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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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und luxuriös mein Leben ist und dass seine merkwürdigsten Aspekte manchmal gerade die sind, von denen die Öffentlichkeit nichts erfährt: dass für Ella und mich einmal, als wir nach Peru gereist waren, der Hotelpool aus Sicherheitsgründen geleert und mit abgepacktem Trinkwasser wieder aufgefüllt wurde, bevor wir darin schwimmen durften, oder dass der Chef-Butler des Weißen Hauses mich alle Jahre wieder daran erinnert, pünktlich mit den Vorbereitungen für Weihnachten zu beginnen – mit den Grußkarten, den Dekorationen und der Terminplanung –, und zwar im April.
    »Meine Mutter werde ich nächstes Mal besuchen«, sage ich zu Jessica. »Jetzt möchte ich mich mit Dena Janaszewski treffen, wenn sich das einrichten lässt.«
    Falls Jessica von dieser Ankündigung überrumpelt ist, lässt sie sich nichts anmerken. Es ist Teil ihres professionellen Auftritts, dass sie sich immer nur von kleineren Dingen überrascht zeigt und nie von wichtigen Angelegenheiten. Ich hätte eine Abtreibung hinter mir? Dazu nickt sie nur. Aber wenn sie mich in magentafarbenen Highheels sieht, ruft sie aus: »Wow! Bahn frei für Mrs. Fashionista!«
    Sie sieht auf ihre Armbanduhr und erklärt ruhig: »Jetzt ist es ein Uhr zwanzig central time, in Washington also zwei Uhr zwanzig. Eine Stunde und vierzig Minuten dauert der Flug, und dann kommen zwanzig Minuten Wegzeit bis zu den Wohnräumen dazu. Damit sind wir ohne den Zwischenstopp in Riley bei vier Uhr zwanzig, und die Führung für den Kinderchor ist für fünf Uhr fünfzehn angesetzt. Möchtest du sie verschieben, absagen oder eine Vertretung für dich finden?«
    Die Pünktlichkeit, für die Charlies Regierung bekannt ist, rührt nicht daher, dass seine Familie in dieser Hinsicht besonders strikt gewesen wäre, sondern ist eine der Methoden, mit denen er sich selbst Disziplin auferlegte, als er mit dem Trinken aufhörte. Ich nehme mir ein Beispiel daran und versuche ebenfalls pünktlich zu sein; alles andere käme mir arrogant vor. Dazu kommt, dass es mir zwar meist nicht viel ausmacht, Anfragen oder Einladungen abzulehnen, mich aber sehr bedrückt, wenn ich selbst ein Versprechen gegeben habe und es dann nicht einhalten kann, ganz besonders, wenn dieses Versprechen Kinder betrifft. Trotz alledem will ich heute Dena sehen – sie und auch Pete, wenn sie denn noch zusammen sind.
    Wenn es öffentlich wird, dass ich abgetrieben habe, dann werden Dena und vielleicht Pete die Einzigen sein, die diese Information glaubhaft bestätigen können. Aber es geht mir nicht darum, sie zum Schweigen zu bringen, sondern ich möchte die Gelegenheit nutzen, nach viel zu langer Zeit endlich reinen Tisch zu machen. Theoretisch könnte ich auch ein andermal nach Riley fahren, schließlich bin ich mindestens alle sechs Wochen ohnehin dort, um meine Mutter zu besuchen, aber wird die Gelegenheit nicht verstreichen, wenn ich jetztzögere? Werde ich nicht den Mut verlieren, wenn ich mich jetzt davon abhalten lasse?
    »Wir sollten uns eine Vertretung überlegen«, sage ich, und dann kommt mir plötzlich eine Idee: »Ella! Kinder lieben Ella!«
    »Wäre sie beleidigt, wenn ich einen unserer Besucherführer mitschicke?«
    »Sie wäre erleichtert. Wenn sie einverstanden ist, wird es bestimmt wundervoll.« Mir wird klar, dass das für geraume Zeit der letzte Gefallen sein könnte, um den ich Ella bitte. Wenn sie von dem Schwangerschaftsabbruch erfährt, muss ich damit rechnen, dass sie sich von mir zurückzieht. Während Jessica auf ihrem Blackberry zu tippen beginnt, sage ich: »Ich glaube, dass Hanks Büro heute Morgen zumindest angefangen hat zu recherchieren, wo sie jetzt wohnt, aber sie könnte auch Cimino heißen, oder Imhof, wobei ich nicht weiß, ob die beiden noch zusammen sind. Wenn sie mit jemand anderem verheiratet ist, habe ich keine Ahnung, wie sie mit Nachnamen heißt. Ihr Geburtsdatum ist jedenfalls der 16.   6.   1946.« Das ist wohl typisch für Sandkastenfreunde, dass man sich ein Leben lang an ihre Geburtsdaten erinnert, während man sie sich bei Menschen, die man als Erwachsener kennengelernt hat, nie richtig merken kann. Ich verschicke sehr gern Glückwunschkarten, aber wenn ich die Geburtstage nicht in meinen Kalender eintragen würde, würde ich sie vergessen.
    »Hattest du dir vorgestellt, dass Dena zum Flugzeug kommen soll, möchtest du sie zu Hause besuchen, oder wollt ihr euch irgendwo in der Öffentlichkeit treffen?«, fragt Jessica. Der Flugplatz, den wir in Riley immer benutzen,

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