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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Ich verließ die Stadt mit weniger als dreißig Stundenkilometern. Das Herz schlug mir bis zum Hals, meine Hände zitterten, und mir wurde klar, dass ich nie wieder einen Unfall haben durfte; ich würde stets äußerst vorsichtig fahren müssen. Auf den Straßen war es ruhig und leer, um diese Zeit war jeder in der Kirche – vermutlich auch Andrews Eltern, sie waren katholisch. Esberuhigte mich, dass so wenig Verkehr war, und als ich den De Soto Way erreichte, fühlte ich mich sicher genug, etwas mehr Gas zu geben. Ich hatte die zugelassene Höchstgeschwindigkeit noch nicht erreicht – so, wie ich vor dem Unfall nicht gerast war, würde ich auch für den Rest meines Lebens nicht rasen –, doch ich fuhr schnell genug, um einem hinter mir fahrenden Wagen keinen Grund zum Hupen zu geben. Zum Glück fuhr niemand hinter mir. Ich war auf eine Art allein, wie ich es seit dem Unfall nicht mehr gewesen war, auf eine Art allein, wie ich es zu Hause nicht mehr sein konnte. Selbst wenn ich allein mit geschlossener Tür in meinem Zimmer saß, war da jemand auf der anderen Seite – meine Mutter oder mein Vater oder meine Großmutter, allein oder zusammen –, und sie alle wussten es. Sie mochten verständnisvoll sein, doch sie wussten, dass ich da drinnen war und, wenn auch unabsichtlich, etwas Schreckliches getan hatte. Sie liefen und atmeten, seufzten und bewegten sich in anderen Teilen des Hauses, und ihre Anwesenheit war immer gleichzeitig eine Frage, auch wenn sie gar nichts sagten, auch wenn sie mich ganz bewusst nichts fragten:
Kommst du denn mal aus deinem Zimmer? Weinst du gerade, oder weinst du nicht? Wann wird genug Zeit vergangen sein, dass dieses Unglück nicht mehr in jedem Winkel, in jeder Unterhaltung steckt?
Doch sie stellten keine wirklichen Fragen, und ich musste daher keine Antworten geben. Ich war bereit, ihnen etwas vorzuspielen, bereit, so zu tun, als ginge es mir gut, als wäre das Leben schon fast wieder normal. Meine Last sollte nicht auf ihren Schultern ruhen, ich wollte das Päckchen Schmerz allein tragen. Doch hier auf der Straße, zwischen den Eichen und Silberahornbäumen, Hickorys und Ulmen war ich dankbar, zu spüren, dass ich unbedeutend war. Ich war nur ein törichtes, namenloses Mädchen. Wisconsin mit seiner gletschergeformten Landschaft, den unheilvollen Tornados, den Regengüssen und Trockenperioden und Regengüssen – Wisconsin kümmerte es nicht, was ich getan hatte.
    Als ich mich der Farm Road 177 näherte, wusste ich, dass ich mich auf etwas Neutrales konzentrieren musste, und wiederholte im Geist die Worte
rechts abbiegen, rechts abbiegen,
rechts abbiegen
. Die ganze Welt bestand nur aus diesen zwei Wörtern, und dann bog ich ab und ließ die Unfallstelle hinter mir. Ohne Tränen zu vergießen oder zu hyperventilieren, sogar ohne abzubremsen, war es mir gelungen, daran vorbeizufahren. Von nun an musste ich mich darauf konzentrieren, die Zufahrtsstraße zum Haus der Imhofs zu finden – einmal war ich bisher dort gewesen, an Andrews Geburtstagsparty in der zweiten oder dritten Klasse –, und nach einem guten Kilometer sah ich einen schwarzen Briefkasten mit roter Metallfahne sowie frisch abgeerntete Getreidefelder, die die schmale Zufahrt säumten.
    Das Haus war weiß mit grünen Fensterläden; es wirkte wie ein Haus, in dem man unspektakulär, aber glücklich aufwachsen konnte. Auf der Veranda hing bewegungslos eine Schaukel, ein paar Dutzend Meter entfernt stand ein roter Stall, vor dessen geöffneter zweiflügeliger Tür ein paar Hühner hin und her liefen. Bis auf einen klapprigen roten Pick-up, mit dem Farmer gewöhnlich auf ihrem eigenen Land, nicht auf der Straße, herumfuhren, waren keine Autos zu sehen. Den Umschlag in der Hand, stieg ich die drei Stufen zur Veranda hinauf, legte ihn zwischen Fliegengittertür und Haustür auf den Boden und hoffte, Mr. oder Mrs. Imhof würden bei ihrer Rückkehr nicht darauf treten.
Ich werde niemals in Worte fassen können, wie leid es mir tut
, hatte ich auf die Karte geschrieben.
Ich weiß, ich habe Ihnen großes Leid zugefügt. Ich würde alles dafür geben, das Geschehene wieder ungeschehen machen zu können.
Fünf Entwürfe hatte ich geschrieben, in einem hatte gestanden:
Ich werde für den Rest meines Lebens versuchen, meine Tat wiedergutzumachen
, doch ich hatte die Zeile wieder gestrichen, da ich befürchtete, es betone zu sehr, dass ich noch ein Leben besäße.
Dieser Anhänger ist von mir. Andrew hat mir einmal gesagt, dass er

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