Die Frau des Praesidenten - Roman
Leute würden den Mist schlucken. Entschuldige meine Ausdrucksweise.«
»Weißt du, ich bin in Riley, ganz in der Nähe von Houghton, aufgewachsen«, sagte ich. »Die Houghton High war unser Rivale. Also, wenn du irgendetwas über den Ort wissen möchtest, in dem du angeblich wohnst, ich könnte dir weiterhelfen – vorausgesetzt, du hörst auf, dich über meine politische Partei lustig zu machen.«
»Dann muss ich dir ja nicht erklären, warum ich dort nur dem Namen nach wohne«, sagte er. »Ich fahre einmal pro Woche hin, hole meine Post, vergewissere mich, dass die Wohnungnicht von einem Waschbär demoliert wurde, und mache, dass ich aus dem Nest wieder rauskomme.«
»Wenn es so furchtbar ist, hättest du dir woanders was suchen können.«
Charlie schüttelte den Kopf. »Nach oben reicht der Sechste Bezirk bis Appleton, aber wir haben Fabriken im Norden, das Gebiet wäre also abgedeckt. Unten im Süden ist Alvin Winceks Hochburg, darauf werden wir uns konzentrieren. Du hast Glück, dass du in Riley statt in Houghton aufgewachsen bist … Meersman ist euer Abgeordneter, richtig? Mit Bud Meersman habt ihr einen guten republikanischen Teamplayer.«
»Ich habe nie in Riley gewählt«, sagte ich. »Das erste Mal war ich ’68 wahlberechtigt, und da habe ich mich in Madison registrieren lassen.«
»Sag jetzt bitte nicht, dass du für Humphrey gestimmt hast.«
»Charlie, ich bin Demokratin«, sagte ich. »Natürlich habe ich das.«
»Leute wie du haben meinen Vater die Wahl gekostet«, sagte Charlie. Obwohl ich verschiedene Gründe dafür hätte anführen können, warum Gouverneur Blackwell ’68 nicht zum Präsidenten gewählt worden war – er war noch nicht einmal einer der letzten drei Kandidaten der Republikaner gewesen –, machte Charlie nicht den Eindruck, als würde er nur Spaß machen.
Die Kellnerin erschien mit roten ovalen Plastikkörbchen, in denen, eingebettet in Wachspapier, das Essen lag. »Ich hoffe, es schmeckt Ihnen«, sagte sie, und Charlie entgegnete: »Da bin ich mir sicher, Miss Evelyn.«
Während ich meinen Burger in der Mitte durchschnitt, fragte ich: »Warum bist du an der Ostküste zur Schule gegangen?«
»Du meinst meine
Ivy-League-Ausbildung
?« Er sprach die Worte affektiert aus. »Glaub mir, es war schlimmer als Princeton und Penn. Zuerst wurde ich aufs Internat geschickt, in einen kleinen Ort namens Exeter, im Grunde eine Brutstätte für Snobs. Es liegt in New Hampshire – meine Mutter wuchs in Boston auf, und die Lebensweise der Ostküste hat es ihr bisheute angetan … du weißt schon, wie in dem Sprichwort: Du kriegst ein Mädchen raus aus Massachusetts, aber Massachusetts nie raus dem Mädchen. Wir haben also alle unsere Zeit in Exeter abgerissen, dann vier Jahre Old Nassau, wie wir Kenner Princeton nennen, dann Wharton. Ich habe ein paar tolle Freunde gefunden und trotz aller Bemühungen das ein oder andere gelernt, aber versteh mich nicht falsch, die Berufssöhne Neuenglands sind nicht mein Fall. Dieses ganze
Mimsy, reichst du mir bitte einen Gin Tonic
– kalt und aufgesetzt. Und auf den Hochzeiten dort – ich war Trauzeuge von einem Typen aus New Canaan – geht es so stocksteif zu wie auf einer Beerdigung. Das ist nicht mein Ding.«
»Aber als Sohn des Gouverneurs hast du doch bestimmt dem Madison Country Club und so weiter angehört.«
»Der Madison Country Club«, sagte Charlie spöttisch, »ist was für Emporkömmlinge, Schätzchen. Die, die den Durchblick haben, gehören dem Maronee Country Club nördlich von Milwaukee an.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Was?« Er sah mich verteidigend, aber nicht besonders betroffen an, so wie er vermutlich schauen würde, wenn man ihm unterstellte, den letzten Keks aus der Dose gegessen zu haben.
»Du solltest dich mal reden hören«, sagte ich. »Vergiss deine Mitschüler aus Princeton –
du
bist der Snob.«
»Es ist nichts falsch daran, die Spreu vom Weizen zu trennen, und das meine ich nicht wirtschaftlich. Das ist die Denkweise der Ivy League: Gehörte dein Daddy dem und dem Eating Club an? War deine Großmutter bei der DAR? Das sind doch nur Schubladen. Aber du wirst mit Sicherheit nicht bestreiten, dass manche Menschen was taugen und manche nicht.«
»Ich habe keine Ahnung, was du mir damit sagen willst.« Wahrscheinlich hätte ich mich in diesem Moment gegen ihn gewendet, wenigstens ein bisschen oder vielleicht auch mehr, hätte er nicht die Stirn gerunzelt, gegrinst und gesagt: »Ja, ich auch nicht.«
Er biss
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