Die Frau des Praesidenten - Roman
nebeneinander, ohne uns zu berühren. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal für dieses Bild posieren würde. Dann sehen sich Dena und Pete die Bilder noch einmal auf dem Display an. »Ist es nicht erstaunlich, was heutzutage technisch machbar ist?«, fragt Dena.
»Es tut mir leid, dass ich jetzt so losstürzen muss, aber ich habe noch einen Termin in Washington«, sage ich. »Es war sehr schön, euch beide zu sehen. Lasst uns in Kontakt bleiben, wenn die Dinge ihren Lauf nehmen. Habt ihr Belindas Telefonnummer noch?«
»In der Küche«, sagt Dena.
»Ruf sie an, wenn irgendwas passiert oder wenn ihr Fragen habt.«
Dena boxt mir behutsam auf den Oberarm. »Jetzt guck nicht so ernst, First Lady«, sagt sie. »Wir kommen schon zurecht, und du auch.«
»Warte noch, Alice«, sagt Pete. »Ich habe noch was für dich.« Er geht schwerfällig den Flur hinunter, und als er verschwunden ist, sage ich zu Dena: »Etwa alle zwei Monate besuche ich meine Mutter, vielleicht könnten wir nächstes Mal zusammen Mittag essen?«
»Das wäre total aufregend«, sagt sie. »Jederzeit gern.« Dann fügt sie noch hinzu: »Du weißt doch, dass ich es war, die Ella damals das Diadem geschenkt hat, oder? Ich dachte, du würdest vielleicht rüberkommen und mir hallo sagen.«
»Ich wünschte, ich hätte es getan.« Charlie und ich lassen gerade in Maronee ein Haus bauen, in das wir einziehen wollen, wenn wir Washington verlassen. Könnte es möglich sein, dass Dena und ich, wenn ich wieder in ihrer Nähe wohne, wieder Freundinnen werden, echte Freundinnen? Oder sind unsere Lebensumstände zu unterschiedlich dafür? Es tut so gut, sie zu sehen, eine Verbindung zu jenem Leben zu spüren, das ich nie aufgeben wollte.
Als Pete zurück ist, überreicht er mir einen Briefumschlag.
»Was ist das?«, fragt Dena, aber er schüttelt nur den Kopf. »Hoffentlich kein Liebesbrief«, sagt sie und klingt eine Spur zu ernst dabei. Dann wendet sie sich mit einem verschmitzten Lächeln wieder an mich: »Wenn man uns beide so sieht, muss man ja denken, es gäbe auf der ganzen Welt überhaupt nur drei Männer, mit denen man zusammen sein könnte, und wir hätten sie uns immer hin- und hergereicht.« Ich lache, und sie hakt sich bei Pete unter. »Aber ich würde sagen, letztendlich haben wir uns beide an den Mann gehalten, der von Anfang an der Richtige war«, sagt sie.
Zu den Menschen, von denen ich weiß, dass sie sich in Zeitungen oder im Fernsehen über Charlie und mich geäußert haben,gehören: ungefähr ein Drittel meiner Mitschüler an der Grundschule, der Junior High und der Highschool, darunter Mary Hafliger Petschel und Larry Nagel, mein Begleiter beim Abschlussball in der elften Klasse; die Tochter des früheren Tatty’s-Inhabers (Tatty’s selbst gibt es nicht mehr); Marvin Benheimer, der junge Mann, mit dem ich in der Silvesternacht 1962 verabredet war, als ich überstürzt das Restaurant verließ, sobald das Essen kam, weil ich mich erbrechen musste, was Marvin nicht davon abgehalten hat, mehrere Male auf CNN als »Jugendfreund von Alice Blackwell« aufzutreten; mehrere meiner Bekannten bei Kappa Alpha Theta, einige meiner inzwischen emeritierten Professoren und viele Mitstudenten, mit denen ich nie etwas zu tun hatte; die Betreuerin meiner Abschlussarbeit in Bibliothekswissenschaft; Lydia Bianchi, die Direktorin der Liess Elementary School, und meine Kollegin Maggie Stenta, die dort die ersten Klassen unterrichtete; Nadine Patora, die Maklerin, von der ich 1977 kein Haus gekauft habe; Ja-hoon Choi, der in der Wohnung unter mir in der Sproule Street seinen Ph. D. machte, und zwei Männer, mit denen ich mich 1969 und 1974 auf Betreiben meiner Freundinnen zu Blind Dates getroffen habe und an die ich mich wirklich gar nicht erinnern kann, auch wenn ich nicht daran zweifle, dass diese Treffen stattgefunden haben. »Sie war hübsch, wirkte aber ziemlich prüde«, lautete das Urteil eines dieser Männer, und der andere gab zu Protokoll: »Politik hat sie nicht so interessiert, sie wollte lieber über ihre Schüler reden.« Diesen Bemerkungen kann man zumindest zugute halten, dass sie kurz waren, ganz anders das Erinnerungsbuch von Simon Törnkvist:
Ich habe sie gekannt – Meine Affäre mit Alice Blackwell
. Mit Hilfe eines Ghostwriters hat Simon darin die Geschichte unserer damaligen Beziehung rekonstruiert, samt meiner angeblichen verzweifelten Entschlossenheit, zu heiraten und Kinder zu bekommen, und seinen Vorbehalten mir gegenüber,
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