Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
Vom Netzwerk:
die offenbar von dem herrührten, was er schon damals glasklar als meinen Hang zum Konservatismus erkannte.
Sie wohnte also in einer pulsierenden, liberalen Universitätsstadt, und trotzdem führte sie ein unglaublich gesetztes, behütetes
Leben
, schrieb er.
Sie hatte offensichtlich Angst davor, mit mir über meine Erfahrungen in Vietnam zu sprechen, und ging auch sonst jeder Konfrontation aus dem Weg. Ich merkte von Anfang an, dass sie auf ein Eigenheim und 2,5 Kinder aus war und dass sie sich anderweitig umsehen würde, wenn ich ihr das nicht gab. Als ich erfuhr, dass sie einen von Governor Blackwells Söhnen geheiratet hatte, einen Wehrdienstverweigerer, wusste ich, dass alle ihre Träume in Erfüllung gegangen waren.
Peinlicherweise stand auch in dem Buch:
Was den Sex anging, war sie sehr einfach gestrickt. Ich habe nie begriffen, dass sie zwar leichter zum Höhepunkt kam, wenn sie obenauf war, aber trotzdem immer die Missionarsstellung bevorzugte.
Ich hatte ungefähr eine halbe Stunde lang in dem Buch herumgeblättert, als ich auf diese Zeilen stieß und es zuklappte. Dann gab ich es meiner Assistentin Ashley und bat sie, es nach ihrem eigenen Gutdünken zu entsorgen. Dieses Buch kränkte mich ganz besonders, weil ich mit Simon sogar nach unserer Begegnung beim Baseballspiel 1988 noch einmal indirekt Kontakt gehabt hatte: 1995 hatte er für sich, seine Frau, seine beiden Kinder und seine Eltern um sechs VIP-Karten für eine weihnachtliche Führung durch die Gouverneursvilla gebeten. Das Gesuch war auf meinem Schreibtisch gelandet, und ich hatte zwar nicht mit Simon gesprochen, hatte aber mit meiner Unterschrift dafür gesorgt, dass er die Karten bekam. Er hat sich weder bei mir noch bei irgendwem sonst je bedankt – damals hatte ich nur zwei Mitarbeiterinnen, die ich beide danach gefragt habe –, und das Nächste, das ich dann von ihm hörte, war, dass mein Pressesprecher im Weißen Haus mich auf sein Buch aufmerksam machte, das bald erscheinen würde. »Ich habe mir gleich gedacht, dass Simon Garfunkel ein mieser kleiner Hippie ist«, war Charlies Kommentar zu der Angelegenheit.
    Insgesamt scheint es eine negative Korrelation zwischen unserem Bekanntheitsgrad mit einer Person und deren Bereitschaft zu geben, über uns zu reden. Auch sozialer Status und Diskretion hängen eng miteinander zusammen, oder zumindest dachte ich das, bis ich Dena und Pete getroffen habe. Die Leute, die wir in Maronee kennen oder kannten, die aus demCountry Club, sind die schweigsamsten von allen. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist Carolyn Thayer (sie hat nicht wieder geheiratet und trägt noch immer denselben Nachnamen), die sich zu Beginn von Charlies erster Amtszeit in der Sendung
60 Minutes
einmal für einen Beitrag über Charlies frühere Alkoholprobleme interviewen ließ. »Wir wussten es alle, jeder redete darüber«, sagte sie. »Dass er wegen Alkohols am Steuer verhaftet worden war, war kein Geheimnis, und über ein Jahr vorher habe ich gesehen, wie er bei einer Weihnachtsfeier einfach vornübergefallen ist. Ich habe ihn gefragt, ob er Hilfe bräuchte, aber er lachte nur und winkte ab.« Das muss die Party bei den Hickens gewesen sein, dachte ich, weil ich mich noch daran erinnern konnte, wie er mit Taschentuchfetzen in beiden Nasenflügeln fröhlich zu mir herübergekommen war und mir, als ich ihn danach fragte, gesagt hatte, er hätte Nasenbluten bekommen. Ich habe diese Folge von
60 Minutes
nicht gesehen, als sie gesendet wurde, aber mehrere von unseren alten Freunden sagten mir, wie erschüttert sie darüber waren und wie unmöglich sie Carolyns Verstoß gegen die guten Sitten fanden, und daraufhin bat ich eine meiner Mitarbeiterinnen, mir einen Mitschnitt zu besorgen. Carolyn war schon zehn Jahre davor von Maronee nach Chicago gezogen und konnte daher nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, und ich war froh darüber. Ich hätte es auch vorgezogen, wenn sie das Interview nicht gegeben hätte, aber sie hatte zumindest nichts Unwahres gesagt. In jedem Fall war Carolyn nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Sie ist die Einzige aus Maronee, die offiziell, aber ohne unseren Segen, mit den Medien gesprochen hat, und auch anonym haben sich nur wenige geäußert. Ich nehme an, dass das Menschen waren, die wir kaum kannten.
    Simon ist nicht der Einzige, der ein Skandalbuch über mich geschrieben hat – es gibt auch noch eins von meiner Cousine mütterlicherseits, Patty Lazechko, der Tochter meines Onkels Herman.

Weitere Kostenlose Bücher