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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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sich mit entschlossener Miene vor Johannes, damit Marga heute von ihm verschont blieb.
    Wie jeden Morgen standen die Jungen mit übertrieben hochmütigem Blick nebeneinander in ihrer Kammer und warteten darauf, dass die Frauen sie bedienten. Doch als Hilda und Marga gerade beginnen wollten, sagte Johannes plötzlich: »Halt. Ich wünsche, dass du mich heute ankleidest«, und zeigte mit dem Finger auf Marga.
    Diese zuckte merklich zusammen und erstarrte. Skeptisch fragte sie sich, was er vorhatte.
    Luburgis, die das Geschehen aus einer Ecke heraus beobachtet hatte, fuhr Marga augenblicklich an. »Hast du nicht gehört, was mein Sohn zu dir gesagt hat? Los, wechselt die Plätze und tut, was euch aufgetragen wurde. Danach kommt ihr zu mir in die Küche.« Mit diesen Worten rauschte sie davon.
    Marga gehorchte, doch sie war gewarnt. Während sie Johannes ankleidete, versuchte sie ihm niemals in die Augen zu sehen. Sie spürte, dass er sie boshaft lächelnd anstarrte. Er war nur mit einer Bruche bekleidet, an deren Seiten die Nestelbänder herabhingen, die sogleich die Beinlinge halten sollten. Ansonsten war er nackt. Sein Blick glitt an den Rundungen der Magd entlang. Sie hatte soeben die ersten Handgriffe getan, da regte sich langsam sein Glied. Als Marga sich umwandte, um ein Stück Kleidung aufzunehmen, schob Johannes sein Becken nach vorn, sodass sie gegen die Ausbuchtung in seiner Bruche stieß. Marga erschrak so heftig, dass sie einen Schritt zurücksprang. Augenblicklich schoss ihr das Blut in den Kopf.
    Johannes lachte über ihr erschrockenes Gesicht und befahl ihr schroff, ihn weiter anzukleiden. Mit einigen Umständlichkeiten wegen der dominanten Beule zwischen seinen Beinen gelang es der Magd schließlich, das Gewünschte zu erfüllen. Die Schamesröte wich bis zum Schluss nicht mehr aus ihrem Gesicht. Dann endlich war sie fertig und stürmte mit wehenden Röcken aus dem Zimmer.
    Hilda beendete ihre Arbeit im gleichen Moment und lief geschwind hinter ihrer Tochter her. In der Diele fing sie die Verstörte dann schließlich ein. Energisch nahm sie Marga von hinten am Arm und drehte sie herum. Fest entschlossen, ihrer unerfahrenen Tochter nun eine Belehrung für das ganze Leben zu erteilen, sagte sie streng: »Marga, du darfst ihnen dein Entsetzen nicht zeigen, hast du verstanden? Sie haben Spaß daran, dich zu ängstigen. Erst wenn du ihnen zeigst, dass du stark bist und ihre Grausamkeiten nicht fürchtest, werden sie von dir ablassen.«
    Marga schaute zu Boden. Auch wenn sie mittlerweile neunundzwanzig Jahre alt war, hatte sie keinerlei Erfahrung mit solchen Dingen. Dieser Umstand würde sich auch in den kommenden Jahren niemals ändern, da Luburgis Marga vor langer Zeit unmissverständlich klargemacht hatte, dass sie nur dann im Hause der von Holdenstedes würde arbeiten dürfen, wenn sie davon absah, jemals zu heiraten. Marga hatte eingewilligt – und zwar aus Überzeugung. Männer ängstigten sie. Niemals hätte sie sich vorstellen können, die Dinge mit ihnen zu tun, die ihre Freundin Ella mit ihnen tat.
    Die Magd der von Horborgs war noch immer ihre engste Freundin; und noch immer unterschieden sie sich von Grund auf. Ella war im Gegensatz zu Marga verheiratet. Ein Knecht der von Horborgs hatte ihr vor acht Jahren schöne Augen gemacht und sie zur Frau genommen. Immer wieder erzählte die offenherzige Ella ihrer schüchternen Freundin von den Dingen, die sie in ihrer Kammer taten. Diese Geschichten, dazu die widerlichen Blicke der Zwillinge und das nächtlichen Stöhnen von Luburgis, wenn Conrad sie bestieg, schürten Margas Abscheu. Auch jetzt empfand sie nichts als Scham und Ekel über den eben dargebotenen Anblick von Johannes’ steifem Glied. Sie wusste, dass ihre Mutter recht hatte. Sie durfte den Zwillingen ihre Angst nicht zeigen, sonst erwartete sie hier ein schweres Leben.
    Hilda schaute betrübt auf ihre Tochter, die trotz ihres Alters noch so unerfahren und kindlich wirkte. Sie fragte sich, wie es wohl einmal werden sollte, wenn sie selbst nicht mehr lebte. Dann konnte sie Marga nicht mehr vor den Zwillingen schützen.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. Völlig unerwartet trat Conrad herein, der zu dieser frühen Stunde selten ins Haus zurückkam. »Wo sind die Jungs?«, fragte er sofort.
    Hilda reagierte schnell. »Sie sind oben. Soll ich sie holen gehen, Herr?«
    Ohne ihr zu antworten, fing er bereits an, ihre Namen zu rufen. »Johannes, Godeke, kommt herunter in die

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