einnimmt – er blinzelt oder schneidet Grimassen oder lässt zumindest durchblicken, dass er das am liebsten täte. Während seines ersten Präsidentschaftswahlkampfs setzte er sich gern von dem scheidenden Amtsinhaber ab, der von vielen als aalglatter Populist wahrgenommen wurde, indem er sagte: »Drin ist, was draufsteht.« Dabei grinste er schelmisch. Daran würde ich seine Wähler heute manchmal gern erinnern: Weder ihnen noch mir hat Charlie je etwas vorgemacht.
    Bevor er zum Gouverneur gewählt wurde, bevor unser schon damals nicht gerade durchschnittliches Leben diese unwahrscheinlichen, märchenhaften Wendungen nahm, amüsierten sich die Blackwells königlich darüber, dass Charlie bekehrt worden war. Wenn Arthur beim Abendessen über ein Footballspiel der Green Bay Packers sagte: »Die haben eine gottverdammte Packung gekriegt«, wies ihn Charlie mit freundlicher Strenge zurecht: »Du weißt doch, dass ich solche Ausdrücke nicht besonders schätze.« Arthur antwortete dann: »Jesus fucking Christ, Chas, jetzt komm endlich von deinem hohen Ross runter«, oder: »Holy Shit, du hast deinen Sinn für Humor verloren!« (In Wirklichkeit hatte er an säkularen Derbheiten und Schimpfworten genauso viel Spaß wie vorher, es störte ihn nur, wenn jemand den Namen des Herrn missbrauchte.) Erhörte auch auf, pornographische Zeitschriften zu kaufen, was mich sehr freute, auch wenn ich ihm aus der Befürchtung heraus, er könnte sie vermissen, einen künstlerisch angehauchten Bildband mit Schwarzweißfotos von nackten Schönheiten kaufte. Vermutlich war er kein guter Ersatz.
    Charlie gehörte jetzt einer männlichen Gebetsgruppe an, die sich einmal wöchentlich versammelte, manchmal auch in unserem Wohnzimmer. Reverend Randy – der seit seiner Ernennung zum Vorsitzenden des Multifaith Council der Öffentlichkeit unter dem Namen Randall Kniss bekannt ist – wurde zu einer festen Größe in unserem Alltag. Wir versäumten nie den sonntäglichen Gottesdienst in der Heavenly Rose Church, sprachen vor jedem Essen ein Tischgebet (Charlie bestand selbst in Restaurants und bei Dinnerpartys darauf, was ich eine Spur zu ostentativ fand, aber ich verkniff mir jeden Kommentar), und Charlie las jeden Abend vor dem Einschlafen in der Bibel.
    In jenem Sommer 1988 verbrachten wir nicht viel Zeit in Halcyon, nur ein paar einzelne Wochenenden. Charlie hatte viel mit den Brewers zu tun, und er befürchtete, dass es

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