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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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anschließend unverrichteter Dinge in das Kloster zurückzukehren.
    Die Erinnerungen an den vergangenen Abend lösten abermals Sehnsucht nach ihm und Sorge um die Zukunft in ihr aus – wie konnte etwas nur gleichzeitig so schön und doch so schrecklich sein?
    Auch gestern wieder war ihr als Erstes der vertraut holzige Geruch in die Nase gestiegen, den sie wohl für alle Zeit mit ihren leidenschaftlichen Treffen verbinden würde. Johann hatte bereits im Inneren des Hauses auf sie gewartet und war lächelnd auf sie zugegangen. Doch Runa hatte nicht gelächelt. Sie wich seiner Umarmung aus und offenbarte ihm sogleich ihre Gedanken. »Johann, wir können unsere Liebschaft nicht so weiterführen. Es muss ein Ende haben, bevor man uns entdeckt.« Ihr Wille war stark gewesen, doch ihre Stimme zitterte. Sie hatte erwartet, dass er wütend über ihre Zurückweisung reagieren würde, doch sie irrte sich.
    Wohl wissend, dass ihre Forderung rechtens war, hatte er genickt und gesagt: »Es stimmt, was du sagst, Liebste. Wir begeben uns in große Gefahr. Mir ist bewusst, was du auf dich nimmst, damit wir uns treffen können. Auch dafür liebe ich dich und werde es immer tun.«
    Sein Verständnis hatte die Sache für Runa noch schwerer gemacht. Nur mit größter Not konnte sie an sich halten, um nicht sogleich in seine Arme zu stürzen. Als sie schon dachte, dass sie es jetzt fast geschafft hatte und sie im nächsten Moment siegreich aus dem Haus gehen würde, war er noch einmal auf sie zugekommen und hatte sie in seine starken Arme geschlossen. Zunächst konnte Runa sich noch einreden, dass es eine Umarmung war, die sich zwei Menschen zum Abschied gaben, doch dann fühlte sie, wie er mit sanften Fingern ihre Haube löste und ihre Haarflechten öffnete. Augenblicklich schmolz sie in seinen Händen dahin, und kurz darauf war es wieder um beider Beherrschung geschehen. Sie liebten sich, als würde es das letzte Mal sein, und beim Abschied liefen Runa die Tränen.
    Nun lag sie wieder da, allein in der Dunkelheit und mit all ihren verwirrenden Gefühlen. Es hatte sich wieder so unglaublich schön angefühlt, bei ihm zu liegen und seinen wärmenden Körper zu fühlen. Noch immer meinte sie, seine Berührungen auf ihren Schultern, auf ihren Brüsten und auf ihrem Rücken spüren zu können. Doch sosehr sie es sich beide auch wünschten, es würde niemals eine gemeinsame Zukunft für sie geben.
    Sie war eine Beginen-Schwester, und er war der Ratsnotar der Stadt Hamburg. Auch wenn sie selbst das Kloster jederzeit verlassen konnte und heiraten durfte, war eine Heirat zwischen ihnen beiden völlig ausgeschlossen. Nicht genug damit, dass seine hohe Stellung im Rat der Stadt ihn in einen Stand erhob, der für sie unerreichbar war, Johann gehörte zusätzlich auch noch dem Domkapitel an. Dieses Amt untersagte ihm zum einen natürlich jede Art der fleischlichen Vereinigung und zum anderen ebenfalls die Ehe auf das Strengste. Nicht nur Runa brachte sich mit ihren Treffen demnach in große Gefahr, sondern auch er selbst.
    Bedrückt dachte Runa daran, dass auch sie das Kloster niemals mehr würde verlassen können. Selbst wenn sie jemanden fand, der sie ohne eine Mitgift und mit dänischem Blut heiraten wollte, könnte Runa dem niemals zustimmen. Johann hatte sie entehrt. Ihr Blut war geflossen, und es war für alle Zeit versiegt. Sie war sich bewusst darüber gewesen, als sie sich ihm hingegeben hatte, und sie hatte es dennoch gewollt. Runa bereute es bis heute nicht, denn es würde sowieso nie wieder einen Mann geben, den sie so lieben könnte wie Johann. Lieber darbte sie bis zum Ende ihrer irdischen Zeit im Kloster, als sich je einem anderen hinzugeben und ihre kostbare Liebe auf diese Weise zu verraten. Leider bedeutete dieser Entschluss für Runa ebenso, dass sie sich für alle Zeit ihrer verhassten Magistra Ingrid würde beugen müssen. Doch das Wissen darum, dass sie ein derart unglaubliches Geheimnis in sich trug, gab ihr das schöne Gefühl, Ingrid auf gewisse Weise geschlagen zu haben.
    Während dieser Gedanken hatte sich Runas Unterlippe wie von selbst trotzig vorgeschoben. Etwas in ihr war noch immer dieses kleine starrsinnige Mädchen von damals, das keine Strafen fürchtete und stets tat, was es wollte. Nur ein wenig klüger war sie geworden, sodass diese Seite von ihr nicht mehr die Führung übernahm.
    Irgendwann gestand sich Runa ein, dass es keinen Sinn hatte, noch weiter im Dunkeln zu liegen und grübelnd an die Decke zu

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