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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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dahinter der unbewegte Hintern von Bodos Pferd befand. Nur mit starken Zügelhilfen und einem halsbrecherischen Ausweichmanöver verhinderte Nicolaus im letzten Moment, dass es zu einem heftigen Zusammenstoß der Tiere kam. Sein Pferd wieherte erschrocken und riss den Kopf, der starken Zügelhilfe wegen, nach hinten, bevor es gänzlich zum Stehen kam. Einen unchristlichen Fluch auf den Lippen, wollte der Geistliche gerade loswettern, als er den Grund für Bodos Anhalten bemerkte.
    Vor ihnen auf dem Weg standen zwei Männer, die ein Pferd am Zügel und am Schweif zogen. Das Pferd stand wie festgewachsen auf dem Weg und rührte sich keine Handbreit. Fast hatte die Szenerie etwas Komisches.
    Beim Anblick der Reiter hielten auch die beiden Männer auf dem Weg inne. Für einen kurzen Augenblick starrten sich alle vier an – reglos und voller Erwartung, was nun passieren würde.
    Nicolaus wischte sich den Regen aus den Augen und blickte genauer auf das, was sich vor ihm abspielte. Er meinte, einen der Männer zu erkennen. Den Blonden. Er hatte ihn schon einmal gesehen – und zwar im Stall in Varel. »Die anderen Boten!«, stieß er plötzlich selbstsicher aus.
    Daraufhin begann Bodo finster zu lachen und sprach: »Euch hat also das Weib Alberts geschickt. Zwei junge Burschen mit einem lahmen Klepper? Wunderbar.« Sein boshaftes Lachen durchschnitt das gleichmäßige Rauschen des Regens. »Es ist mir ein Rätsel, wie Ihr es bis hierhergeschafft habt. Mut habt Ihr, das muss man Euch lassen. Zu schade nur, dass Euer Weg hier nun endet und Ihr nicht mehr rechtzeitig zurück nach Hamburg gelangen werdet.«
    Nicolaus schaute angespannt zu Bodo herüber. Was hatte sein Begleiter vor?
    Nun war es der wagemutige Walther, dessen wütende Stimme erklang. Er hatte die Männer ebenso erkannt. »Euer großes Maul wird Euch nicht helfen, Bote. Wir haben Albert von Holdenstede bereits gefunden, und er weigerte sich, mit uns zu kommen. Auch Ihr werdet ihn nicht überzeugen können. Ihr habt also ebenso versagt wie wir.«
    Noch während Bodo von seinem Pferd stieg und die Zügel achtlos in den Schlamm fallen ließ, sagte er drohend: »Wer hat denn etwas von überzeugen gesagt?« Blitzschnell griff er unter seinen Mantel und holte ein kurzes Messer mit glänzender Klinge hervor.
    Weder Walther noch Thiderich fürchteten Schlägereien, doch keiner von ihnen trug eine Waffe. Walther hatte noch niemals ein eigenes Messer besessen, und Thiderich hatte seines auf der wilden Flucht vor den Prahmführern verloren. Sie mussten sich also mit ihren Fäusten wehren – und sie waren bereit, das auch zu tun.
    Plötzlich ließ ein donnerndes Geräusch die vier Männer aufblicken. Aus dem Nichts schoss ein schwarzes Pferd im vollen Galopp um die Ecke und hielt mit schrillem Wiehern, rollenden Augen und weit aufgerissenem Maul eine Handbreit vor der noch immer regungslosen Millie an, die den Weg versperrte. Der aufspritzende Schlamm verhinderte zunächst die Sicht auf den geheimnisvollen Reiter, doch dann lichtete sich das Bild.
    Thiderich wollte seinen Augen kaum trauen. »Albert von Holdenstede, was tut Ihr denn hier?«
    »Ich erinnere mich«, rief der Angesprochene aufgeregt. Dann sprang er von seinem Pferd; nass geschwitzt vom wilden Ritt und noch immer überwältigt von den neuen Erkenntnissen. Atemlos wiederholte er: »Ich erinnere mich. Nehmt mich mit zurück nach Hamburg, zu meiner Frau und meinen Kindern.«
    Dann ging alles sehr schnell. Noch im selben Augenblick schoss Bodo, den alle für den Bruchteil eines Moments nicht beachtet hatten, mit gezücktem Messer auf den verdutzten Albert zu. »Dorthin werdet Ihr ganz sicher niemals mehr gehen.«
    Der Schrei Thiderichs zur Warnung Alberts kam zu spät.
    Bodo holte aus und rammte sein blitzendes Messer zwei Mal in Alberts Körper. Dann zog er es wieder heraus und versetzte seinem Opfer einen Stoß.
    Darauf ging der Mann, für den alle vier Boten zig Meilen zurückgelegt hatten, zu Boden. Seinen Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, presste Albert die Hände auf die Wunde, aus der ein dünnes Rinnsal Blut sickerte. Fragend blickte er ein letztes Mal auf, dann schlossen sich seine Augen.
    Thiderich stürzte auf Bodo zu und verwickelte ihn sogleich in einen Kampf. Das Messer fiel zu Boden, doch der Hüne brauchte es auch nicht, um Thiderich zu schlagen. Er überragte ihn weit an Körperlänge und Kraft, und so musste sein Gegenüber umgehend harte Schläge einstecken. Mit geballten Fäusten

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