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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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presste den Hinterkopf in die Laken.
    »Ausgerechnet heute ist Marga nicht da«, murmelte die Magd vor sich hin, während sie auf das Bett krabbelte. Sie hatte sich mittlerweile Zugang zwischen den zig Unterröcken verschafft und betastete nun sanft die Öffnung zwischen Ragnhilds Beinen. Gleich darauf umspielte ein Lächeln ihre Lippen. »Ich fühle bereits den Kopf. Und es hat Haare, ganz viele!« Ihr freudiger Ausruf blieb unerwidert. Mit flinken Bewegungen zog sie Ragnhild das Kleid, welches ja eigentlich ihr gehörte, über den Kopf. Glücklicherweise war es ihr zu groß, sodass dies ohne Probleme möglich war.
    In diesem Moment trat Luburgis mit den gewünschten Sachen in die Kammer. Beim Anblick von Ragnhilds nacktem Körper zog sie erschrocken die Luft ein. Es war absolut unschicklich, sich komplett zu entblößen – selbst bei der Geburt.
    Ihre Entrüstung fand aber bei keiner der beiden Frauen weitere Beachtung. Hilda wusste nur eines: Kleider waren hinderlich bei einer Geburt, Anstand hin oder her. »Pressen, jetzt pressen«, ermutigte die Magd stetig, die nun zwischen den gespreizten Beinen Ragnhilds kniete. »Es kommt, press weiter, es kommt. Und jetzt atmen.« Nach kurzer Zeit waren beide Frauen verschwitzt. Immer wieder lehnte sich Hilda mit verschränkten Armen auf den gewölbten Bauch der Gebärenden, um dem Kind zu helfen.
    Ragnhild krallte sich mit den Händen in die Laken. Ihr Kopf, ihre Brust und ihre Schultern waren dunkelrot angelaufen, das Gesicht von der Anstrengung gezeichnet. Sie presste vor Schmerz die Zähne aufeinander, und das schweißnasse Haar klebte ihr an der Stirn.
    »Du musst atmen, Kind«, fuhr Hilda die Gebärende an, die daraufhin zu hecheln begann.
    Luburgis stand nur dabei. Ab und zu reichte sie Hilda eine verlangte Sache, dabei sagte sie die ganze Zeit über kein einziges Wort. Es war für Luburgis deutlich zu spüren, dass sie hier nur eine Nebenrolle spielte, und seltsamerweise enttäuschte sie das.
    »Pressen … und gleich noch mal … jetzt atmen, Kind … du machst das ganz hervorragend … noch einmal, streng dich an, Liebes.«
    Nach endlos scheinenden Stunden und etlichen Wiederholungen dieser Sätze drohte die unsagbare Anstrengung Ragnhild zu übermannen. Zwischen den Wehen wurde ihr Blick gespenstisch teilnahmslos, und ihr Atem ging flach. Doch dann endlich kam der große Moment. Sie hörte die auffordernden Sätze Hildas nicht, ihr Körper tat einfach das, was er noch zu tun in der Lage war – pressen. Ein letzter Schrei erfüllte den Raum und vermischte sich mit dem Weinen des gerade geborenen Kindes.
    »Mein Gott, da ist es«, platzte es aus Hilda heraus, die das blutverschmierte Neugeborene aufgefangen hatte.
    Ragnhild weinte vor Glück und Erleichterung. Wie ohnmächtig fiel sie zurück in die Laken und atmete laut ein und aus. Sie war überglücklich, es geschafft zu haben, und die Schmerzen ließen augenblicklich nach. Alle Sorgen und Ängste von vorhin schienen tatsächlich umsonst gewesen zu sein.
    Geübt trennte die Magd Mutter und Kind mit dem Abbinden und anschließendem Zertrennen der Nabelschnur. Genau wie Ragnhild weinte auch sie vor Glück. »Ein Junge, du hast einen Jungen, mein Herz«, teilte Hilda ihr unter Tränen mit.
    Die Frauen lächelten sich zärtlich an. Sie mussten nicht viele Worte tauschen, um zu wissen, was die andere fühlte. Außerdem schien es Ragnhild noch immer unmöglich, auch nur einen einzigen Ton zu sprechen.
    Luburgis hingegen hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nicht genug damit, dass Ragnhild nun schon ihr zweites Kind bekommen hatte, es war tatsächlich auch noch ein Junge, dachte sie verbittert. Am liebsten hätte sie aufgestampft vor Wut.
    Nachdem Hilda den Säugling in saubere Tücher gewickelt und der stolzen Mutter übergeben hatte, hielt sie mit einem Mal in der Bewegung inne. Irgendetwas war seltsam. Der Bauch der jungen Mutter war kaum zurückgegangen. Weit weniger, als es Hilda bei den anderen Geburten hatte beobachten können.
    Ragnhild schaute überglücklich auf ihr Kind und bemerkte den kritischen Blick ihrer behelfsmäßigen Wehmutter zunächst gar nicht. Doch plötzlich schaute auch sie auf. Erneut durchzuckten sie heftige Schmerzen. Ein gemeinsamer Blick auf den Bauch genügte; und die beiden Frauen wussten ohne ein Wort, ohne eine Geste, was nun kommen würde.
    Hilda nahm wortlos das Kind entgegen, welches die junge Mutter ihr aushändigte. Sie übergab es der völlig

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