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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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des Gesuchten nannte.
    »Sie … sie suchten … Albert von Holdenstede, ja, das war sein Name!«
    Wie vom Donner gerührt sprang Nicolaus von der Kirchenbank hoch und übersetzte Bodo blitzschnell das Gesagte. Auf ihre Nachfrage, wer denn die beiden Männer gewesen seien, erzählte nun der Pfarrer, dass einer der Männer dem Bauern gegenüber erwähnt hatte, dass sie Gesandte der Frau des Gesuchten waren.
    Nicolaus zwang sich zu einem gepressten Dank und verabschiedete sich bei dem Geistlichen so unauffällig wie möglich. Sie durften sich nicht anmerken lassen, wie niederschmetternd diese Nachricht für sie war, doch auch Bodo gelang dies nur schwerlich. Der Missionar konnte sehen, wie sein Gefährte mit sich rang.
    Dieses Miststück, dachte Bodo, ohne es laut auszusprechen. Sie hatte tatsächlich hinter dem Rücken ihres Muntwalts eigene Boten ausgeschickt. Ihm war klar, dass es schlimme Folgen für ihn haben konnte, sollten die Boten der Frau tatsächlich zuerst auf Albert von Holdenstede stoßen und ihn gesund zurück nach Hamburg bringen. Die Pläne seiner einflussreichen Auftraggeber wären mit einem Streich dahin. Sicher würde einer von ihnen, sei es Willekin von Horborg, Johannes vom Berge oder Vater Lambert, ihm ohne Zögern den Kopf abschlagen lassen. Er musste unbedingt verhindern, dass die Boten des Weibes vor ihnen in Blexen ankamen; das heißt, wenn sie nicht schon bereits dort waren.
    Ohne weitere Verzögerungen erfragten sie den Weg zu dem Hof, auf dem Albert von Holdenstede nun weilen sollte, und machten sich auf zum Stall, wo ihre Pferde standen. Von Varel nach Blexen war es, bei schnellem Tempo, nicht mehr als ein Tagesritt. Im gestreckten Galopp verließen sie die Stadt, grimmig gewillt, ihre Widersacher aufzuhalten – wenn nötig mit roher Gewalt!
    Es hatte wieder angefangen zu regnen, und der ohnehin schwere Boden wurde zu schier unüberwindlichem Schlamm. Frustriert und missgelaunt stapften Thiderich und Walther durch den Morast. Millie ließ die Ohren seitwärtshängen und trottete lahm hinter Thiderich her.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Albert von Holdenstede uns nicht einmal anhören wollte«, begann Thiderich das Gespräch.
    Erbost gab der völlig durchnässte Walther zurück: »Und ich kann nicht glauben, dass du noch immer an diesen Trottel denkst. Was bringt dir das?«
    Thiderich war erzürnt über Walthers Antwort und gab zurück: »Oh, der Herr ist wütend. Bitte verzeiht, dass ich …«
    »Still!«, unterbrach ihn Walther.
    Nun hatte Thiderich genug. »Was fällt dir ein, du Bauernlümmel? Hältst du dich für etwas Besseres, mir den Mund zu verbieten?«
    »Nun sei doch endlich still, du Narr«, entgegnete Walther und unterstrich seine Worte mit einem Wedeln der rechten Hand. »Hörst du das?«
    »Was soll ich schon hören? Den beschissenen Regen höre ich, sonst nichts.«
    Walther reagierte gar nicht auf Thiderichs Worte und versuchte angestrengt zu lauschen.
    Plötzlich hörte Thiderich es auch. Hufgetrappel! Reiter! Und sie kamen schnell näher.
    »Versteck dich, Thiderich«, rief Walther ihm aufgeregt zu.
    Es war keine weitere Erklärung nötig. Beide wussten, dass es nichts Gutes verheißen konnte, wenn jemand diese unwegsame Strecke in so halsbrecherischer Eile entlangritt. Möglicherweise war derjenige auf der Flucht – vielleicht sogar vor Rittern. Thiderich legte keinen Wert darauf, noch einmal welche zu treffen.
    Mit einem beherzten Satz war Walther in den Büschen verschwunden. Thiderich wollte es ihm eilig gleichtun und ebenso in das Unterholz flüchten, doch Millie hatte nicht die geringste Lust, sich in das nasse Gehölz zu quetschen. Störrisch stemmte sie wie so häufig ihre Vorderläufe in den Schlamm.
    »Komm schon, Millie. Bitte nicht jetzt. Walther! Waltheeer!«, rief Thiderich nach Hilfe. Doch dieser war schon zu weit in das Unterholz geflüchtet, um die Rufe seines Begleiters zu hören.
    Albert stand noch immer genau so vor seinen Holzscheiten, wie Thiderich ihn vor wenigen Augenblicken zurückgelassen hatte. Das leichte Ledersäckchen ruhte in seiner flachen Hand und wurde langsam von dem einsetzenden Regen betröpfelt.
    Er kam sich vor wie ein Trottel, denn in seinem Inneren wogte ein stiller Kampf. Sollte er das Säckchen öffnen oder es doch besser gleich ins Feuer werfen?
    Wie auf ein Zeichen trat Tettla gerade jetzt aus dem Haus; in ihrer Hand trug sie einen Holzbecher mit einer dampfenden Flüssigkeit. Schnell versteckte Albert das

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